„Wo Musik ist, da ist Leben“
Ganz viel Musik und diverse Klänge schwebten zum Jubiläum durch die Räume des Musikhauses Welbers. Mehrere Workshops mit Mundharmonika, Saxofon und Cajun sorgten seit dem Beginn der Jubiläumswoche ab dem 19. September für Interesse.
Und während der Laden für die Kunden am Wochenende geöffnet war, jammte der im Haus für Gitarren zuständige Spezialist Francis Blackley mal spontan mit dem Pianisten Manni Pichler.
Für riesige Begeisterung bei den in den Laden kommenden Gästen sorgte die Performance des Duos „Royal Squeeze Box“. Roman D. Metzner und Aaron Perry interpretierten auf wirklich beeindruckende Weise Queen-Songs wie „Good old lover boy“ oder „Bohemian Rhapsody“ mit Akkordeon und Gesang.
Inmitten ihres eigenen Ladens saß Annegret Welbers dann auch mal mit ihrer elfjährigen Akkordeonschülerin Marie zusammen, um mit ihr zu musizieren. „Die BigBand 4 Fun kommt leider nicht – wir hatten keine Überdachung für die Musiker bei dem Regenwetter“, sagte sie, konnte am Sonntag aber trotzdem einige Menschen im Laden begrüßen.
Von klein auf hatte die heute 57-Jährige mit dem Akkordeon und mit Musik zu tun. „Ich hab mit sechs Jahren angefangen. Wir waren mit drei Kindern zuhause auf dem Bauernhof in Xanten. Und mein Papa hat mich gefragt: „Willst du Akkordeon lernen?“
Musik in die Wiege gelegt
Als einziges der drei Kinder blieb sie da bei der Stange, war später auch in einem Akkordeonorchester. „Er hat es mir in die Wiege gelegt.“ Den Wunsch, selbstständig zu werden, hatte sie schon immer, erst mal musste sie auf Geheiß des Vaters aber Rechtsanwaltsgehilfin lernen. „Das war aber nix für mich, mit Stenoschreiben und so.“
Die Musikbegeisterung erhielt sie über die Band „Trainaos“ aufrecht, wo sie Orgel spielte und über 20 Jahre lang den Niederrhein bereiste. „Da hat mein Vater mit dem Pferdehänger noch die Orgel transportiert.“ Sie machte dann eine Ausbildung zur Musikfachhändlerin.
Aus dem Wunsch heraus, vernünftige Instrumente zu bekommen, entstand die Idee für ein eigenes Musikhaus – und am 23. August 1983 war es dann auf der Basilikastraße 23 soweit.
„Das hat sich dann rumgesprochen, es gab viele private Kundschaft“, sagt sie und fügt an, noch heute kämen Menschen, deren Nachbarn vor zehn Jahren bei Welbers ein Klavier gekauft hätten und sie weiterempfohlen haben. Später erfolgte der Umzug auf die Bahnstraße. „Ich lebe das richtig mit Kommunizieren und Musizieren.“
Heute kann man in ihrem Laden von der Blockflöte bis zur Zither alles an Instrumenten erwerben. Die Instrumenten-Kundschaft reicht über Kevelaer hinaus bis nach Duisburg, Düsseldorf, Krefeld oder sogar Stuttgart. „Ein Klavier ging sogar bis nach Gran Canaria.“
Und beim Verkauf erlebe man durchaus auch kuriose Situationen, erinnert sie sich an eine Situation, die sie vor Kurzem noch erlebt hat. „Zuletzt kam eine Mutter in den Laden, deren Hund die Sticks gefressen hatte.“
Über Welbers‘ „Notenfachfrau“ Birgit Zanders können die Kunden auch Noten besorgen, die sonst keiner mehr kriegt – und Gitarrenspezialist Francis Blackley kümmert sich mit um die Instrumente.
Dazu kommen noch Angebote wie Keyboard-Coaching, das Erlernen von Blechinstrumenten – im Haus werden Musiklehrern Räume für Gitarren- oder Klavierunterricht zur Verfügung gestellt. Und selbst hat Welbers nebenbei noch fünf, sechs Akkordeonschüler. „Wo Musik ist, da ist Leben“, sagt sie.
Da bleibt wenig private Zeit, gesteht die engagierte Geschäftsfrau. Genutzt wird die mit Rad- fahren, Schwimmen oder Golf spielen. „Ich bin da eine Montagsspielerin – und noch nicht im Club.“
Internethandel zerstört den Einzelhandel
Natürlich mache ihr wie vielen Händlern das Internet merklich zu schaffen. „Der Internethandel wird den Einzelhandel zerstören“ ist sie fest überzeugt, „wenn die Kunden nicht mehr den Fachhandel mit unterstützen.“
Vieles sei nur noch Geschäftemacherei, will sie sich deshalb die Freude und den Spaß an der Arbeit mit den Kunden nicht nehmen lassen. „„Wir drehen die Welt nicht zurück, aber versuchen, das Beste draus zu machen“, ist ihr persönliches Credo.
Solange Kunden wie Josef Koenen aus Twisteden kommen, die „hier schon eingekauft haben, als ich noch Tanzmusik gemacht hab´und jetzt vor vier Jahren ein Akkordeon gekauft haben“, wird Annegret Welbers auf jeden Fall weitermachen. „Noch zehn Jahre, dann gucke ich“, lautet das selbstgesteckte Limit.
Die Notwendigkeit, dass der Laden bestehen bleibt, sehen die Kunden von sich aus als gegeben an. „Bei uns in Moers hat Kolassa dicht gemacht“, meinte ein Kunde, der in Notenbüchern blätterte und extra aus der Grafenstadt angereist war. Und in der gesamten niederrheinischen Region gibt es vielleicht noch drei Läden dieser Art – einer davon steht in Kevelaer.