"Wir sind in Kevelaer Boten des Friedens"

„Der christliche Glaube ist nicht Europas Vergangenheit, sondern seine Zukunft. Wir Christen sind Zukunftsträger!“, so der mutige Appell von Kurienkardinal Marc Ouellet. Mit drei symbolischen Hammerschlägen und dem in vier Sprachen erfolgende Ruf „Öffnet die Tore unserem Erlöser Jesus Christus!“ öffnete der hohe Gast aus Rom gemeinsam mit Bischof Felix Genn das Pilgerportal und eröffnete damit die diesjährige Wallfahrtssaison. Im 375. Jahr nach der Einsetzung des Gnadenbildes lautet heuer das Motto der Wallfahrt „Mit Maria – Gottes Wort leben“.
Leider präsentierte sich Kevelaer den ganzen Vormittag über im Dauerregen. Die meisten Besucher erwarteten daher die Eröffnung der Wallfahrt in der Marienbasilika und nicht auf dem Kapellenplatz. Chor und Orchester der Basilikamusik unter Leitung von Chordirektor Romano Giefer brachten die Kröungsmesse von Wolfgang Amadeus Mozart zu Gehör, die dem ersten Gottesdienst der Wallfahrtszeit ihren festlichen Charakter verlieh. Durch den Regen kam es nach der hl. Messe in der Marienbasilika zu einer kurzfristigen Ortsänderung: Die Predigt zur Eröffnung der Wallfahrt war dieses Jahr nicht wie sonst üblich im Forum Pax Christi, sondern in der Marienbasilika. Nur eine kleine liturgische Abordnung zog, mit Schirmen ausgerüstet, nach der hl. Messe zum Gruß der Gottesmutter vor das Gnadenbild und wieder zurück in die voll besetzte Marienbasilika.
Pastor Rolf Lohmann, neu ernannter Weihbischof für den Niederrhein, begrüßte vor der Predigt des Kardinals neben Bürgermeister Dr. Dominik Pichler samt Familie und Dr. Rainer Killich, der an diesem Tag sein silbernes Dienstjubliläum feierte, die mit vielen Fahnen vertretenen Kolping-Mitglieder, die Mitglieder des Ritterordens der Komturei St. Vikor Duisburg, die Bruderschaft der Consolatrix Afflictorum, Mitglieder des IMAK und der Medjugorje-Gebetsvereinigung und hieß alle herzlich willkommen. „Heuer begehen wir ein ereignisreiches Jahr“, verkündete er und blickte voraus auf die Festwoche mit der Marientracht und der Welturaufführung von „Mensch, Maria“.
Kurienkardinal Ouellet, der gebürtiger Kanadier ist, äußerte in seiner Predigt seine Freude, die diesjährige Wallfahrt eröffnen zu dürfen und in dieser „erhabenen und prachtvollen Basilika“ mit so vielen Konzelebranten den Gottesdienst feiern zu dürfen. In perfektem Deutsch würdigte er das kleine Wallfahrtsbild, das so unscheinbar und einfach sei, inmitten finsterer Kriegsjahre errichtet worden sei, aber im Lauf der 375 Jahre so viel Fruchtbarkeit und Segen verbreitet habe. Er rief Worte des hl. Papstes Johannes Paul II. in Erinnerung, die dieser 1987 in Kevelaer sprach: „Was vielen als Traum und Utopie erscheint, hier ist es wahr und wirklich: Grenzen fallen nieder. Menschen kommen zusammen. Fremdheit schwindet. Trennendes weicht. Weil der gemeinsame Glaube die Menschen eint. Weil gemeinsame Hoffnung uns trägt. Weil gemeinsame Liebe uns beseelt…. Hier ist das Europa des Glaubens.“
Angesichts der Herausforderungen in einer von vielen Konflikten, Kriegen und von nuklearer Aufrüstung geprägten Welt lud der Kardinal dazu ein, Maria als Königin des Friedens um ihre Fürsprache anzurufen. „Wir sind hier, um Wunder zu erbitten: das Wunder des Glaubens, der Hoffnung und der Liebe, der Versöhnung, der Einheit unter den Völkern und Religionen.“ Frieden beginne immer im Herzen der Menschen. Kardinal Ouellet ermutigte dazu, Maria und Christus in das Herz aufzunehmen. „Dann hat ein Europa des Glaubens eine Zukunft. Wir sind in Kevelaer Boten des Friedens!“