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Gelebtes Miteinander

Gemütlichkeit, Unterhaltung und Kinderspaßbeherrschten die Szenerie unter dem Dach der Öffentlichen Begegnungsstätte. An den im Raum aufgestellten Tischen trafen sich Bürger, Mitarbeiter der Caritas, Flüchtlingshelfer und Mitglieder des Runden Tisches mit Flüchtlingen zum angeregten Plausch. Der „Runde Tisch Flüchtlinge“ hatte den Kuchen gespendet, den die Gäste des Festes miteinander verspeisten und sich dazu Kaffee gönnten.
„Die Erwachsenen haben oben den Raum fürs Erzählen, die Kinder unten fürs Spielen. Die Bastelstube ist gut besucht“, stellte der Flüchtlingskoordinator der Stadt, Heinz-Josef Theunissen, fest. Eine Etage tiefer durften die Kinder in einem großen Raum miteinander basteln oder ließen sich Motive in das Gesicht oder auf die Arme malen. „Ich male jetzt eine Adler, weil der so gut fliegen kann“, erzählte die zehnjährige Rabya aus dem Irak.
Der Neu-Kevelaerer und frühere Rostocker David Burau betrachtete mit einem Lächeln das lebendige Gewusel. „Wir sind erst im Sommer hierhergezogen, wollen Kontakte knüpfen. Da hatte ich mehr Freunde bei den Flüchtlingen. Es ist nicht wichtig, zu unterscheiden“, betonte er den menschlichen Aspekt dieser Begegnungen.
Zuvor hatte das Fest zweimal im Sporthotel, dann auch bei Schiffer und im Klostergarten stattgefunden. Jetzt hatte man mal die ÖBS als Anlaufpunkt ausgesucht. „Es ist eine gute Resonanz“, zeigte sich Gudrun Blumenkemper von der Caritas „super zufrieden“ mit der Atmosphäre des Nachmittags, „einfach weil die Menschen sich wohl fühlen und miteinander ins Gespräch kommen.“
Und Mike Sahel, der seit Jahren als Dolmetscher Brücken zwischen den Kulturen schlägt, freute sich darüber, „dass sich hier auch Flüchtlinge begegnen, die sich länger nicht gesehen haben.“ Die Tatsache, dass man sie über solche Ereignisse als „wichtig erachtet“ und ihnen Aufmerksamkeit schenkt, sei „nach wie vor sehr wichtig.“ Theo Spronk hatte zwei junge Männer mitgebracht, die aus Guinea stammen und noch nicht lange in Deutschland sind. Die Sprache sei für diese Personen nach wie vor das größte Problem, schilderte der Flüchtlingshelfer seine Erfahrungen.
Für viele , die schon länger hier sind, „ist es selbstverständlich, sich hier in Kevelaer eine Perspektive aufzubauen“, erinnerte sich die frühere Flüchtlingsberaterin Anne van Rennings gerne an die ersten Aufrufe des „Runden Tisches“ vom November 2014 und den „Kochtreff“, den sie mit initiiert hatte. „Viele kenne ich davon noch, es bestehen viele persönlichen Kontakte.“ Man spreche darüber, „wie es den Kindern so in der Schule geht“ und über andere alltägliche Dinge. So ein fröhliches und integratives Fest zeige, dass so manche Stereotype und Aussagen über Flüchtlinge „fern der Realität“ seien.
Bei den Flüchtlingen kam das Treffen super an. „Eine schöne Atmosphäre“ machte der Syrer Hiam Ibrahim aus. Bah Mohamed Aliou aus Guinea freute sich darüber, dabei zu sein, „Es ist wichtig, weil hier alle Nationen zusammenkommen und den Austausch pflegen.“ Dieter Althans, der mit seiner Frau seit drei Wochen eine Familie aus Syrien betreut, sprach von einer „Win-Win“-Situation. „Da vermischen sich die Kulturen miteinander“, so der 61-Jährige. Der Mensch zähle und nicht, woher er komme. „Und wenn man sich mit Respekt begegnet, dann erfährt man Respekt.“