Von der Steinwüste zur Insektenoase
Eine triste, graue Steinwüste zierte bis Anfang dieser Woche noch das Grundstück von Martina Behlke in Kervenheim. Insekten verirrten sich kaum dorthin und Gartenarbeit machte der Kervenheimerin zwischen lauter Steinen schon lange keinen Spaß mehr. Beim Vorgarten-Wettbewerb der Stadt Kevelaer gewann Behlke den ersten Preis und durfte sich über eine Umgestaltung ihres Gartens freuen, die vor allem auch den heimischen Insekten zugutekommen soll. Die Planung des Projekts übernahm Jürgen Kulcke, Fachmann auf dem Gebiet des Gartenbaus. „Da steckt viel Logistik hinter“, machte der Kevelaerer deutlich, als er am Dienstagvormittag mit seinem Bepflanzungsplan in Kervenheim stand. Gemeinsam mit Nina Jordan (Klimaschutz Kevelaer) sowie Anne Ripkens und Michael Bongers von der „Gasa Group Germany GmbH“ bepflanzte er an diesem Tag den Vorgarten.
Weniger Aufwand und gut für die Umwelt
Die Vorbereitungen hatten am Montag bereits die Firma Steegmann (Garten- und Landschaftsbau) aus Wetten übernommen. So wurde unter anderem der Kies abtransportiert sowie der Boden aufgelockert und begradigt. Die Pflanzung, betonte Nina Jordan, solle natürlich für mehrere Jahre halten. Das bedeute nicht nur weniger Aufwand durch ständig wechselnde Pflanzen, sondern habe ganz nebenbei auch einen positiven Einfluss auf die Umwelt. Denn während die Kevelaerer Klimaschutzmanagerin die einzelnen Pflanzen – und davon gibt es in Behlkes Vorgarten nun weit über 100 Stück – aus ihren Töpfen hob, stellte sie fest, wie viel Abfall dabei anfällt. Die alternativen Töpfe, die natürlich abbaubar sind, gebe es einfach noch nicht in der Masse.
Für den Vorgarten der Kervenheimerin wurden insektenfreundliche Pflanzen gewählt. Wichtig sei dabei, dass die Pflanzen eine offene Blüte haben, sagte Kulcke. Außerdem habe man beachtet, dass die Pflanzen nicht alle gleichzeitig, sondern nacheinander blühen. Neben Bodendeckern finden sich in Behlkes Vorgarten nun auch Lauch, Katzenminze und Fette Henne. „Nachher muss der Boden komplett bedeckt sein“, erklärte Kulcke. Er rechnet damit, dass der Boden im nächsten Jahr zugewachsen ist. Womit man generell aufpassen solle im eigenen Vorgarten, sind giftige Pflanzen, da der Garten für jedermann zugänglich ist. So wurde auch in Martina Behlkes Garten auf giftige Pflanzen verzichtet. Allgemeine Tipps für die Umgestaltung verschiedener Vorgärten zu geben, sei schwierig, sagte Kulcke. Denn dabei komme es immer auf den Charakter des Gartens, den Standort und die Vorlieben der Gartenbesitzer an. Wer einen komplett bedeckten Boden oder blau/weiß blühende Pflanzen nicht mag, wäre mit der Bepflanzung des Gartens in Kervenheim sicher nicht glücklich. Martina Behlke hingegen hatte es sich genauso vorgestellt und durfte sich am Dienstagabend, als sie von der Arbeit heimkehrte, über einen Garten freuen, der kaum wiederzuerkennen ist.
Kosten hängen von Größe und Vorlieben ab
Um sich die Grundlagen anzueignen, die bei der Gartenbepflanzung wichtig sind, hat Nina Jordan unter www.kevelaer.de/vorgarten Links mit Informationen dazu zusammengestellt. Im Normalfall – wenn man nicht gerade eine Gartenumgestaltung gewinnt – spielt bei einem solchen Projekt natürlich auch der Kostenfaktor eine Rolle. Der Vorgarten von Martina Behlke hat mit ca. 17 Quadratmetern Größe einen ungefähren Wert von 1.500 Euro. Doch auch das sei natürlich von Garten zu Garten unterschiedlich und hänge von den Ansprüchen der Gartenbesitzer ab, sagte Nina Jordan. „Etwas Interessantes, das ich bei dieser Aktion gelernt habe, ist, dass es auch im Garten Modeerscheinungen gibt“, musste Jordan schmunzeln. Und während die fleißigen Helfer die letzten Pflanzen in den Boden setzten, fanden sich bereits die ersten summenden Besucher ein, um die neue „Oase“ in Augenschein zu nehmen.