Zarte Nashörner, fließende Farben und ein verstoßener Schwan

Ein Raum für die Kunst wurde zum Ort der Begegnung. Eva-Maria Zacharias, die nun seit fast einem Jahr die „wort.werk-Galerie“ an der Busmannstraße 28 betreibt, hatte zur Eröffnung einer neuen Themenausstellung eingeladen. Nach und nach füllte sich der langgezogene Raum des alten Hauses immer mehr. Mit Wein und pikanten Häppchen wurden alle Gäste herzlich empfangen und jeder Einzelne von der Gastgeberin persönlich begrüßt.
In dieser entspannten Atmosphäre kamen die Besucher schnell miteinander ins Gespräch. Und mittendrin die drei Künstler, deren Werke bis zum 21. Oktober in der Galerie zu sehen sind. Sichtlich erfreut über die vielen Gäste stellte Zacharias die Künstler und ihre aktuellen Arbeiten vor.
Gisela Rietta Fritschi, die neben ihrer künstlerischen Tätigkeit viele Jahre kunsttherapeutisch gearbeitet hat, drückt in ihren Bildern und Skulpturen ihre starke Naturverbundenheit aus. Diese enge Verbindung zur Natur gehörte auch immer schon zu ihrem Alltag, so zog sie einmal einen von der Mutter verstoßenen Schwan auf. Neben Natur-Motiven ist in der Ausstellung auch Acryl-Malerei auf Papier mit dem Titel „Geheime Botschaften“ zu sehen.
Michiel Zuidervaart, Künstler aus dem niederländischen Bredevoort, beschäftigt sich in seinen vielfältigen Arbeiten mit Nashörnern, den urgewaltigen, aber bedrohten Riesen der Savanne.
Im Galerieraum finden sich Skulpturen, Ton-Arbeiten, Zeichnungen und zarte Papier­objekte, mit denen er diesen kraftstrotzenden Tieren ein Denkmal setzt.
In einem abgedunkelten Nebenraum werden die Leuchtobjekte des jungen Kevelaerer Künstlers Janes de Mür in einer raumerfüllenden Installation wirkungsvoll in Szene gesetzt. Er arbeitet mit flüssigem Kunststoff. Die Farben fließen zusammen und bis zum Schluss bleibt es spannend, wie die endgültige Form- und Farbgebung sich im hinterleuchteten Werk darstellt.
All diese Aspekte der Natur haben bei Eva-Maria Zacharias die Assoziation „In der Ruhe … die Kraft“ geweckt und der neuen Ausstellung den Namen gegeben. „Bevor Sie die Ruhe und Kraft entdecken, lasse ich erst erst mal die Nashörner frei!“ Mit diesen Worten leitete Zacharias über zur Inszenierung eines „Nashorngesprächs“ durch Wies Kuyers und Rainer Heeke, basierend auf der Novelle von Eugène Ionesco. Die sehr ausdrucksstarke und stimmgewaltige Darstellung in niederländischer und deutscher Sprache zog die Gäste in ihren Bann. So, als würde eine Nashornherde den Raum stürmen, versetzte staubiges Stampfen den Fußboden in Vibration.
Nach diesem eindrucksvollen Spiel war noch viel Zeit für Betrachtungen und Gespräche. Neue Kontakte wurden geknüpft und es kam zu rührenden Begegnungen von Menschen, die sich viele Jahre nicht mehr gesehen hatten.
Für die Betreiberin der Galerie war der Abend ein voller Erfolg. Sie erzählte, dass bei der ersten Ausstellungseröffnung vor knapp einem Jahr gerade einmal ein halbes Dutzend Interessierte gekommen waren.