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Mexikaner danken Kevelaerern

Der Kevelaerer KB-Leser Thomas Suchecki, der gemeinsam mit seiner Frau auf dem Kevelaerer Adventsmarkt mexikanisches Essen verkauft hat, um Erdbebenopfer zu unterstützen, schreibt über die Hintergründe und den Erfolg seiner Spendenaktion:

„Bist du dir sicher? Dieses Land ist sehr gefährlich“, waren die häufigsten Sätze vor meiner Abreise 2012 nach Mexiko.
Bereits vorher habe ich sieben Länder in Lateinamerika bereist, insgesamt 1,5 Jahre in diesen Ländern gelebt. „Was kann also schon passieren?“, dachte ich mir und flog los.
Die erste Station sollte Matías Romero im Bundesstaat Oaxaca werden. Ich kam an und war überwältigt. Eine der – finanziell und sozial – ärmsten Gegenden in Mexiko und doch so reich. Obstbäume an jeder Ecke: Papaya, Mango, Bananen, Sternfrucht, Maracuja, Granatapfel, Guaven, Orangen und viele andere. Frisch zubereitete Tacos, handgemachter Käse, überall Chilis und etliche unbekannte Objekte.
Hier haben sich Edir H. Moguel und seine Frau Olga Corzo als Pastoren niedergelassen mit der Aufgabe, dauerhaft die Region zu verbessern. Heute arbeiten beide als Pastoren und Berater in Gemeinde, Gesellschaft und Politik, um die Zustände vor Ort zu verbessern. In dem 40.000-Einwohner Städtchen, das auf der Hauptroute zwischen Guatemala und Mexiko liegt, sind Drogenschmuggel, Frauenhandel und Kriminalität ein häufiges Thema. Die meisten Leute leben in Armut, meist mit dem Nötigsten, das gerade einmal für das tägliche Überleben reicht.
In Mexiko habe ich fünf Jahre gelebt, dort meine Frau kennengelernt und geheiratet. Derzeit leben wir zusammen in Kevelaer. Insgesamt habe ich Matías Romero bis heute neunmal besucht und bin jedes Mal überwältigt von der Gastfreundschaft und Offenherzigkeit der Leute.
Am 8. September 2017 war ein ganz normaler Tag. Ein Freund aus Matías Romero war zu Besuch in Kevelaer, ich saß morgens bei der Arbeit und plötzlich die Nachricht: Erdbeben in Mexiko. Meine Gedanken waren überall, nur nicht bei der Arbeit. Dann die Gewissheit: Ein Erdbeben der Stärke 8,2 direkt vor der Südküste Mexikos. Matías Romero: Direkt betroffen. Unzählige Häuser, Gebäude und Hotels sind umgestürzt. Die Menschen wissen nicht, wo sie bei der anstehenden Regenzeit unterkommen sollen. Viele Hunderte haben alles verloren, haben die Region fluchtartig gen Norden verlassen. Bis heute zählt man knapp 30.000 Nachbeben, täglich bebt die Erde weiter, man hat sich dran gewöhnt. Bis heute dauern die Hilfsarbeiten an.
Die Reaktion der Bevölkerung war erstaunlich: Hunderte Freiwillige, Krankenschwestern, Architekten begaben sich in die Gebiete um zu helfen.
Und wir? Wir saßen in Deutschland mit der Ohnmacht, nichts unternehmen zu können.
Unsere Gedanken: In der Nachbarschaft Plätzchen verkaufen, ein Abendessen machen und Freunde einladen. Dann die Idee: Auf dem Weihnachtsmarkt mexikanisches Essen verkaufen.
Dann wurde aus der Idee Realität: Meine Frau Priscila und ich bekamen die Möglichkeit, in Kevelaer mexikanisches Essen anzubieten mit dem Ziel, den Gewinn nach Mexiko zu spenden.
Die Resonanz war positiv. Viele Personen unterstützen uns bei unserem Vorhaben. Das ganze Essen wurde frisch zubereitet, dennoch waren es anstrengende drei Wochen in der Kälte.
Mit Tacos, Quesadillas und heißer Limette war es schwer, gegen Pommes, Currywurst und Glühwein zu konkurrieren. Viele Leute waren dennoch begeistert von der Idee und kamen so nach und nach, auch, weil das Essen „mal etwas anderes“ war.
Nach knapp drei Wochen endlich das Fazit: Knapp 600€ an Gewinn konnten erwirtschaftet und so nach Mexiko gespendet werden. Das ist sehr viel Geld, wenn man bedenkt, dass die Leute im Durchschnitt 5€ pro Tag verdienen. An Ostern war es soweit: Wir konnten endlich Edir und Olga sehen und ihnen das Geld übergeben. Wir sahen uns bei einer Konferenz in Monterrey, der Heimatstadt meiner Frau.
Die Übergabe wurde auf Kamera festgehalten, die rührenden Momente gab es erst im Anschluss: Man ist müde von der Korruption, von der Arbeit, von der fehlenden Unterstützung. Es sind Tränen geflossen; aus Dankbarkeit und aus Erleichterung.
Die klare Nachricht: Vielen Dank, vielen Dank an alle Kevelaerer für die freundliche Unterstützung.
Es war klar: Wir möchten das Geld nicht an eine Organisation übergeben. Wir wollten es direkt an die richtigen Personen geben.
Nach Matías Romero werden wir wohl erst im Herbst fliegen. Unsere Hilfe ist dort jetzt schon angekommen.
Im Namen von Edir H. Moguel, Olga Corzo, Priscila Medina und mir, möchten wir uns für jeglichen Zuspruch, Unterstützung und Kauf herzlich bedanken! Vielen Dank!“

Für weitere Informationen und Berichte aus Matías Romero bitte E-Mail an thomassuchecki@gmail.com.