Zirkus verzaubert

„Jeden Teil der Erde müssen wir achten und schützen. Unsere Aufgabe und Pflicht ist es, jeden Menschen, jedes Tier, jeden Bach, jeden Baum, jede Blume zu achten. Die Erde ist unsere Mutter: Was wir der Erde antun, tun wir uns selbst an.“ Mit diesen tiefgehenden Mahnworten und zu „We are the world“ von Michael Jackson eröffnete und beendete die Zirkusfamilie Sperlich die Vorstellung. Im Zirkuszelt war es fast völlig dunkel. Nur Sterne wurden über einen Projektor an die Decke geworfen und in der Mitte tauchte schließlich aus Dunkel und Rauch der blaue Planet auf. Kinder streckten ihre Arme schützend danach aus; auf ihren Wangen leuchtete fluoreszierende Schminke und auch die Tücher und Bänder, die sie in Händen hielten und im Rhythmus der Musik bewegten, leuchteten und schufen im Dunkel eine beeindruckende Atmosphäre.
Tosender Applaus belohnte die Darsteller. Neben der Zirkusfamilie waren dies normale Schüler, die im Rahmen des Zirkusprojektes ihrer Schule selbst in die Manege traten. 236 Schüler aus der Grundschule Overberg/St. Norbert von den Standorten Winnekendonk und Kervenheim sammelten erste Zirkuserfahrungen. Zum fünften Mal im Vierjahresrhythmus fand dieses Projekt statt, dieses Mal war der Veranstaltungsort zum ersten Mal Kervenheim. Ziel der gemeinsamen Zirkusarbeit beider Grundschulstandorte ist es, die Schulstandorte und Schüler stärker zusammenzubringen.
Margarete Wahlen, die erst seit Mitte Februar Leiterin beider Schulstandorte ist, zeigte sich restlos begeistert darüber, was ihre Schüler unter Anleitung der Familie Sperlich auf die Beine gestellt hatten. Einige der Kinder seien förmlich aufgeblüht. Dennoch bekannte sie, dass sie doch einige Bauchschmerzen wegen dieses Mammutprojektes hatte, aber gemeinsam mit dem Kollegium und den Fördervereinen beider Schulstandorte hätten sie alle Hindernisse gemeinsam überwunden und konnten nun dem Publikum eine spitzenmäßige Show präsentieren. „Auch einige Rampensäue habe ich entdeckt und das fand ich super! Wenn wir demnächst mit Buchstaben jonglieren oder in Gedanken noch auf einem Seil tanzen, dann sind das die Nachwirkungen hiervon!“
Dreimal ausverkauft
Mit dem Wetter hatten alle richtig Glück gehabt. An allen vier Vorstellungen war es weder zu kalt noch zu heiß, Niederschlag blieb ganz aus. Drei der vier Vorstellungen waren ausverkauft. Über 200 Helfer hatten mit angepackt, das Zelt aufgebaut oder boten Getränke, Kuchen und Gegrilltes an. Die Zusammenarbeit mit der Zirkusfamilie begann erst am Montag vor den Aufführungen. An diesem Tag bekamen die Kinder die geplanten Kunststücke durch die Zirkusfamilie vorgestellt und die Rollen wurden verteilt. Dienstag, Mittwoch und Donnerstag waren die Proben, Freitag erfolgte am Vormittag die Generalprobe. Freitagnachmittag und am Samstag waren die Vorführungen. Im gut zweistündigen Programm präsentierten die Schüler Clown-Sketche, Artistikkunststücke am Trapez, auf dem Trampolin, balancierten auf dem Seil oder zauberten Plüsch-Kaninchen herbei oder weg. Einige coole Kids hantierten mit Feuer und wagten sich mit nackten Füßen auf Glassplitter oder legten sich mit entblößtem und mit Totenschädeln verziertem Oberkörper auf ein Nagelbett.
Etwas mehr Vorbereitung als die drei Tage hatten die Mädchen, die auf dem Einrad in die Manege fuhren. Die anspruchsvolle Choreographie, die sie präsentierten, stammt von Angelika Achten, Trainerin vom RSV „Falke“ Kervenheim-Kevelaer, und Sabrina Koenen, deren Töchter selber mitfuhren. Die Einradfahrerinnen, die zuvor regelmäßig in den Pausen auf dem Schulhof fahren übten, durften bei allen vier Vorstellungsterminen auftreten. „Einradfahren lernt man schließlich nicht in wenigen Tagen“, meinte auch Dr. Guido Herdemann, der Vorsitzende des Fördervereins Winnekendonk. Auch seine Tochter Patricia war als Einradfahrerin dabei: „Für die Kinder war es eine aufregende Woche und die Vorstellungen waren der krönende Abschluss“, so sein Resümee.