Wiedersehen mit einem Freund

Bischof Kyrillos Kamal William Samaan kam nicht als Fremder aus dem Bistum Assiut in Nordägypten. Schon seit vielen Jahrzehnten ist der koptisch-katholische Würdenträger durch regelmäßige Urlaubsvertretungen im Sommer eng mit dem Bistum Münster verbunden.
Vor fast 40 Jahren lernte er dabei auch Pastor Gregor Kauling kennen, der damals als Jugendlicher in seiner Heimatpfarrei aktiv war und dem koptischen Geistlichen das Radfahren beibrachte. Nun konnte Gregor Kauling zum ersten Mal als Kevelaerer Wallfahrtsrektor den alten Freund in der Marienstadt willkommen heißen.

„Wie schön, dass wir an diesem Wochenende die Katholizität der weltumspannenden Dimension unserer Kirchen sehen und die Verbundenheit zur orientalischen Kirche erleben können“, freute sich Kauling. Der Pastor segnete zum Erntedankfest wieder die riesige Erntekrone, den die Kevelaerer Landfrauen kunstvoll geflochten hatten und der nun über dem Altar hängt.

Bischof Samaan hielt derweil zwei feierliche Pontifikalämter und zeigte eindrucksvoll, dass ihm das Deutsche fast schon zu einer zweiten Muttersprache geworden ist. So predigte der koptische Geistliche, der mehrere Sprachen fließend spricht, völlig frei, in perfektem Deutsch und mit Tiefgang. Der 72-Jährige ging dabei auch besonders auf die koptisch-katholische Kirche ein. Diese uralte Kirche gehe auf den hl. Evangelisten Markus zurück, durch dessen Wirken bald alle Ägypter zu Christen geworden seien. Unter der Verfolgung durch Diokletian 284 und durch die Eroberung Ägyptens durch den Islam sei die ägyptische Kirche eine Kirche der Märtyrer geworden.

Bis in die heutige Zeit würden Kirchen oft zerstört, Christen wegen ihres Glaubens benachteiligt, verfolgt oder getötet. „Ich zähle das als Gnade vor Gott, als Privileg“, sagte Bischof Samaan. „Die koptische Kirche ist eine Kirche der Märtyrer. Wir wissen uns gestärkt durch das Beispiel und die Fürsprache der Märtyrer, die bereit waren, für ihren Glauben das Leben hinzugeben.“

Aktuell gebe es in Ägypten nur 250.000 koptisch-katholische Christen. Ägypten sei heute zu 90 Prozent islamisch, von den zehn Prozent Christen sei die Mehrheit koptisch-orthodox. Es gibt daneben auch eine Minderheit von koptisch-katholischen und koptisch-evangelische Christen. Der Glaube sei in seiner Heimat nicht einfach auszuüben, doch, so der Bischof: „Wir halten an unserem Glauben fest, haben Vertrauen auf die göttliche Vorsehung. Wir glauben daran, eine Aufgabe in Ägypten zu haben. Wir möchten Brücken der Versöhnung und des Friedens bauen.“

Er nannte als Beispiel für das Sozialengagement seiner Kirche die 170 katholischen Schulen, die für alle offen sind und zu 90 Prozent von nicht-christlichen Schülern besucht werden. Auch die Krankenhäuser, die die Kirche unterhält, stehen allen Menschen offen. Daneben leistet die Kirche auch Entwicklungsarbeit und ist in der Gesellschaft durch ihr soziales Engagement sehr präsent. „Wir wollen Brücken zu anderen bauen, die nicht Christen sind und Zeugnis geben für die lebendige Kirche und das Evangelium Christi. Wir wollen Licht der Erde und Salz der Welt sein“, bekannte der Seelsorger. Gleichzeitig sei er auch in Kevelaer, um Kraft zu schöpfen bei der Trösterin der Betrübten. Er erzählte, dass es in seinem Heimatbistum auch einen großen Marienwallfahrtsort mit zwei Millionen Besuchern jährlich gibt und lud zum gegenseitigen Besuch und zum Lernen voneinander ein: „Beten Sie für uns und wir beten für euch. Bleiben wir durch Maria verbunden.“.

Tags darauf bereicherten noch die Familiaren des Deutschen Ordens den Ein- und Auszug. Der Basilikachor und die Mädchenkantorei führten die Mainzer Bistumsmesse auf. Anschließend gab es eine Prozession zum Gnadenbild, wo der Angelus gebetet wurde und wo Bischof Samaan am Ende noch viele alte Weggefährten und Freunde treffen konnte. Am Tag danach reiste er weiter nach Münster. Von dort ging es zurück in seine leidgeprüfte Heimat.