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Zart und zerbrechlich, bunt und verspielt

Geschickt formt Christin Neumann den dünnen Draht zu einer filigranen Blume. Kleine Rundhölzer machen diese nahezu perfekt. „So, jetzt erhalten die Blüten noch ihre Füllung“, erklärt Christin Neumann ihr weiteres Vorgehen.
Behutsam und vorsichtig betupft sie jede Blüte mit ganz gewöhnlichem Nagellack. Das was für Außenstehende ziemlich kompliziert und auch Geduld erfordernd aussieht gelingt der jungen Frau spielerisch. Mehr noch. Es wirkt geradezu meditativ.
„Ja, das ist es auch zuweilen“, lacht die Mutter eines dreijährigen Sohnes. Erst vor wenigen Jahren entdeckte Christin Neumann ihre Liebe zur kreativen Kunstfertigkeit wieder neu. „Sie war ziemlich eingeschlummert“, bestätigt die zierlich wirkende Frau, die schon als Kind ihre Fähigkeit im Malen entdeckt.
Gefördert wird sie von ihren Eltern. Als Teenager besucht sie die Kreativwerkstatt Creaktivo in Rheinberg, probiert sich hier durch sämtliche Techniken der Malkunst. „Dabei begeisterte mich Aquarellmalerei am meisten“, gesteht die kunsthandwerklich geschickte Frau.
Mit Schulschluss und dem Abi­tur in der Tasche begibt sie sich auf die Suche nach ihrer beruflichen Zukunft. Während einer Gutshofrestaurierung wird dieser Weg eindeutig geebnet. „Das war für mich faszinierend“, beschreibt sie diese Arbeit, worauf sie ein freiwilliges Jahr in der Denkmalpflege absolviert. Ein komplettes Jahr arbeitet sie an der Seite von Gerlinde Möhrle, Glasrestauratorin aus Köln, im Xantener Dom.
2008 beginnt die ursprünglich aus Aschersleben in Sachsen-Anhalt stammende junge Frau in den Glaswerkstätten Hein Derix ihre Ausbildung im Bereich Glasmalerei und Kunstverglaser. „Hier arbeitet man überwiegend nach Vorgaben, da bleibt wenig Raum für die eigene Kreativität…“, erklärt Christin Neumann, die in dieser Zeit die ungewöhnlichsten Orte kennenlernt. Unter anderem arbeitet sie unter der Dachkuppel des Aachener Doms. „Ein faszinierender Arbeitsplatz“, erinnert sie sich noch heute.
2016, nach Heirat und Geburt ihres Sohnes Liam, möchte sie ihre Ideen wieder in die Tat umsetzen. Lässt sie vorerst die Nähnadel ihrer Nähmaschine auf und ab tanzen, Kinderkleidung und diverse Taschen finden Liebhaber auf dem ersten in Twisteden stattfindenden Sternenmarkt, schon bald folgen Kunstobjekte aus Draht, Federn in Kombination mit Aquarellmalerei.
Mehr noch. Mit unterschiedlichen Drahtstärken fertigt sie Letteringdeko an, drapiert diese in kleine Rahmen oder setzt unzählige umherfliegende Schmetterlinge gekonnt in Szene.
Manches Mal wirken ihre Kunstobjekte zart und zerbrechlich, ein anders Mal bunt und verspielt. „Wenn mir eine Idee kommt, dann möchte ich diese auch bald umsetzen“, erklärt Christin Neumann, die sich im eigenen Kreativraum entfalten, ausprobieren und ihren Ideen freien Raum geben kann. „Ohne die Unterstützung meines Mannes und der Familie könnte ich das allerdings nicht machen“, betont die junge Frau, die dieses Glück sehr zu schätzen weiß.