Wodo-Puppenspiel ließ die Puppen tanzen

Astrid Lindgrens berühmteste Kinderheldin Pippi Langstrumpf, die immerhin im Jahr 1945 „das Licht der Welt erblickte“, zieht auch heute noch Kinder in ihren Bann. Das Theater Wodo-Puppenspiel aus Mülheim an der Ruhr bot am vergangenen Samstagnachmittag aufgrund der hohen Nachfrage auch wieder zwei Vorstellungen seiner Marionettenkunst an. Die Puppenspieler Wolfgang Kaup-Wellfonder und Dorothee Wellfonder machten Pippi Langstrumpf mit ihrer Villa Kunterbunt im Kevelaerer Museum lebendig.
Eingeschlafen
„Pippi ist leider eingeschlafen. Ach, macht nichts, ihr könnt ja wieder nach Hause gehen“, begrüßte Kaup-Wellfonder die Kinderschar, doch die vielen jungen Besucher halfen natürlich stimmgewaltig und aus vielen Kehlen mit, die Schlafende zu wecken.
Die beiden Puppenspieler zauberten einige Abenteuer Pippis auf die Bühne. Gemeinsam mit ihrem Pferd „Kleiner Onkel“ und ihrem Äffchen „Herr Nilsson“ sowie ihren beiden Freunden Tommy und Annika begeisterte sie das Publikum mit ihrer Frohnatur und ihren Riesenkräften. Einzige Spielverderberin war Fräulein „Prusselise“, die es nicht hinnehmen wollte, dass ein Mädchen ohne Mama und Papa, aber mit Pferd und Affe in einem Haus wohnt. „So geht das nicht, du gehörst ins Kinderheim“, rief sie Pippi zu, die ihr jedoch ihrerseits nachrief: „Schön, dass du gekommen bist, und noch schöner, dass du wieder gegangen bist!“ Doch Prusselise kam zurück; dieses Mal erwischte sie Pippi und Tommy mit einem Koffer voller Goldstücke, die sie eifrig zählen und die Pippi auch mit ihrer Ausrede „Das sind ja nur goldene Erdbeerbonbons“ nicht verbergen konnte.
Aber vorerst ging Pippi mit Tommy und Annika in die Schule, jedenfalls berichtete sie hinterher in großen Worten, dass sie allen Kindern von Guatemala erzählte. Dort würden die Schulkinder zur Schule getragen, in der Schule mit Bonbons gefüttert und tanzten von morgens bis abends nach ihren eigenen Liedern. Das mit dem Singen und Tanzen wurde auch gleich ausprobiert und Wolfgang Kaup-Wellfonder begleitete mit der Gitarre und „Hey Pippi Langstrumpf“ gleich die große Kinderschar, die sich erschöpft tanzte. „Die Kinder sind vom Tanzen so erschöpft, dass sie oft auch in der Schule schlafen“, wusste Pippi noch zu erzählen.
Doch nun wurde es spannend: Mit lautem Tatütataa rückte die Polizei an, um Pippi ins Kinderheim zu bringen. Doch Pippi hatte auch vor den Ordnungshütern keinerlei Angst: „Ich liebe Polizisten, fast so sehr wie Rhabarbergrütze“, meinte sie nur und spielte eine Runde Verstecken, sprang aufs Hausdach oder bugsierte einen der Polizisten auf einen Baum. „Du hast ja Bärenkräfte, Du bist gar kein Kind! Das ist kein Fall für die Polizei, wir machen Feierabend“, meinten die Beamten und machten sie schnell aus dem Schneider.
Ein echter Glückstag
Und nun wurde der Tag noch ein echter Glückstag, denn Pippis Papa Efraim Langstrumpf kam zurück und da er selbst König auf der Takatuka-Insel war, wurde Pippi eine waschechte Prinzessin, was zum Abschied richtig gefeiert wurde.
Einige Kinder konnten am Ende ein privates Erinnerungsfoto mit der schwedischen Weltheldin ergattern. Laut der Kinderbuchautorin Astrid Lindgren ist das Wodo-Puppentheater das erste Figurentheater der Welt, das Pippi Langstrumpf als Figurentheater umsetzte. 1986 feierten die beiden Puppenspieler in Mülheim die Premiere ihres unterhaltsamen Stückes, das auch 2019 noch nichts an Frische und Unterhaltungswert eingebüßt hat.