"Wir sind Ehrenbürger!"

Es schien, als hätte sich die gesamte Ortschaft auf den Weg in die öffentliche Begegnungsstätte gemacht, um bei Kaffee und Kuchen ein Plauderstündchen zu halten. „Der Grund heißt Hansgerd Kronenberg, der seine Krawatte mit der Aufschrift „Winnekendonk“ nahe dem Herzen trägt“, machte der Vorsitzende der Geselligen Vereine, Rüdiger Göbel, zum Auftakt klar, „dass er lieber die Ehrenbürgerwürde von Winnekendonk“ erhalten hätte. „Wir sind Ehrenbürger“, brachte Göbel das Gefühl aller auf einen Nenner.
Mit seiner Frau Gertrud und Mitgliedern der Familie saß Kronenberg am Mitteltisch vorne in der ersten Reihe. Er ging die Feierstunde in der für ihn typischen Art an, für die ihn die Menschen nicht nur in Winnekendonk schätzen. „Ich hab’ mich gestern mit Gartenarbeit auf den Tag vorbereitet“, sah er den vorauszusehenden Lobeshymnen auf seine Person gelassen entgegen. „Ich hatte ja einen Tag Pause, ich werde es ertragen“, lächelte der 83-Jährige verschmitzt.
Gesicht und Seele
Von denen gab es in den folgenden knapp zweieinhalb Stunden reichlich viele zu hören. „Das Gesicht und die gute Seele“ nannte ihn Hans-Gerd Frerix als Vorsitzender des Fördervereins der ÖBS. Etwas nüchterner beschrieb ihn Franz-Josef Pellander. „Eine besondere Persönlichkeit, weil er in allen Belangen etwas geleistet hat und immer versucht hat zu schlichten, immer sachlich die Argumente wägend.“
Damit waren schon mehrere Züge seines Wesens beschrieben, auf die Redner der folgenden Stunden immer wieder abhoben – und davon gab es nicht wenige. Denn die „Geselligen Vereine“ hatten sich für diesen Tag eine besondere Art der Gratulation einfallen lassen.
Norbert Heistrüvers habe die Idee aufgebracht, bedauerte Rüdiger Göbel dessen Abwesenheit. „Eine Kettenrede von A bis Z – alle Vereine kommen zu Wort“, trug er anschließend einen Vereinsnamen nach dem anderen vor. Und einer nach dem anderen stand auf, ging an das Rednerpult und sprach die Dankesworte an den Mann, der als Ortsvorsteher seit gut 50 Jahren die Geschicke in Winnekendonk mit prägt – von Achterhoek bis zu Viktoria Winnekendonk, wo er lange Jahre als Sportler selbst aktiv und im Vorstand war.
Als „treibende Kraft“ des Achterhoek bei „Unser Dorf hat Zukunft“ würdigte ihn Johannes Otten für den Achterhoek. Gertrud Hein vom Bildungswerk bezeichnete ihn als „Kümmerer“, der mit „Souveränität“ dafür gesorgt hatte, dass es wohl keine vergleichbare Ortschaft in NRW mit einem eigenen Bildungswerk gibt.
Bundesgold
Der Bürgerbusverein dankte ihm, dass er den Verein mitbegründet hat, die Feuerwehr mit Wehrführer Carsten Müldes dafür, sich bei Neubeschaffungen immer auf ihn verlassen zu können. Der Heimatverein mit Bernhard Lohmann hob seine Vorsitzendentätigkeit hervor und seine Tätigkeiten, die in dem Bundesgold 2001 in dem Wettbewerb „Unser Dorf hat Zukunft“ mündete.
Bedauern äußerte Claudia Heistrüvers von der KFD über die Tatsache, „dass wir der einzige Verein sind, wo du nicht Mitglied bist.“ Minuten später durfte sie beruhigt sein, weil sie von der KLJB den Hinweis erhielt, dass er auch dort nicht registriert ist.
Zweimal Festkettenträger
Von „unermüdlichem Einsatz und jahrzehntelangem Engagement“ sprach Markus Aben vom Musikverein und von der ÖBS, die ohne Kronenberg nie entstanden wäre. Markus Schink von der Seb hob hervor, dass er „der einzige ist, der zweimal in Kevelaer Festkettenträger war. Was er aber noch nie hier war, ist Schützenkönig.“ Auf den Punkt brachte es Ulrich Völlings, als er sagte: „Als erster Bürger Winnekendonks diese Ehrung zu erhalten, ist richtig verdient.“
Im „politischen Teil“ hob der CDU-Ortsvorsitzende Burkhard Bonse Hansgerd Kronenberg als „Übersetzer von Missverständnissen“ hervor und lobte sein offenes Ohr für die Belange und Nöte der Bürger. „Wieviel Kraft du in Schule, Kultur, Sport ud Politik gesteckt hast, kann man nur erahnen. Das weiß vielleicht deine Frau.“
Die „musikalische Ehrung“ Kronenbergs vollzog sich dann durch die Drittklässler der Antonius/Overberg-Grundschule unter der Leitung von Lisa Werner. Im Udo-Jürgens-und ABBA-Medley-Stil besangen sie Kronenbergs Art, seine Verdienste, seine Hobbys als Radfahrer und Schalke-Fan. „Wer ist im Dorf denn die Ikone – das ist doch der Krone!“ oder „Schon 50 Jahr bist du unser Titus. Das ist doch klar, wir kriegen keinen Besseren“, stimmten die Anwesenden in die Melodien singend mit ein.
Und als alle mit den Kindern „Danke für die Jahre, für all die Jahre“ intonierten, entlockte es dem Geehrten dann doch den einen oder anderen „feuchten Schimmer unter der Brille“, wie er später gestand.
Schulleiterin Margarete Wahlen würdigte ihn als „ehrliche Haut, authentisch, mit dem Mut zum Querdenken, nahe, mit einem großen Herz für Kinder. Sie vermitteln ein wohliges Gefühl und machen unsere Welt etwas besser.“ Dann nahm sie auch das Mikro zur Hand und sang „op kölsch“, übergab dann ein Warhol-artiges Bild der Kinder mit lauter Kronenberg-Köpfen an den Ehrenbürger.
Und mit dem Musikverein zusammen sangen alle den umgetexteten „Deutschmeister Regimentsmarsch“ mit dem Titel „Er ist der Ortsvorsteher von Winnekendonk /Und wird liebevoll Titus genannt.“
Nein, mit Titus habe er nichts gemein, unterstrich der Ortsvorsteher dann in seiner Dankesrede an alle Aktiven und alle Vereine, denen er für die jahrzehntelange Zusammenarbeit und für die Feier dankte. Mit „Gottes Hilfe und mit Hilfe meiner Frau und der Familie“ sei er so weit gekommen, „dass ich vor so einer illustren Runde stehen und mich bedanken soll.“ Seine Frau erhielt von Göbel noch einen Blumenstrauß für ihre jahrzehntelange Solidarität mit ihrem Mann.
Für das Ehrenamt
Er betonte nochmals, dass er die Ehrung „nicht für mich persönlich“ entgegennehme, sondern „für das Ehrenamt allgemein“ und „für Winnekendonk“. Er warb für die Jugend und deren Anbindung an die Vereine und forderte alle auf, sich auch mehr in der Politik zu engagieren, Dass er gewillt ist, weiter für „sein“ Winnekendonk zu arbeiten, machte er mehr als deutlich. „Ruhestand ist für mich sehr, sehr schwer und könnte zur Krankheit führen.“
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