Beiträge

Nähe aufbauen geht auch digital

Dass Videokonferenzen für beinahe jede Form der Besprechung ein geeignetes Format sind, hat sich in den vergangenen Monaten deutlich gezeigt. Ob allerdings darüber auch ein so vertrauliches und persönliches Format wie ein Kommunikationstraining für Paare funktioniert, da waren die Expertinnen des Bistums Münster zunächst skeptisch. Nachdem sie ein solches Training jetzt zum ersten Mal per Video abgehalten haben, zogen die Trainerinnen Eva Polednitschek-Kowallick aus Münster und Gemma Walterscheid aus Steinfurt aber ein positives Fazit: „Trotz des digitalen Raumes konnten wir die Nähe zu den Paaren aufbauen und sie coachen. Die digitale Distanz wurde überwunden – die Paare und auch wir hatten das Gefühl, gemeinsam in einem Raum zu sein.“

Das Kommunikationstraining „Ein partnerschaftliches Lernprogramm“ (EPL) bietet das Referat Ehe- und Familienseelsorge in Zusammenarbeit mit der Arbeitsgemeinschaft für katholische Familienbildung e.V. (AKF) aus Bonn an. Dazu kamen vier Paare aus ganz Deutschland am Wochenende zusammen – diesmal nicht in einem Tagungshaus, sondern vor ihren eigenen Bildschirmen zu Hause. Die Trainerinnen coachten die Paare mit Vorträgen und in Einzelbegleitung, für letztere nutzten sie sogenannte Breakout-Räume. Darin ist eine Kommunikation außerhalb der Großgruppe im kleinen Kreis möglich.

Inhaltlich ging es in dem Training um zehn Kommunikationsregeln. Anhand derer wurden die Paare durch sechs Themenbereiche geführt. So setzten sie sich etwa mit dem Aussprechen von Gefühlen, dem Lösen von Meinungsverschiedenheiten, Wertvorstellung und Glauben, dem Formulieren von Erwartungen und der Sexualität in der Beziehung auseinander.

Bessere Konzentration auf Partner*in

Die Trainerinnen zeigten sich positiv überrascht, auf diese Weise so gut arbeiten zu können. Zwar habe einerseits ein Gruppengefühl nicht in dem Maße entstehen können wie bei einem analogen Treffen. Hierfür habe insbesondere die gemeinsame Abendgestaltung gefehlt. Dafür aber „gelang die Konzentration auf den Partner oder die Partnerin besser, und einige Teilnehmer haben uns außerdem gesagt, dass sie sich in ihrer häuslichen Umgebung besser hätten öffnen können, weil diese ihnen Sicherheit gegeben habe“, berichtet Polednitschek-Kowallick.

Geeint habe alle Paare die Motivation, an ihrer Kommunikation zu arbeiten und die gemein- same Zeit am Wochenende bewusst zu nutzen, um sich näher zu kommen. Die konkreten Themen seien ganz individuell, von der Kindererziehung über die Karriere bis hin zu Zukunftsplänen oder der Balance zwischen Nähe und Distanz. „Meist steckt hinter diesen allgemeinen Themen ein tieferes Thema“, weiß die Trainerin, „und durch die Zuhörer- und Sprecherregeln, die die Paare im Seminar erlernen, kommen die Bedürfnisse, Gefühle und Sehnsüchte zu Tage und werden zur Sprache gebracht. Das schafft Nähe, Tiefe und Verständnis und lässt den Partner, die Partnerin neu entdecken.“

Großer Vertrauensbeweis

Dass die Paare an diesem Prozess die Trainerinnen hätten digital teilnehmen lassen, nötigt Polednitschek-Kowallick Respekt ab. „Es ist nicht selbstverständlich, dass wir sozusagen mit ins Wohnzimmer genommen werden und sie vor uns, vor einer Kamera, ein privates Gespräch führen“, betont sie.

Die nötigen Materialien hätten die Paare vorab per Post erhalten, in separaten Umschlägen, um sie passend zur jeweiligen thematischen Einheit öffnen zu können. Auch deshalb hätten die Teilnehmenden das Seminar als „sehr gut strukturiert und hilfreich“ erlebt. Zudem sei das digitale Format besser mit der Kinderbetreuung vereinbar. Insgesamt hätten sie bilanziert, dass sie die emotionale Nähe zueinander hätten ausbauen können.

Paare, die an einem Kommunikationstraining interessiert sind, sind zum nächsten Training eingeladen, das von Freitag, 12. März, bis Sonntag, 14. März, digital stattfinden soll. Anmeldungen sind ab sofort unter der Mailadresse familien@bistum-muenster.de möglich. Hier gibt es auch weitere Infos.