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Blumige Aktion für Hummel, Biene und Co.

Wohl kaum ein Thema hat im vergangenen Jahr die Gemüter so sehr erhitzt wie der Klimawandel und deren Folgen für Mensch und Tier. Fast scheint es so, als habe das Coronavirus die Klimaveränderung in den Hintergrund gedrängt. Das aber wäre fatal.

Mit oder ohne Corona schreiten der Klimawandel und damit das Artensterben unaufhaltsam voran. Dem Umweltschutz verschrieben, und das seit mehr als 40 Jahren, hat sich der Natur- und Heimatverein Twisteden-Kleinkevelaer. „Ich glaube, dass die Menschen sich bewegen und auch etwas ändern wollen“, sagte Werner Neumann, erster Vorsitzender des 1981 gegründeten Natur- und Heimatvereins Twisteden-Kleinkevelaer e.V., im vergangenen Sommer und rief damit eine pfiffige Idee ins Leben. (Das KB berichtete).

Gesucht wurden Paten für eine Bienenweide, um Insekten, Bienen und Co. Nahrung zu bieten. Mit den Spenden sollten Brachflächen in überlebensnotwendige Refugien umgewandelt werden. Die Reaktionen darauf waren selbst für den Vorsitzenden und Kämpfer in Sachen Naturschutz überwältigend.

„Bis Weihnachten vergangenen Jahres hatten wir über hundert Patenschaften und großzügige Spenden für unser Vorhaben“, erklärt Neumann freudestrahlend. Doch damit nicht genug. Twistedener Landwirte und im Ort ansässige Gärtner stellten brach liegende Flächen zur Verfügung, um am Projekt mitzuwirken. „Dafür möchten wir uns, auch im Namen des Natur- und Heimatvereins Twisteden-Kleinkevelaer, einfach mal herzlichst bedanken“, betonen Werner Neumann und Doris Mierzwa, 2. Vorsitzende des Vereins, mit bewegten Worten.

Im April dieses Jahres bearbeitete Landwirt Theo Heuvens an acht Stellen insgesamt 35.000 Quadratmeter Feldflächen. Anschließend säte er hier das spezielle Wildblumensaatgut aus. Für die Wildblumenmischung stand der Leiter des Betriebshofs der Stadt Kevelaer, Johannes Baaken, beratend zur Seite. „Jetzt hoffen wir auf den dringend benötigten Regen“, sagt Neumann mit flehendem Blick zum Himmel.

Schließlich sollen Hummeln, Bienen, Hornissen und alle anderen Artgenossen schon bald auf Schafgabe, Löwenzahn und Co. fliegen und sich daran laben können.

Sicherlich kann der Natur- und Heimatverein mit dieser Aktion nicht die Welt retten. Das weiß auch der Vorsitzende des Vereins. Doch jede noch so kleine Maßnahme trägt zum Erhalt der Artenvielfalt bei. Und darauf kommt es den Verantwortlichen an.

Diese Blumen werden nicht verwelken

Das Wahrzeichen der Landfrauen ist die Biene. Diese emsigen und stets regen Insekten tummeln sich gerne in Scharen zwischen großen und kleinen Blüten. In unseren Gärten, am Wegesrand oder auf heimischen Wildblumenwiesen fühlen sie sich wohl. So war es eine Idee des Landesverbandes, die einzelnen Landfrauenortsverbände aus ganz Nordrhein-Westfalen an der Gestaltung einer großen Blumenwiese der besonderen Art anlässlich der Landesgartenschau 2020 in Kamp-Lintfort zu beteiligen. Ein saisonunabhängiges, witterungsbeständiges, buntes und vielfältiges Blütenmeer war das Ziel. Auch wenn es zu Coronazeiten nicht möglich ist, sich in Scharen zu tummeln, sind viele Ortsverbände dieser Idee gefolgt und haben sie mit Idealismus, Kreativität sowie Liebe zum Detail umgesetzt.

Auf dem Gelände der Landesgartenschau stehen nun seit dem 7. April, wie auf einer Wildblumenwiese verstreut, viele unterschiedliche mannshohe bzw. frauhohe Blumenskulpturen. Gefertigt wurden sie in dafür leer geräumten Garagen oder vielleicht sogar in den Wohnzimmern der Rheinischen Landfrauen. „Wir hatten überhaupt keine Vorgabe, außer der Standfestigkeit, und ich bin total begeistert, wie verschieden die Arbeiten ausgefallen sind. Abgesprochen haben wir uns nicht und dennoch ist keine einzige Blume wie die andere“, erklärt Margit Ermers, Vorsitzende des Ortsverbandes Kevelaer. Mehr als 50 unterschiedliche florale Kunstwerke aus den jeweiligen Ortsverbänden schmücken nun die ausgewählte Wiese auf dem Gelände. Ob aus Blech, PET-Flaschen, Fahrradspeichen oder Hufeisen, der Phantasie waren keine Grenzen gesetzt. „Eine Blume ist sogar gestrickt“, sagt Margit Ermers.

Backformen als Blütenblätter

Mit Anita Peters, ebenfalls im Vorstand des Ortsverbandes Kevelaer ehrenamtlich tätig, brachte sie die Blumenskulptur am vereinbarten Abgabetermin Richtung Kamp-Lintfort. Anita Peters bastelt gerne mit Holz oder anderen Alltagsmaterialien. In ihrer Werkstatt befindet sich so mancher Gegenstand, der unter ihrer Bearbeitung ein anderes Aussehen erhält. So auch die gebrauchten Backformen, die nun an der heruntergefallenen Astgabel vom Birnbaum, versehen mit leuchtenden Farben, als Blütenblätter eine neue Bestimmung erhielten.

„Hier wird ständig etwas neu geboren“, sagt Anita Peters und meint damit nicht nur die Arbeit in der Werkstatt, sondern auch die Arbeit mit ihren Tieren, ob Schafe, Hunde oder das an diesem Morgen neugeborene Ponyfohlen. Etwas Neues auszuprobieren und zu schaffen, mache ihr einfach Spaß und da Backformen im geheimen ebenfalls ein Wahrzeichen der Landfrauen seien, sei schnell klar gewesen, dass sie diese verarbeiten werde. Die Backformenblütenblume ist gut gelungen und leuchtet nun zwischen den anderen Kunstgewächsen im Blütenmeer.

Gepflügt werden kann die Wiese nicht, denn sie steht felsenfest an ihrem Platz, wo sie geduldig auf viele Besucher wartet. Gut, dass sie witterungsbeständig und saisonunabhängig ist. So wird sie getrost die verspätete Eröffnung der Landesgartenausstellung überstanden haben.

Eine bunte Blumenwiese aus Twisteden

Im Frühjahr dieses Jahres verschenkte der Natur- und Heimatverein Twisteden-Kleinkevelaer e.V. weit über 100 Gläser der Niederrheinischen Wildblumenmischung an seine Mitglieder. (Das KB berichtete). Entwickelt und auf den Weg gebracht wurde diese spezielle Mischung von der Familie Baaken aus Achterhoek.

Auch Kerstin Sanderse holte sich ein Glas der Wildblumenmischung und säte diese an ihrem Grundstück aus. Über die tolle und wirksame Entwicklung erfreut sich die Twistedenerin jeden Tag: „Nicht nur, dass es wunderbar blüht, nein, es summt und brummt auch noch darin“, freut sich Kerstin Sanderse, die uns von ihrer Wildblumenwiese ein paar Fotos zugeschickt hat.