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Bibelgeschichten modern erzählt

Schon in der Bibel wird Bethesda, der Wunderteich in Jerusalem, erwähnt (Joh 5,1-16). Manchmal geriet das Wasser in Bewegung und derjenige von all den Kranken und Siechen, der zuerst bei der Wallung ins Wasser stieg, wurde geheilt.
38 Jahre lang sollte ein Kranker dort auf seinen Moment warten, doch es galt das Recht des Stärkeren. Da er lahm war, kam er immer zu spät ins Heilwasser und wartete so Tag für Tag und Jahr um Jahr vergeblich auf Heilung.
In der Clemenskirche im Klostergarten wurde dieser Wunderteich nachgebildet. Im blauen Scheinwerferlicht bildeten kreisförmig gelegte Backsteine diese wunderliche Zisterne nach. Das aufwallende Wasser wurde lebendig nachgebildet durch in zwei Reihen einziehende Kinder, die blaue Tücher dort ablegten.
Im modern aufbereiteten Kindermusical aus der Feder von Roland Klein wurde dieses Recht des Stärkeren durch eine pfiffige Geschäftsidee von Kurdirektor Eumenes (Klara) gebrochen, doch nun galt: Heilung gegen Bezahlung. Für den Lahmen Josia (Carlotta/Maria) schien nun jede Hoffnung verloren, da er arm war, doch Jesus (Anne), der Wundertäter, kam selbst, um den Lahmen zu heilen. Noch gestützt von Freundin Sara (Anna/Kerstin) stellte sich der zuvor Gelähmte auf seine eigene Beine.

Die Solisten zeigten sich textsicher und hoch konzentriert.


Im Wechsel mit Freundin Sara und dem ganzen Chor sang er: „Ich kann geh’n, ich kann geh’n, seht ein Wunder ist gescheh’n. Lange war ich müd und krank, doch nun jauchze ich vor Dank! Kommt schnell her und schaut mich an, denn gesund fühl ich mich an. Dieser Fremde, wie ihr seht, ist bestimmt ein Heilsprophet!“ Das Sonnenlicht brach in bunten Strahlen durch die Glasfenster der Clemenskirche und ließ das Heilungslied und den ersten Gang mit einer bewegenden Liedkomposition zum Höhepunkt dieser Wundererzählung werden.
Neben Bethesda wurde auch die Heilung des blinden Bar­timäus (Mona) in der Klosterkirche lebendig nacherzählt und besungen. Diesem Bettler, der von Geburt an blind war, aber unermüdlich nach Jesus (Johanna) rief, als er hörte, dass er in Jericho war, ging nach der Heilung auch im übertragenen Sinne ein Licht auf. Er verließ seine Heimatstadt und folgte Jesus nach.
Ganz in weiß waren die rund 50 Kinder von sechs bis 16 Jahren, die unter musikalischer Leitung von Romano Giefer diese beiden biblischen Singspiele einstudiert hatten. Mit knapp einer Stunde Text- und Gesangsdarbietungen ganz ohne Blatt präsentierte der Vor- und Mädchenchor eine stolze Gesangs- und Gedächtnisleistung.
Seit Oktober hatten die Sängerinnen und Sänger auch fleißig für ihren großen Auftritt geprobt und meisterten ihn bravourös. Unter fachlicher Anleitung von Tanz- und Theaterpädagogin Marita Billaudelle kam für den Chor dieses Mal zum ersten Mal auch die schauspielerische Darstellung dieser beiden Wunderheilungen hinzu. Es galt nun, nicht nur auf der Bühne zu stehen und zu singen, sondern auch die Dialoge und Szenen lebendig zu schauspielern. Die Clemenskirche konnte räumlich voll ausgenutzt werden und von allen Seiten konnten die im Halbkreis angeordneten Zuschauer die singenden Ein- und Auszüge, die Krückengänge der Gelähmten oder den Heilungsgang von Josia um den stimmungsvoll blau beleuchteten Altar gut verfolgen.
Durch einige Requisiten, wie Stöcke, Augenbinde, Bettlermantel oder schwarze Jacken der Kurverwalter von Bad Bethesda wurden die Rollen auch optisch aufgewertet. Durch professionelle Tontechnik und Headsets der verschiedenen Akteure, saubere Stimmen der Chor- und Solistendarbietungen und durch die gelungene Musik des Düsseldorfer Komponisten Klaus Wallrath mit Texten aus der Feder von Roland Klein war die Aufführung auch akustisch ein Genuss. Neben den vielen Sängern wirkten instrumental Romano Giefer am Keyboard, Marion Klotz (Köln) und Annette Giefer mit Oboe und Querflöte an dem eindrucksvollen Klangerleben mit.
Mit Zwischenapplaus und begeistertem Finalapplaus mit stehenden Ovationen wussten die 50 Darsteller und die Verantwortlichen, dass die beiden zeitgenössischen Bibelstücke mit Witz und Tiefgang das Publikum begeistert hatten. Elisabeth Schmitz, die selbst drei Enkelkinder hat, die mitwirkte, sagte: „Alle Kinder waren so aufmerksam und diszipliniert dabei. Wir waren alle begeistert. Es war eine tolle Sache.“
Die Zusammenarbeit beider Chöre und die Zusammenführung von Musik und Spiel war für viele Mitwirkende sehr inspirierend. „Wann kommt Marita denn wieder?“, wollte direkt nach der Aufführung auch der sechsjährige Johannes wissen. Die gelernte Schauspielerin, die seit letztem Jahr wieder in Kevelaer wohnt, hatte selbst richtig Spaß an der Arbeit mit den begeisterten Chorkindern, konnte mit dieser Musik und der Darbietung der Kinder viele „Gänsehautmomente“ erleben. Mit Romano Giefer war sie vor dem ersten großen Auftritt in Gedanken auch schon ein Stück weit an der Planung für eine Fortsetzung.
https://www.kevelaerer-blatt.de/bartimaeus-und-bethesda/

