Zwischen Himmel und Erde, zwischen Queen und Oerding

Dass in einem Chor Schüler, Hausfrauen und Unternehmer mit dem Bürgermeister   und Rentnern gemeinsam singen, ist nicht üblich. Doch gerade das macht einen besonderen Reiz des Familienchors aus. Auch das Repertoire ist bunt gemischt und besteht aus anspruchsvoller Chormusik geistlichen und weltlichen Charakters.
Für jeden ist hier etwas dabei, von lustig bis schwer“, versichert Dorothee Waitschies. „Es macht unheimlich Spaß, hier mitzusingen.“ Manche Chorsänger, wie die Studentin Anne Boscheinen und ihre Schwester Sina, sind schon von klein auf bei der verschiedenen Chören der Basilikamusik. Andere sind noch recht frisch im Chor, wie die 17-jährige Madeliso. Sie besucht mit Sina die 11. Klasse des Kardinal-von-Galen-Gymnasiums und kam über sie vor vier Wochen zum Chor. Auch eine ihrer Lehrerinnen singt mit.
Gerade haben die Sänger einen langen Probentag vor sich, von 10 Uhr an wird mit Pausen bis 16 Uhr diesem Tag geprobt. Eine lange Zeit, aber die Sänger sind motiviert und jeder hat Lieblingsstücke unter dem Repertoire. „A tribute to Queen“ etwa oder „You`ve got a friend in me” aus Walt Disney’s Toy Story, “Jesus died alone” von John Parker oder “In the last days” von J. Paul Williams. Alle sind mit Eifer dabei und wissen, es geht um das Konzert am 28. Juni.
Im Forum Pax Christi wird das traditionelle Konzert des Familienchors, das immer den Haupttitel „Zwischen Himmel und Erde“ trägt, diesmal sich besonders auch mit Queen-Stücken beschäftigen. Anlass für die Würdigung der Rockband war der gefeierte, preisgekrönte Film „Bohemian Rhapsody“, der im letzten Oktober in die Kinos kam und die Geschichte der Band erzählt. Das war auch für den Chordirektor Grund genug, einige Stücke von Queen mit dem Familienchor einzustudieren und dem Konzert den Untertitel „Bohemian Rhapsody“ zu geben.
Aber vor der Probe heißt es erstmal, warm werden. Romano Giefer weiß den 55 Sänger starken Chor mit Arme- und Beinekreisen, Händereiben, Knieschütteln und Hüftschwung ordentlich aufzwärmen. Dann folgen Konsonantenübungen K-K-S, Klangtropfen werden gebildet und die „Ziehharmonika“ des Körpers durch Intervallsprünge ausgefahren.
“Denkt an umgedrehte Paukenkessel”
Das erste Stück, das dann ausführlich geprobt wird, ist „Come let us sing“ von Micha Keding. „Macht Rhythmus mit der Sprache“, so der Tipp des Chorleiters vorab. Giefer spielt stehend am Klavier und lässt seine Sänger nie aus den Augen. Beim rhythmischen Refrain steht er in der Mitte, klatscht und schnippt mit den Fingern. „Halleluja, come and let us sing, he is the king of kings!“, heißt es dort.  Chorleiter Giefer will aus dem Chor alles rausholen und wendet sich an die fünf Bässe: „Ich habt da ganz lange nur einen Ton. Das muss klingen, als würde man riesige Fenster aufmachen, denkt an umgedrehte Paukenkessel.“ Mit diesem Bild vor Augen üben die Bässe noch einmal die Stelle, im vierstimmigen Klang mit Tenören, Alt und Sopran.
„Song of Mary“ von Richard Shephard ist dagegen ganz anders. Das englisch-lateinische Marienlied über die Begegnung zwischen Maria und Elisabeth, beide in froher Erwartung, ist ganz ruhig und getragen. „Leichtfüßig“, markiert Romano Giefer den Charakter des Liedes. „Denkt, als würdet ihr auf Luftkissen gehen. Alle Noten sind nicht schwer, sondern selbsttragend“.
Bei einem Stück ist Romano Giefer nicht nur der Chorleiter, sondern auch Chorarrangeur. Er hat das Lied „Heimat“ von Sänger und Songwriter Johannes Oerding für vierstimmigen Chor arrangiert. „O Heimat, schön, wie du mich anlachst. Du bist immer da, wenn ich keinen zum Reden hab. O Heimat, und wie du immer aussiehst, ich trag dich immer bei mir, wie’n Souvenir.“ Dieses sehr poetische, rhetorisch brilliante Lied hat auch Romano Giefer begeistert und ihn zum vierstimmigen Chorsatz inspiriert.
Dass der inzwischen berühmt gewordene und in Hamburg lebende Sänger sogar in Kapellen aufwuchs, schenkt seinem Lied „Heimat“ nochmals einen speziellen Niederrhein-Klang. Wie der Familienchor Johannes Oerdings Lied und die weltberühmten Queen-Medleys zu Gehör bringen wird, das kann jeder dann beim großen Konzert selbst hören. Romano Giefer ist auf jeden Fall zuversichtlich: „Die Stücke sind eine großartige Mischung von Sprache und Melodie. Der Chor bekommt noch den letzten Schliff. Es wird sicher ein klasse Konzert.“