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Unendliche Geschichten

Bürgermeister Dominik Pichler schwärmte am vergangenen Sonntag von seiner Zeit als Kindergartenkind, der „Kleinen Raupe Nimmersatt“ und dem Elefanten von David Mc Kee, der mit Quadraten in sämtlichen Farben übersät ist. Er berichtete von den Abenteuerfiguren seiner Grundschulzeit wie „Prinz Eisenherz“, „Winnetou und Old Shatterhand“, „Kara Ben Nemsi“, „Emil Tischbein“, „Ronja Räubertochter“ oder den „Fünf Freunden“. Und er erinnerte sich an seine Gymnasialzeit, wo er „in die Welt von John Ronald Reuel Tolkien, in eine Welt voller Zwerge, Elben, Orks und Halblinge, mit Zauberern, Drachen und einem schier aussichtslosen Kampf Gut gegen Böse“ eintauchte.

Der Anlass für diese persönlichen Rückschau war die Eröffnung der Ausstellung „Unendliche Geschichten“ im ersten Stock des Museums, die einen Auszug aus der Büchersammlung von Juliane Metzger zeigt. Deren riesige Büchersammlung gelangte gemeinsam mit der im Museum schon ausgestellten Spielzeugsammlung in den 70ern ins Museum. „Das sind fast 10.000 Bücher. Wir haben vielleicht fünf Prozent davon hier ausgestellt“, machte Museumsleiterin Veronika Hebben die Dimension der Sammlung deutlich. „Das ist ein Stück Kulturgeschichte der letzten 100 Jahre, die sich hier findet.“

Die 1906 in Basel geborene Metzger habe alles, was es in den Jahrzehnten an Kinder- und Jugendliteratur gegeben habe, gesammelt. „Spielzeug und Bücher waren damals selten, so hatte man einen ganz anderen Bezug dazu“, erläuterte Hebben. Die später als eine Art „Lehrbeauftragte“ für Erzieher und Lehrer im NRW-Sozialministerium tätige Frau hatte auch sechs Kinder – drei Mädchen und drei Jungen –  die von dieser Sammelleidenschaft profitierten.

Kinderfreuden

„Die Bücher standen zwar in den Regalen, aber man kann davon ausgehen, dass die sechs Kinder viele davon gelesen haben“, so Hebben. Später schrieb die Sammlerin auch selbst Bücher wie „Kinderfreuden“ mit dem Thema, was man Kindern zum Lesen geben sollte.

Die Ausstellung sei bewusst in einer Form angelegt, „wo wir die Besucher aktiv mit einbinden wollen“, so Hebben. Für die einzelnen Sparten der Literatur – von Kinder- und Jugendbüchern über Autoren wie Tomi Ungerer oder Michael Ende, Volksmärchen, Comics, Fabeln, kleinen Büchern bis zum religiösen Buch oder den  Schul- und Sachbüchern – hat man im ersten Stock offen-luftige Bücherwände in den Raum gesetzt. Dazu gibt es kleine Sitzecken mit Stühlen, Sofas und beschaulichen Stehlampen.

Natürlich sollten die Bücher eigentlich am Platz bleiben, aber man darf schon mal in den Werken blättern und die Zeit vergessen, wie es am Eröffnungstag schon geschah. „Wir haben auch bewusst die Auslagen auf Kinderhöhe, damit die Kinder auch mal ein Buch in die Hand nehmen können.“ Oder man kann sich bei den Notenbüchern auch mal an das dafür hingestellte Klavier setzen – und tatsächlich auch mal spielen. Ergänzt wird das Ganze durch ein Quiz.

Viele Geschichten

Unter den Werken befinden sich natürlich auch einige besondere Exemplare. Im Glaskasten kann man zum Beispiel den „Struwwelpeter“ in lateinischer oder ägyptischer Fassung finden. „Und zum Vergleich haben wir das Original dazugelegt“, erläuterte die Museumsleiterin. Dass die Ausstellung „Unendliche Geschichten“ heißt, war nicht dem gleichnamigen Buchtitel von Michael Ende geschuldet. „Es sind einfach unwahrscheinlich viele Geschichten hier“, so Hebben.

Mit der Ausstellung, so ist die Museumsleiterin fest überzeugt, „treffen wir den Zahn der Zeit.“ Das Ganze passe auch sehr gut in die herbstliche und später weihnachtliche Zeit – ein Grund, warum die Ausstellung im Museum bis zum 5. Januar 2020 laufen wird.