Die beiden Caritasverbände im Kreis Kleve hatten zum gemeinsamen Jahresempfang eingeladen

Werte erhalten und neue Wege gehen

(v.l.): Karl Döring (Vorstand Caritasverband Geldern-Kevelaer), Anne Peters (stv. Bürgermeisterin Stadt Goch), Stefan Rouenhoff (Mitglied des Bundestages), Eva Maria Welskop-Deffaa (Präsidentin des Deutschen Caritasverbandes), Rainer Borsch (Vorstand Caritasverband Kleve) und Stephan von Salm-Hoogstraeten (Vorstand Caritasverband Geldern-Kevelaer). Foto: Caritas Kleve

Seit 2018 richten die beiden Caritasverbände im Kreis Kleve, der Caritasverband Geldern-Kevelaer und der Caritasverband Kleve, einen gemeinsamen Jahresempfang aus. Der diesjährige stand unter dem Motto „#DasMachenWirGemeinsam“, das gleichzeitig auch das Jahresthema der Deutschen Caritas ist. Im Mittelpunkt der Veranstaltung standen Gespräche mit Eva Maria Welskop-Deffaa. Die rund 200 geladenen Gäste erlebten eine nahbare Präsidentin des Deutschen Caritasverbandes, die seit November 2021 im Amt ist.

Statt eines Vortrages erlebten die Gäste eine persönliche Begegnung mit der Präsidentin, die wie Rainer Borsch, Vorstand des Caritasverbandes Kleve, in seiner Begrüßung sagte, „die erste Frau an der Spitze der Deutschen Caritas ist“. Sie erfuhren zum Beispiel, dass sie, als sie wegen ihrer Kinder eine zehnjährige berufliche Auszeit nahm, ehrenamtlich in einer katholischen öffentlichen Bücherei gearbeitet hat. „Da geht mir mein Herz auf, wenn ich daran zurückdenke“, sagte Eva Maria Welskop-Deffaa, die gleichzeitig entgegnete: „Heutzutage können Mütter diese Zeit gar nicht mehr aufbringen. In dieser Sache muss Ehrenamt neu gedacht werden.“

Damit sprach die Präsidentin ihre „großen UNDS“ an. Nach ihrer Idealvorstellung sollte zum Beispiel die berufliche UND freiwillige Arbeit im Caritasverband eng verbunden werden. „Das Zusammenspiel zwischen Haupt- und Ehrenamt muss so gelingen, dass sich jeder mit seinem Engagement gut aufgehoben fühlt.“

Erhalt der Sprach-Kitas

Besonderes Augenmerk erhielt an diesem Tag das Thema „Rettung der Sprach-Kitas“. Dabei sei es Welskop-Deffaa nicht nur als Lobbyistin des größten deutschen Wohlfahrtsverbandes, sondern auch als Großmutter von fünf Enkelkindern ein Anliegen, dass das frühkindliche Bildungsprogramm nach 2022 fortgeführt und verstetigt wird. Und so informierte sie sich bereits vor dem Jahresempfang in der Gocher Kindertagesstätte Sterntaler über die drei Säulen des Bundesprogramms und trommelte auch noch einmal auf der Bühne für den Erhalt. „Dadurch erfuhr unser Infostand eine große Resonanz. Die Fachberatungen konnten viele Unterschriften für die Petition zur Rettung des Bundesprogramms sammeln“, freute sich Rainer Borsch.

Nicht weniger wichtig, aber mehr ein lokal- statt bundespolitisches Thema ist die Finanzierung der Fachberatungsstellen gegen sexualisierte Gewalt an Kindern und Jugendlichen im Kreis Kleve. „Bisher wird eine Stelle von den Jugendämtern im Kreis Kleve finanziert. Vom Land NRW haben wir aber bereits eine Zusage für drei Stellen“, berichtete Rainer Borsch.

Finanzielle Sorgen auffangen

Mit Blick auf die steigenden Energiepreise kamen natürlich auch die Sorgen und Nöte der Bürgerinnen und Bürger zur Sprache. Auf dieses Thema angesprochen, antwortete Welskop-Deffaa: „Auch ich habe Sorgen. Die materiellen Fragen treiben mich um. Und natürlich werde ich mich auch für Erhöhung des SGB2-Beitrages und für eine Wohngeldanpassung einsetzen. Ich sehe es aber auch als unsere Aufgabe an, die Menschen zu beraten. Sie müssen von uns zugeschnittene Informationen bekommen, damit die Probleme nicht größer werden, als sie sind.“

Die Caritas – mittlerweile 125 Jahre alt – muss, um zukunftsfähig zu sein und auch zu bleiben, modern UND weltoffen sein, betonte Eva Maria Welskop-Deffaa beim Jahresempfang der beiden Ortsverbände, die im Kreis Kleve zu den größten Arbeitgebern gehören. 

Auch Stephan von Salm-Hoogstraeten, Vorstand des Caritasverbandes Geldern-Kevelaer, sagte in seinem Schlusswort: „Da, wo jeder von uns, wo wir als Caritas in unserer täglichen Arbeit anderen Menschen mit Respekt begegnen, sie wertschätzen, sie solidarisch an- und aufnehmen und uns im Sinne der Gerechtigkeit mit unseren Bedürfnissen auch mal selbst zurücknehmen – genau da entsteht eine Gesellschaft, die anders ist.“ 

Anschließend gab es gemeinsame Gespräche, persönliche Kennenlernen und einen regen Austausch unter den Anwesenden.