Bileam und seine Eselin

„Bileam und sein Esel“ ist eine weniger bekannte Erzählung aus der Bibel. Gerd Peter Münden hat dazu jedoch ein ganz in Reimform gehaltenes Singspiel geschrieben, das die Geschichte treffend und humorvoll beschreibt. Der Titel des Singspiels lautet: „Die Geschichte von Bileam und seiner gottesfürchtigen Eselin”. Die Kinder der St.-Hubertus-Grundschule führten dieses Stück im Forum Pax Christi auf.
Schuldirektorin Helga Dückers Janßen freute sich, dass auch das Wetter mitspielte. Seit August 2015, so führte sie aus, wurde in Kooperation mit der Pfarrgemeinde St. Marien ein Musikzweig an der Grundschule eingerichtet. Seitdem hat jedes Kind zweimal wöchentlich eine Singstunde durch Basilikakantor Sebastian Piel. Im Rahmen dieser Singstunden wurde dieses Singspiel einstudiert. Alle Schüler von der 1. bis zur 4. Klasse hatten mitgemacht.
Dückers Janßen freute sich, dass die Schule mit diesem Singspiel so einen Beitrag zur Festwoche der Wallfahrtsgemeinde leisten konnte. Unter der Leitung von Sebastian Piel präsentierten die 200 Schüler ein kurzweiliges Singspiel und begeisterten das Publikum. Die musikalische Gestaltung übernahmen Romano Giefer am Keyboard und seine Frau Annette mit der Querflöte. Als Erzähler wirkte Basilikaorganist Elmar Lehnen im roten Samtsessel mit. Aufmerksam umgeben von den Schülern las er aus einem großen Buch die Geschichte von Bileam und seinem Esel vor.
„Kein Ende nahm die lange Reise und täglich Manna nur als Speise“, beschrieb der Erzähler die Situation der Israeliten, die nun schon 40 Jahre in der Wüste umherirrten. Doch Mose (Ole Grave/Mila Probst/Mona Giefer) machte dem Volk Mut: Gott werde es nicht verlassen. Der König der Moabiter, Balak, (Theo Wilbers) hatte Angst vor diesem großen Volk Israel. Er wollte den Seher Bileam (Clara Wollmann) mit Gold bestechen, die Israeliten zu verfluchen. Bileam zog mit seinem Esel (Rosa Löwenthal) auch wirklich los, um den Fluch auszusprechen, doch ein Engel Gottes (Sidi Touray) stellte sich ihnen in den Weg: „Bileam sieht den Engel zornig blicken, er fühlte seine Beine knicken.“ Schließlich musste Bileam erkennen: „Wie könnte es ein Mensch versuchen, ein Volk, das Gott liebt zu verfluchen?“ Statt das Volk zu verfluchen, segnet er es schließlich. „Dies Volk, es ist das Volk des Herrn, er segnet es und hat es gern.“ Zum Abschluss sangen alle Schüler „Wie schön leuchtet der Morgenstern“ und ernteten mit ihrer ersten großen Aufführung viel Applaus.
Die Schüler hatten nicht nur viele Reimverse auswendig wiedergegeben. Viele hatten sich auch verkleidet und stellten die Handlungsabläufe so anschaulich dar. Scheinbar ohne Scheu und Aufregung sprachen oder sangen die Hauptdarsteller mutig ins Mikrofon. Sie zeigten, dass es an der Schule viele stimmliche Talente gibt, die durch den musischen Zweig gebührend gepflegt werden. Die Schüler hatten es geschafft, die etwas unbekannte Bileamgeschichte in heiterer und lebhafter Weise darzustellen.