Zur Jubiläumswallfahrt kommen sie mit einem Rucksack voller Sorgen und Anliegen

Eine Kerze in der Kerzenkapelle steht an einem besonders herausgehobenen Platz: Mitten im Gang steht seit langer Tradition die Pilgerkerze aus Rees.

Der einstige Pastor Johannes Stalenus begann bereits im Jahr 1643, eine Pilgergruppe auf die Wallfahrt nach Kevelaer zu führen. Dies war nach der Einsetzung des Gnadenbildes im Jahr zuvor die erste Wallfahrtsgruppe, die sich auf den Weg zur Trösterin der Betrübten machte. Ohne Unterbrechung, etwa durch die zwei Weltkriege, pilgern die Reeser seither Jahr für Jahr nach Kevelaer. In diesem Jahr wird das 375. Jubiläum dieser ersten Kevelaer-Wallfahrt gefeiert. Dazu wurde ein eigenes Jubiläumsprogramm auf die Beine gestellt.

Johannes van Acken (68), kommt schon seit Jahrzehnten zu Fuß nach Kevelaer. Die 30 Kilometer lange Strecke kennt er bestens. Er ist Mitglied des Vorbereitungsteams der Jubiläumswallfahrt und hat auch die letzten Jahre die Wallfahrten nach Kevelaer von Rees aus mitorganisiert. Wie viele Pilger dieses Jahr am letzten Augustwochenende von Rees nach Kevelaer kommen werden, kann aber auch er nicht genau sagen. Durch die kurze Entfernung, so seine Vermutung, werden viele individuell anreisen. Mit Maria Saalmann und anderen hat er aber auf jeden Fall eifrig die Werbetrommel gerührt: „Wir haben viel Reklame gemacht. Aus persönlichen Gesprächen vermuten wir, dass unsere Pilgergruppe wohl 50 Prozent größer sein wird als sonst“, so van Acken.

Erstmalig wurden auch eine eigene Internetseite gestaltet und ein neues Emblem entworfen, das die Pilger auch als Button erwerben können. Dieses Emblem der Reeser Künstlerin Elli Kemkes zeigt drei Pilger in historischer Kleidung. Als ungünstig hat sich erwiesen, dass die Bocholter Pilger zur gleichen Zeit mit annähernd tausend Menschen in Kevelaer sind und die Übernachtungsmöglichkeiten sehr begehrt sind. Eine Neuerung ist es, dass die Wallfahrt auch für Samstag und Sonntag getrennt möglich ist. An beiden Tagen sind gemeinsame Anreise und Abreise per Rad oder mit dem Bus organisiert, mehr Aufwand für das Organisationsteam, aber so hoffen sie auch auf mehr Teilnehmer. Diese Aufsplittung soll wohl auch beibehalten werden.

Alle Pilger, die aus Zeit- oder Altersgründen verhindert sind, wurden zur Jubiläumswallfahrt eingeladen, ihre Sorgen und Anliegen aufzuschreiben und in einen Rucksack mit der Aufschrift „Maria hilf“ zu geben, der nach Kevelaer mitgenommen wird. Dieser hing in der Reeser Pfarrkirche aus: „Er ist erstaunlich, wie viele Menschen von dieser Möglichkeit Gebrauch machten. Wir nehmen gern den vollen Rucksack mit auf die Wallfahrt“, versichert van Acken.

Zettel werden den Klarissen übergeben

Die Zettel werden in Kevelaer den Klarissen übergeben, welche versprochen haben, die persönlichen Nöte der Menschen ins Gebet zu nehmen. Um die Gemeinschaft der Pilger zu festigen, wird auch ein gemeinsames Abendessen in einer Kevelaerer Gastwirtschaft angeboten. Am Samstag, 25. August, werden sich alle Pilger aus Rees mit den Pilgern aus Bienen treffen und mit Vereinen, Verbänden und mit musikalischer Begleitung des Haldener Blasorchesters feierlich in Kevelaer einziehen. Um 15 Uhr wird dort eine sakramentale Andacht in der Marienbasilika mit Segnung der Jubiläumswallfahrtskerze sein.

Am Sonntag wird das Pontifikalamt durch Weihbischof Rolf Lohmann zelebriert werden. Die musikalische Gestaltung liegt an diesem Tag auch ganz in Reeser Händen: Kantor Klaus Lohmann hat aus den Reeser Ortsteilen einen eigenen Projektchor zusammengestellt, der die Missa brevis in B von Christoph Tambling zur Aufführung bringen wird.

Einige Programmpunkte mussten aus Kostengründen doch abgesagt werden. So waren ursprünglich Statisten von 1643 geplant und mittelalterliche Musik aus derselben Zeit sollte erklingen. Aber auch so hoffen alle Reeser auf eine gesegnete Jubiläumswallfahrt.