Zwei Leben mit Musik

„Zu Anfang war die Affinität zur Musik nicht da“, gesteht Wolfgang Hebben, wenn er über seinen Zugang zum Musikverein spricht. Der 46-jährige Winnekendonker, der seit fast 30 Jahren als Trommler mitwirkt, war eigentlich eher für Fußball zu haben und kickte als Junge bei Viktoria Winnekendonk. „Da gab‘s 1983 eine Krise und ein Großteil ist rausgegangen“, erinnert er sich. Sein Vater, der beim Musikverein in den 60er-Jahren die Trommel gespielt hatte, fragte damals, ob er das nicht auch lernen wolle.
Der kleine Wolfgang sagte sich: „Probier ich mal“, und schon durfte er acht Wochen später im Musikverein sein erstes Konzert bestreiten. Erst lernt er nach Gehör („So was wäre heute nicht drin“), geht dann in den Unterricht und lernt Schlagzeug. „Das hat sich dann einfach verselbstständigt“, erzählt der gelernte Diplom-Volkswirt, der in der Kämmerei des Kreises Kleve mit für die Finanzen verantwortlich ist. „Da hat was geschlummert, was geweckt werden musste.“
Mit Mitte 40 gehört er mittlerweile schon „zum alten Eisen“ – seine Affinität zur Musik ist geblieben. „Ich bin aber auch froh, wenn so viele talentierte Jugendliche nachkommen“, meint der Musiker. Er kann sich beim Spielen „austoben“, wie er sagt, „und mit ein bisschen Taktgefühl macht das Spaß.“
Im Verein ist er sehr umtriebig, war 2. Vorsitzender und bis 2010 längere Zeit Geschäftsführer. Als er gefragt wird, ob er Festkettenträger werden möchte, nimmt er Rücksprache mit seiner „zugeheirateten“ Ehefrau Steffi, die sieht, was das für ihn bedeutet: „Na klar, wenn es so kommen sollte“, sagte die.
„Eine schöne Ehre und eine Anerkennung für das, was man geleistet hat“, sei das, meint Wolfgang Hebben nicht ohne Stolz. „Aber die anderen hätten es genauso verdient gehabt.“ Schon der Moment der Proklamation im Frühjahr sei besonders gewesen. „Das wird bei der Kirmes genauso sein.“ Ein bisschen weiß er, was das bedeutet: Sein Vater war schon Adjutant, die Schwester Festkettenträgerin beim Kirchenchor.
Bei Sonja Blenkers begann das Musikspiel dagegen sehr früh. „Man hat uns in der Grundschule schon gefragt, ob wir in den Musikverein wollen“, erzählt die 36-Jährige. „Mama, darf ich in den Musikverein?“, lautete dann die Frage, zu der sie selbst heftig den Kopf schütttelte. Ihre Mutter meine nur: „Na klar.“ Unter den Instrumenten, die ihr Großvater nach Kevelaer verliehen hatte, fand sich eine Klarinette. „Die war schon altersschwach und gab bald den Geist auf.“ Dafür fand sich Ersatz und heute bekennt Blenkers: „Das war die beste Entscheidung meines Lebens, auf Mama zu hören nd ein Instrument zu lernen – weil es mir Spaß macht.“ Die Musik fülle sie so aus, dass sie „das einzige Hobby ist, was ich habe.“
Dass Hebben und Blenkers gemeinsam das Festketten-Tandem bilden, ist eine besonderes Sache. Denn beide verbindet nicht nur Freundschaft, sondern vor allem die Geschichte ihrer Familien. „Mein Opa und ihr Opa sind Brüder. Beide haben den Musikverein mitbegründet und waren echte Vereinsmeier, beschreibt Hebben den historischen Bezug.
Was beide auch eint, ist das komische Gefühl, zum ersten Mal seit Jahrzehnten zur Kirmes kein Instrument in Händen halten zu dürfen. „Das wird was Besonderes sein“, glaubt Hebben angesichts der Tatsache, dass Sonntagmorgen 50 Musikerkollegen vor der Tür stehen werden. Und natürlich hofft er angesichts der Unwetter der vergangenen Tage auf trockenes, mildes Wetter zum Feiern.
Denn noch in der Woche vor der Kirmes hatte er 30 Stunden ohne Schlaf wegen des vollgelaufenen Kellers zu bewältigen. „So langsam kommen wir aber in den Feierlaune-Modus rein.“ Und was Festkettenträger und Adjutantin beide ebenfalls eint, ist der Wille, noch lange musikalisch tätig zu bleiben: „Wir spielen beide solange, wie der liebe Gott uns lässt.“ (aflo)
Weitere Berichte rund um die Winnekendonker Kirmes im Kevelaerer Blatt vom 30. Juni 2016!