„Wie kommen wir da raus ?“

In ihrem Vorbereitungs-Gottesdienst thematisierten die Konfirmanden in der evangelischen Kirche das Thema „Mobbing“. Im Zuge ihres Konfirmanden-Wochenendes in der Jugendherberge Hinsbeck hatten sich die 13 und 14 Jahre alten Jugendlichen zuvor des Themas angenommen, das vielen jungen Menschen auf den Nägel brennt. „Die haben das selbst ausgewählt und sind da offensiv rangegangen“, unterstrich Tristan Hartmann vom Presbyterium der Kirchengemeinde.
Die „Herausforderung“ für die jungen Leute sei jetzt, „die dazugehörigen Texte selbst vorzutragen und zu reden“, so der Jugendleiter. Auch Pfarrerin Karin Dembek zeigte sich „gespannt“, wie das Ganze von statten gehen würde.
Szenerie
Auf Höhe des Altars in der Jesus-Christus-Gemeinde war ein Seil mit zwei bunte gestalteten Tüchern gespannt. Rechts des Altars hing ein Seil mit Wäscheklammern. Auf einem Tisch waren Buchstabenwürfel aufgestellt, die das Wort „Mobbing“ ergaben.
Die 20 Mädchen und sieben Jungs nahmen vor Beginn des Gottesdienstes, der als Vorstellungsgottesdienst auch die frühere Konfirmandengruppe ersetzt, vorne Platz.
„Das war spannend“, versicherte die 13-jährige Marie aus Wetten mit Blick auf das Wochenende und freute sich, anzusprechen, „wenn das passiert, wie man sich verhalten soll.“ Die ein Jahr ältere Ellen aus Winnekendonk fand es wichtig, darüber zu reden, „weil wir es nicht wollen, dass es so oft vorkommt.“
Es gehe darum, zu zeigen, was man einem Jahr geleistet habe, „was uns Glaube bedeutet und welche Erfahrungen wir mit Gott gemacht haben“, machte eine Gruppe der Schüler zum Auftakt klar. „Wir alle kennen und fürchten das Mobbing“, wurde deutlich, wie präsent das Thema bei den Jugendlichen ist. „Wie kommen wir da raus“, lautete das Hauptthema des Gottesdienstes.
Im Anschluss an den ersten Gesang „Auf und macht die Herzen weit“ stellten die Konfirmanden anhand von auf Pappe aufgeklebten Fotos diverse Szenen dar, in denen Mobbing vor sich geht. Sie beschrieben, was dort passiert, zum Beispiel, wenn vier Leute eine einzelne Person ausgrenzen oder ein junges Mädchen voller Verzweiflung ihren Kopf zwischen die Arme vergräbt. „Da ist man traurig, sauer und frustriert, wenn man gemobbt wird“, machten die Jugendlichen deutlich. Sie hingen die Pappe an der Seite an den Wäscheklammern auf.
Im Anschluss an eine Lesung (Lukas 19) über die Begegnung von Jesus mit dem reichen Zöllner und Sünder Zacharäus spielten die jungen Leute ein positives und negatives Ende der Begegnung im Rollenspiel durch .
Danach zogen sie die großen Tücher nach vorne, auf denen sie negativ besetzte Begriffe wie „Hoffnungslosigkeit“ oder „Verzweiflung“ durch bunte Farben oder Kästen übermalt hatten.
Die Konfis bezogen die Gottesdienstbesucher unmittelbar mit ein. Sie fragten, wie man beim Mobbing helfen kann. „Dazwischen gehen und andere Bescheid sagen“, „Sich auf die Seite des Gemobbten stellen“, „Sich an eine Vertrauensperson wenden“, lautetn die Antworten aus der Gemeinde.
Musikalisch wurde der Gottesdienst von Godehard Pöllen am Piano begleitet, sang die Gemeinde Lieder wie „Hallelujah“, „Kleines Senfkorn Hoffnung“ oder „Möge die Straße“.
Pastorin Karin Dembek nutzte zudem die Gelegenheit, die neue Jugendbetreuerin Fabienne Schmitz offiziell in ihr Amt einzuführen. Sie hatte in Dembeks Abwesenheit auch den Konfirman-enunterricht gestaltet und hatte die Hinsbeck-Fahrt mit begleitet.
Zum Schluss sprachen die jungen Konfirmanden die Gemeinde nochmal direkt an. Sie deuteten mit deren Hilfe nochmal die Buchstaben des Begriffes „Mobbing“ positiv um in Begriffe wie „Mitgefühl“, „Optimismus“, „Beistand“, „Integrieren“, „Nächstenliebe“ und „Großmut.“
Positive Resonanz
Bei den Besuchern stieß der Konfirmanden-Gottesdienst auf positive Resonanz. „Erstaunlich gut, ich bin angenehm überrascht, wie die das erzählt haben“, fand Brigitte Handa, „Das war nicht oberflächlich. Die haben das Thema verstanden.“
Auch Reiner Thiede war mit dem Vortrag zufrieden, „Sie haben das gut reflektiert, gut zusammengefasst und auf den Punkt gebracht.“ Die Stunde regte das Presbyterumsmitglied dazu an, über den Unterschied zwischen dem Mobbing früher und heute nachzudenken, „Bei uns war alles gesagt und wieder vergessen. Heute steht alles im Handy. Geschrieben ist es noch viel handfester.“
Im Anschluss fand im Gemeindesaal noch eine Aktion statt.