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Bunte Häuschen für die Vögel

Im Schulgarten der Gesamtschule Kevelaer-Weeze tut sich was. Lange Zeit lag das Gelände im Schatten des Hülsparkstadions brach. Dank einer Garten-AG unter der Federführung von Sonderpädagoge Matthias Brade und Sozialarbeiter Cornelius Niederholz erlebt er jetzt ein Revival. Jeden Donnerstag wird dort mit Schülern gegraben, gehämmert und gewerkelt.

Ein Bienenhotel lockt bereits die Insekten an. Jetzt haben auch die gefiederten Freunde eine neue Anflugstelle. 38 Nisthilfen nebst Vogelhausinstallation sind ab sofort im Schulgarten anzutreffen. Gebaut wurden die Häuschen im Rahmen der Aktion „Der frühe Vogel“.

„Letzten Sommer griffen 20 Sieben- und Achtklässler unserer Schule im Rahmen der Projekttage das Motto der Ausschreibung des Fachverbands der Tischler NRW sowie der Natur- und Umweltschutzakademie NRW auf“, erklärt Martina Boudewins, Didaktische Leiterin der Gesamtschule. Federführend waren dabei Techniklehrer Frank Maubach und Obermeister Heinz-Josef van Aaken. In seiner Tischlerei gingen die Jungen und Mädchen zwei Tage zu Werke.

Zuschneiden, Feilen, Schleifen und Verschrauben

„Es war eine gute Gelegenheit, den jungen Leuten den Holzbereich näher zu bringen“, sagt van Aaken. „40 Nistkästen war unser hochgestecktes Ziel. 38 Nistkästen sind es geworden.“ Das Erleben der praktischen Arbeit in Schule und Tischlerei, gepaart mit dem Wissen um aktiven Naturschutz habe die Schüler begeistert. „Schließlich ist es wichtig, dass die Schüler auch die andere Welt kennenlernen“, verweist Martina Boudewins auf den Besuch von Handwerksbetrieben. Bei van Aaken haben die Jugendlichen sowohl allein als auch im Team gearbeitet. Dabei haben sie das Zuschneiden, Feilen, Schleifen und Verschrauben von Holz sowie den abschließenden Anstrich der Werkstücke erlernt.

Leroy und Luca hat der Tag in der Tischlerei jedenfalls gut gefallen. „Wir können uns vorstellen, sowas auch beruflich zu machen“, sind sich die beiden 14-Jährigen einig. Für Heinz-Josef van Aaken ein Beweis, dass er mit der Aktion richtig liegt: „Generell sind doch momentan viele Handwerksberufe auf der Suche nach Nachwuchs.“

Einen Anreiz Richtung Berufswahl soll auch die Garten-AG geben. „Bei uns geht es neben dem selbstständigen Arbeiten in der Natur auch um Durchhaltevermögen und Wetterfestigkeit“, sagt Matthias Brade.

Der Natur eine Chance geben

Nein, die Welt verändern oder gar den Klimawandel aufhalten, das könne man nicht. „Aber wir hier in Twisteden können und möchten unseren Beitrag gegen das pflanzliche und tierische Artensterben leisten“, betonte der erste Vorsitzende Werner Neumann mehrmals während der Jahreshauptversammlung des Natur- und Heimatvereins Twisteden-Kleinkevelaer.

Traditionell findet diese immer wenige Tage vor dem Weihnachtsfest statt und wird gerne von zahlreichen Mitgliedern angenommen.

Denn neben den üblichen Tagesordnungspunkten verspricht die Jahreshauptversammlung immer auch einen informativen Rückblick und einen Ausblick auf kommende Vorhaben, humorvolle Beiträge in Wort und Bild sowie ein traditionelles deftiges Essen nach niederrheinischem Brauch. Der Einladung gefolgt waren auch Johanna Ambrosius, Ortsvorsteherin von Kleinkevelaer, und der erste, aus Twisteden kommende stellvertretende Bürgermeister, Norbert Baumann. Für stimmungsvolle musikalische Unterhaltung sorgte, wie auch schon in den vergangenen Jahren, die Band Q-Brass.

