Wie feiern Kinder in Corona-Zeiten?

„Lasst uns froh und munter sein…“ Wer kennt dieses Lied nicht? Seit Generationen wird es laut und kräftig fast überall dort gesungen, wo sich kleine und große Kinder auf den Besuch des Heiligen Nikolaus freuen. Wer hätte je gedacht, dass es mal eine Zeit geben wird, in der dieses Lied nur gesprochen werden darf? „Das gemeinsame Singen fehlt uns allen sehr“, sagt Tanja Hornbergs, Erzieherin im St.-Marien-Kindergarten. Mit ihren Kolleginnen freut sie sich sehr, dass die Quarantäne vorbei ist, doch vermisst sie den frohen Klang der Kinderlieder. „Die Vorweihnachtszeit ist gerade für Kinder besonders schön und wertvoll. Wir beginnen diese besinnliche Zeit mit dem Fest Allerheiligen. Gemeinsam gestalten wir Kerzen, die wir vor der Pandemie in kleinen Gruppen zum Friedhof gebracht hatten.“ Auch wenn Ausflüge mit Kontakten im Moment nicht möglich sind, versuchen die Erzieherinnen, alle liebgewonnenen Traditionen zu pflegen.

Dazu zählt auch das Fest des Heiligen St. Martin. Statt eines Laternenzugs mit der ganzen Familie zum Forum Pax Christi und dem anschließenden Rollenspiel sowie dem gemeinsamen Pöfferkesessen, gab es in diesem Jahr eine durchaus spannende „Light-Version“. „Für die Kinder war es ganz interessant, die Mantelteilung auch mal im Hellen zu sehen“, erwähnt Irmgard Rütten. „Wir sind unseren Laiendarstellern Helmut Baers und Diethelm Heinrichs sehr dankbar für die jahrelange Treue. Da das Fest in diesem Jahr während des Regelbetriebs stattfand, opferten sie sogar einen Urlaubstag für uns.“

Die Kinder sollen trotz Covid-19 Erfahrungen sammeln

Teilen und an Nächste denken ist immer ein aktuelles Thema. Zu St. Martin ist es ein Brauch, Süßigkeiten aus der Martinstüte an andere zu verschenken. „In der Gruppe verschönern wir gefüllte Schuhkartons und geben diese an die Kevelaerer Tafel im Rahmen der Weihnachtspäckchenaktion weiter“, sagt Rütten. Mit dieser Geste werden Impulse gesetzt. Durch das direkte Handeln erhalten viele Aufgaben eine besondere Bedeutung. „Eine Orange selber geschält, gerochen und geschmeckt zu haben, ist etwas ganz anderes, als diese im Bilderbuch zu betrachten“, erklärt Beate van Heek. „Gerade in dieser ungewissen Zeit ist es uns wichtig, dass die Kinder die Erfahrungen rund um Weihnachten auf unterschiedliche Art erleben dürfen.“

Ob es viel Kraft kostet, eine Nuss zu knacken oder ob die Nadeln vom Adventskranz piken – bei all den Einschränkungen und Verboten während der Pandemie haben die Kinder Spaß daran, mit allen Sinnen viele Kleinigkeiten zu erleben. Anhand eines Zeitstrahls werden die Tage in der Adventszeit besonders hervorgehoben und auch die Kleinsten können so den Verlauf gut erkennen.

Gemeinschaftlich versucht das Team, den Tagesrhythmus den Corona-Vorschriften anzupassen und ist dankbar für die gute Zusammenarbeit mit den Eltern. „Unser Programm wird beibehalten, zwar etwas anders gestaltet, aber nicht gekürzt.“ Das gilt sowohl für die traditionellen wie auch die alltäglichen Abläufe. So werden zum Frühstück die Cerealien von den Erzieherinnen angereicht, wo vorher die Kinder ihr Menü selber zusammenstellen konnten. Beim Mittagessen im Petrus-Canisius-Haus ist es ebenso. Und hat ein Kind Geburtstag, darf es die Kerze wegen der Aerosole nicht auspusten. „Die Veränderungen werden von den Kindern sehr gut angenommen“, berichtet van Heek. „Ach ja – Corona! Höre ich schon mal, wenn ein Kind vergessen hat, sich die Hände zu waschen, aber dann wird dies nachgeholt und alles ist gut.“

Dass die Kinder die Regeln so leicht akzeptieren, spornt die Erzieherinnen an, trotz der ungünstigen Rahmenbedingungen das Beste aus der Coronazeit zu machen. Eine komplette Schließung wie im Frühjahr wäre jetzt in der Adventszeit sehr schade, denn das beliebte Nikolausfest ist schon in Planung, und auch wenn alle auf das fröhliche Singen verzichten müssen, hoffen sie doch auf eine gemeinsame, schöne und besinnliche Adventszeit.