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Sie verewigen ein Stück Heimat

Ausgestattet mit reichlich Farbtöpfchen und diversen Pinseln setzen die Fassadenkünstler in schwindelerregender Höhe ihre Pinsel an. Denn bis zur Eröffnung der neuen Saison im Irrland sind es nur noch wenige Tage.
Das aber bringt Lydia Hitzfeld und ihre Tochter Vanessa nicht aus der Ruhe. „Das schaffen wir“, versichern die Künstlerinnen. Mit der Fassadengestaltung des Wasserturms hat die aus Kervenheim stammende Künstlerin ein weiteres Kevelaerer Wahrzeichen ins Irrland gebracht. Ebenfalls zu erkennen ist ein Feuerwehrturm, inklusive Rutschstange. „So ein Fabrikturm stand mal auf Schravelen“, weiß die Künstlerin zu berichten.
Die Idee dazu kam ihr ziemlich spontan. „Ich habe mir überlegt, was Jungs wohl so lieben“, erklärt Lydia Hitzfeld. Verewigt hat sie zudem auch noch die Kevelaerer Kultkneipe „Prinzenhof“, und, wie kann es anders sein, Szenen aus der Bauernhoferlebnisoase. „Ich wollte damit eine Verbindung nach außen schaffen“, erklärt die Künstlerin, der auch im dritten Irrland-Schaffensjahr wieder ein wahres Highlight gelungen ist.
Gemeinsam mit ihrer Tochter Vanessa hat Lydia Hitzfeld im Erlebnispark ein Stück Heimat geschaffen. Und das lässt nicht nur die Herzen der Kevelaerer höher schlagen. Denn ein Rundblick durch die ehemalige Maishalle lässt fast die Vermutung aufkommen, als sei Kevelaer nach Twisteden verlagert worden?
Als die Betreiberin vom Irrland 2017 auf die Idee kam, der Maishalle ein neues Outfit zu verleihen, stieß sie bei Lydia Hitzfeld auf offene Ohren. „Eigentlich sollte hier eine Häuserfassade mit Dorfcharakter entstehen“, erklärt Hitzfeld. Die damalige Straßenmalkünstlerin stieß mit ihrer Idee, Kevelaerer Häuserfassaden hier zu verewigen, sofort auf Zustimmung des Betreiberpaares. So bewaffnete sich Lydia Hitzfeld mit einem Fotoapparat und hielt damit die Häuserfassaden der Marienstadt fest. „Absolut interessant“, sagt die Künstlerin, die vor 15 Jahren ihr Talent rein zufällig entdeckte.
Statt ihrer Tochter Vanessa auf Straßenmalfesten nur über die Schulter zu schauen, meldet sie sich selbst beim Straßenmalwettbewerb in Geldern an. Ganz spontan. „Ich landete direkt auf dem Treppchen“, erzählt die Künstlerin. Von da an war es um die Mutter von drei Kindern geschehen.
Ihr unvergleichliches Talent, Gemälde in 3D Form auf Straßen oder an Häuserfassaden zu malen, brachte sie bis nach China, in die Vereinigten Staaten, die Niederländischen Antillen und kreuz und quer durch Europa. „Vor der Entstehung sehe ich das Bild vor meinen Augen. Ich sehe, wie es sein soll“, erklärt die weltweit bekannte Künstlerin, die jedes ihrer Gemälde liebt, aber auch um ihre Vergänglichkeit weiß: „Straßenmalkunst ist nicht für ewig.“
Einer der Gründe damals einen Auftrag im Irrland anzunehmen. Denn hier in der Halle bleibt ihre Kunst bestehen. Für die hier entstehende Häuserfassade sortiert sie ihre Fotografien, zeichnet vor, tüftelt und rechnet, um diese auf 35 Meter Wände aufzubringen.
Zu sehen sind unter anderem die Fassaden der Glasmalerei Derix, des Goldenen Löwens, der Museumspassage, der Basilika-Innenhof mit Eingang zur Beichtkapelle oder auch des alten Rathauses. Aufgemalte Kaugummiautomaten, eine auf dem Dachsims lauernde Eule, vertraute Storchenpaare und im Wind flatternde Wäsche wecken Kindheitserinnerungen, machen alles herrlich natürlich. „Es macht so viel Spaß, hier ein Stück Heimat zu verewigen“, gesteht Lydia Hitzfeld, die mit ihrer Kunst nicht nur das Betreiberehepaar des Irrlands begeistert, sondern ab Samstag erneut auch die zahlreichen Besucher des Freizeitparks.