Gekürzte Öffnungszeiten

Im ereignisreichen Jahresrückblick von Werner Neumann, der gespickt war mit Aktivitäten seitens des Vereins, die zur Verschönerung und Pflege des Dorfes dienten, dankte er besonders den fleißigen Helfern aus dem Verein. „Ohne sie wäre so manche Blume und Pflanze im vergangenen heißen Sommer vertrocknet“, berichtet Neumann, der zudem der Truppe vom Mini-Golf-Platz dankte. „Ohne diese Truppe könnte der Mini-Golf-Platz nicht in einem so Tip-Top Zustand erhalten bleiben“, betonte er. Durch das Aufhören des langjährigen Platzwartes Horst Ehren müssen die Öffnungszeiten der Minigolfanlage im kommenden Jahr gekürzt werden.

Einen sagenhaften Erlös von 1.000 Euro brachte der traditionelle Erbsensuppen- und Reibekuchenverkauf ein. Dieser wurde je zur Hälfte dem Jugendraum Twisteden, stellvertretend nahmen Enzo Breuer und Jona Metten einen Scheck entgegen, und dem örtlichen St. Martinskomitee übergeben.

Hierfür bedankten sich stellvertretend Theo Winkels und Karl-Heinz Hellmans für die Unterstützung und die große Anteilnahme am Martinszug. Der Erlös dürfte als zusätzlicher Ansporn für das „Suppenhühner“-Team gelten, am 20. Oktober 2020 erneut den Kochlöffel zu schwingen.

„Das Engagement unserer Mitglieder ist nicht selbstverständlich“, bedankte sich der Vorsitzende Werner Neumann ausdrücklich, bevor er auf sein eigentliches Anliegen zu sprechen kam. Denn dass ihn einmal das Artensterben so beschäftigen werde, daran habe er nicht geglaubt. „Das Artensterben ist nahezu erschreckend. Es ist unglaublich, was da auf uns zukommt und wir sind alle aufgefordert, etwas zu tun“, machte er in seiner eindringlichen Rede klar.

Dazu rief er bereits im Sommer dieses Jahres zu einer Patenschaft für eine gepachtete Bienenwiese auf, die Landwirt Theo Heuvens zur Verfügung stellt. (Das KB berichtete). „Bis heute sind hierfür 126 Patenschaften eingegangen“, verkündete Neumann hocherfreut, der sich besonders auch über eine 500-Euro-Spende vom Twistedener Vogelverein freute.

Für einen weiteren informativen Vortrag hatte der Natur- und Heimatverein den Leiter des Betriebshofes der Stadt Kevelaer, Johannes Baaken, eingeladen. Dieser sagte zur Aussaat und Pflege der zukünftigen Blumenwiese, gemeinsam mit seinem in Twisteden wohnenden Mitarbeiter André Elbers, seine fachliche Unterstützung zu.

Es sei wichtig, solche Ressourcen zu schaffen und zu erhalten, denn das Wissen alter Generationen, die Natur zu schützen, ginge langsam verloren. „Gärten und Vorgärten haben sich leider steinreich verändert“, resümierte der Baumschulmeister, der für die anstehende Bienen-und Insektennahrungswiese eine hochqualitative Mischung zusammenstellt. „Blumenwiesen sollen Menschen erfreuen und die Tiere ernähren“, so Baakens Schlussworte, der damit das Wort wieder an den ersten Vorsitzenden übergab.

100 Nistkästen übergeben

Dieser wies erneut darauf hin, dass im 1998er Golddorf an vielen Plätzen Naturschutz groß- geschrieben werde. Zusätzlich werde man in den kommenden Wochen 100 selbstangefertigte Nistkästen der Stadt Kevelaer übergeben. Zum Wohle der Vögel verteilte Neumann fast 4.000 Maisenknödel an 239 Mitglieder des Natur- und Heimatvereins Twisteden Kleinkevelaer.

Zum Ausklang des Abends unterhielt Franz Wustmans mit Fotos von Goldhochzeiten aus den Jahren 1955 und 2004 auf unterhaltsame Weise die anwesenden Gäste. Nach dem Motto: „Altes erhalten und Neues nicht verhindern“, ging in der Adventszeit eine gemütliche und informative Jahreshauptversammlung des Natur- und Heimatvereins Twisteden-Kleinkevelaer mit dem Heimatlied „Wor hör ek t‘hüß“, zu Ende. Nein, die Welt können sie nicht verändern, aber der Natur eine Chance geben, das gelingt dem Natur- und Heimatverein in Twisteden seit nahezu 40 Jahren.