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Ganz ohne Karneval geht es nicht

Vor dem Haus von Präsident Rolf Roosen parkten die Vorstandsmitglieder der Karnevalsfreunde Twisteden (KFT) mit ihren fünf Autos, um dem „Zug“ mit dem einen Wagen eine entsprechende coronakonforme Jecken-Begleitung zu verleihen. „Ganz ohne geht einfach nicht. Zumindestens etwas – 14.11 Uhr, zur traditionellen Zeit“, unterstrich der Zugmarschall der KFT, Kevin Ricker. „Volksauflauf ist kontraproduktiv – angekündigt isset nicht“, machte er klar, dass man im Vorfeld vorsichtig gewesen war.

Anna Lindemann und Calvin Ehren hatten ihr Auto mit dem Schriftzug „Helau 2021“ beklebt: „Ich bin da durch meinen Freund reingerutscht, ich finde die Aktion ganz schön“, meinte die junge Frau. „Wir machen das einfach mal so“, meinte ihr Freund, ein von Kindesbeinen an begeisterter Karnevalist. „Ein bisschen die gute Laune ins neue Jahr hineintragen“ war seine Motivation.

Die vierjährige Paula saß mit ihrer Mama im Wagen davor und rief schon begeistert: „Helau“. Sie habe sich schon den ganzen Tag darauf gefreut, lächelte die junge Dame. „Das ist mein erster Karnevalszug.“

Der Papa im Kofferraum

„Hoppeditz“ Uwe Ehren saß im Kofferraum. „Das ist coronakonform, weit weg von den anderen. Man muss zeigen, dass wir auch an Karneval denken“, feierte er so eine besondere Form des „Erwachens.“ Das „bestätigte“ auch sein „fast angeheirateter Schwiegersohn“ Philipp Gründel: „Der war das ganze Jahr im Kofferraum – jetzt haben wir ihn rausgelassen“, scherzte der gebürtige Duisburger. „Dass ich meinen Papa mal im Kofferraum transportieren würde, habe ich nicht gedacht“, musste auch Freundin Danielle Ehren lachen. „Es ist zumindestens ein bisschen Feeling“, war sie voller Vorfreude. „Die Vorbereitung heute morgen hat Spaß gemacht und alles, was sonst fehlt, konnte man so vielleicht ein bisschen auffangen.“ 

KFT-Präsident Rolf Roosen fuhr ganz vorne mit dem am Vortag noch umgerüsteten Minigarden-Wagen und seiner Familie. KFT-Kassierer René Ehren fuhr den Trecker vorne, seine Frau Jessica und die beiden Töchter feierten auf dem Wagen mit. „Das hat ein bisschen was von „Anarchie“, was wir hier machen. Aber die haben wir uns ja genehmigen lassen“, war Roosen gespannt auf das, was passiert. „Wir haben eigentlich letztes Jahr im November schon gesagt, wir machen das so. Alle Vereine lassen sich irgendeine Aktion einfallen, fahren zu den anderen Vereinen hin, verschenken Orden und Tütchen.“ Da wolle man nicht zurückstehen. „Die Menschen sollen einfach nur wissen, dass wir daran gedacht haben.“ Groß kommuniziert habe man das vorher natürlich bewusst nicht, um Menschenansammlungen zu vermeiden.

Die Jecken setzten sich in Bewegung

Zu „Nie mehr Fastelovend“ von „Querbeat“ setzte sich der kleine Tross mit dem „Hoppeditz“ Uwe Ehren und dem Vize-Präsidenten Reiner Schreiber an der Spitze, Musikboxen in dem hochgerichteten Kran und einem „uralten Schild, das wir gefunden haben, als wir den Trecker rausgeholt haben“ (Roosen) vom Birkenweg aus in Bewegung. 

Auch aus dem Auto heraus ließ es sich mitfeiern.

Mit der lauten Musik von Brings, De Höhner und anderen Klassikern sorgte der Zug naturgemäß für Aufmerksamkeit. „Überraschen tut mich hier gar nix mehr – ein Vögelchen hat es mir erzählt. Geil“, meinte ein Nachbar. „Wenn man Tradition aufrechterhält gegen alle Widerstände, das ist toll.“ Die Musik lockte auch Patty und Michael Brünken vor die Tür. „Super Aktion“, fanden beide. Und in der Quirinusstraße ließ es sich „Attacke“ Karin Raimondi nicht nehmen, ein paar Buttons zu verteilen. „Einfach nur klasse“, meinte sie.

Auch später am Gerberweg und der Kuhstraße feierten Menschen mit – so wie Sandra Schubert mit ihrem Mann und den Töchtern Emilia und Klara. „Da wird einem schon warm, etwas Herzschmerz, aber schön“, verband sie damit den Wunsch vieler. „Nächstes Jahr feiern wir wieder und werden uns in dem Armen liegen.“

Auch Familie Keuler trat vor die Haustür.  „Super, ich bin überrascht, dass hier ein paar Autos fahren. Wir machen hier unsere Privatparty“, meinte „Indianerin“ Desirée Keuler, deren Tochter Lina wie eine kleine Fee aussah. Und an der Kurve der Gaststätte Peters hin zur Dorfstraße tollte Tilo Lichner ausgelassen tanzend vor der Haustür. „Megageil, herrlich. Ich habe gestern Geburtstag gehabt, da gab es auch schon Karnevalsmusik.“

„Normale“ Fahrzeuge im Karnevalszug

Auf der Dorfstraße mussten sich einige „normale“ Fahrzeuge in die Kolonne einreihen, so dass die Autoschlange kurzzeitig sogar noch etwas länger erschien. Die Fahrer nahmen es gelassen, im Kreisverkehr hin zum Irrland bog der Tross ab in Richtung Ausgangspunkt. 

Die Akteure auf dem Wagen waren happy. „Es war anders wie sonst, aber besser wie gar nix“, meinte Jessica Ehren. Und Präsident Rolf Roosen ergänzte: „Auf der Dorfstraße war der Zug länger als die Jahre davor, weil soviele Autos dahinter waren. Die Familien, die da zusammen standen, die passten alle zusammen. Die kennen wir ja.“ Also verlief alles coronakonform. Und letztlich habe man Freude vermitteln können. „Es waren in jedem Haus lachende Gesichter. Keiner hat uns den Vogel gezeigt – also war die Idee gar nicht so schlecht.“ 

Eine Bildergalerie zu den diesjährigen Karnevalsaktionen finden Sie hier auf unserer Website.