Wunder gibt es immer wieder

Bin geheilt. Eure Mutti!“ So lautete das knappe Telegramm, das die zuvor schwer gelähmte Maria Offermanns am 15. August 1949 an ihre Familie in Aachen schickte. Von drei Männern gestützt hatte sie sich vor das Gnadenbild der Consolatrix Afflictorum geschleppt. Dort wurde sie spontan geheilt. Ohne fremde Hilfe ging sie wenig später zur Post, um das Telegramm aufzugeben.
Diese Geschichte ist einer von 217 Heilungsfällen, die in dem Buch „Ich bin geheilt!“ Spontanheilungen im Wallfahrtsort Kevelaer aus vier Jahrhunderten“ (Goch 2008) von den beiden Autoren und Lehrern Wilhelm van Aaken und Heinz van de Linde zusammengetragen wurden. 1982 hatten die Lehrer in der 10. Klasse des Kevelaerer Gymnasiums die Frage aufgeworfen: „Was sind eigentlich Wunder?“
Mit den Schülern hatte sich van Aaken damals mit Wunderheilungen in Kevelaer beschäftigt und viele Jahre später dieses Buch herausgebracht. Einer der Schüler von damals ist Dr. Norbert Otterbeck aus Kervenheim. Er hat nun im Rahmen der Glaubensgespräche im Petrus-Canisius-Haus einige dieser Wunderheilungen vorgestellt und thematisiert, wie die Fälle von Jan van Straelen, Wilhelm Aben und Agnes Schiefer.
Dr. Gerhard Hartmann, der unterstützt von Pax Christi Kevelaer die Glaubensgespräche in St. Marien leitet, gab einleitend einige Erklärungen zur Definition „Wunder“. Sie seien Ereignisse oder Phänomene, die aus heutiger Sicht naturwissenschaftlich oder medizinisch nicht zu erklären sind. Als Beispiele  nannte er aus der Bibel etwa den Durchzug durch das Rote Meer oder die Krankenheilungen und die Brotvermehrung Jesu. Auch im Leben der Heiligen oder bei Marienwallfahrtsorten gäbe es oft Wunder. Schon in den Märchen oder in den Kindergeschichten würde die dem Menschen innewohnende Sehnsucht nach Wundern ausgedrückt.
Dr. Norbert Otterbeck ging schließlich näher auf die Wunderheilungen in Kevelaer ein und stellte einige Heilungsfälle vor. Er erläuterte, dass von den 217 berichteten Wundern die meisten im 17. und 18. Jahrhundert geschahen. Im 19. und 20. Jahrhundert waren nur noch jeweils zehn Wunderheilungen dokumentiert. Woran das liege, kam auch in der anschließenden regen Diskussion zur Sprache. Harald Wolfgarten, der seit 35 Jahren schon die Lourdes-Wallfahrt der Malteser als Arzt begleitet, gab zu bedenken, dass Wunder heute anders definiert werden; die Heilung müsse anhaltend sein: „Gleichwohl könnten wir als Geschöpfe den Schöpfer nicht verstehen und auch als Arzt habe ich in Lourdes schon viele echte Wunder erlebt, nämlich Krankenheilungen, aber auch unerwartete Bekehrungen, Versöhnungen und Sinnesänderungen seien an der Tagesordnung.“
6.000 Wunder alleine in Lourdes
Rund 6.000 Wunder sollen sich schon in Lourdes ereignet haben. „Auch in Kevelaer gibt es Wunder“, gab eine Mitarbeiterin des Priesterhauses zu bedenken. „Wunder der Umkehr, der Solidarität. Viele bekommen hier ihre Sorgen los. Auch der Zusammenhalt der Pilgergruppen ist großartig.“
Eine andere Teilnehmerin berichtete, dass sie als Lehrerin eine Zeit in Peru gelebt habe. Ein Lehrer der dortigen Schule hätte sich so schwer verbrannt, dass er vor Schmerzen geschrien hätte. Nachdem alle 800 Schüler für ihn gebetet hätten, war er am Abend schmerzfrei. „Es gibt Dinge zwischen Himmel und Erde, die auch in unserer aufgeklärten Zeit nicht zu erklären sind“, fasste Dr. Gerhard Hartmann den Abend zusammen. „Wunder gibt es immer wieder“, wie das Lied sagt, „und immer noch!“
Das nächste Glaubensgespräch am 9. März wird das Christentum in Armenien erörtern, eine der ältesten Kirchen überhaupt. Den Impuls dafür wird Johannes Kronenberg geben. Das Buch über Wunderheilungen in Kevelaer ist im Museum erhältlich.