„Wer je gelebt in Liebesarmen, Der wird im Leben nie verarmen“

„Ich freue mich, hier zu sein, um Ihnen Theodor Storm nahe zu bringen“, begrüßte ein entspannt aufgelegter Georg Adler die Gäste in dem passabel gefüllten Forum des Kevelaerer Wohnstifts. Der Duisburger Schauspieler und Rezitator, der an diversen Theatern, etwa in Düsseldorf, Neuss, Wuppertal, Berlin, Bonn oder Duisburg und in verschiedenen Fernseproduktionen zu sehen war, hatte sich für diesen Nachmittag einige Werke des großen Heimatdichters, „einen der ganz großen Lyriker seiner Zeit“, auf seine Fahnen geschrieben.
„Es war ja Schullektüre“, konnte er leicht an die Erinnerungen der anwesenden ZuhörerInnen anknüpfen, für die der Autor naturgemäß eine bekannte Größe war.
Entsprechend führte der erfahrene Vorleser die Gäste des Nachmittags zunächst nur kurz in die Biographie des Husumer Lyrikers ein. Er war der erste Sohn des Justizrates Johann Casimir Storm, und schrieb als 15-Jähriger seine ersten Gedichte.
Husum
Er stellte einen jungen Mann vor, der in Lübeck über Ferdinand Röse Zugang zur damals zeitgenössischen Literatur wie Goethes „Faust“, Heines „Buch der Lieder“ und Eichendorffs „Prosa und Lyrik“ erhielt, eine Anwaltskanzlei in Husum eröffnete, seine Cousine heiratete und mit ihr sieben Kinder hatte.
Er berichtete von der unbezahlten Anstellung Storms am Kreisgericht von Potsdam, der 1849 geschriebenen Novelle „Immensee“, von der schon zu Storms Lebzeiten 50 neue Ausgaben herausgegeben worden seien, von dessen Liebe zu einer Minderjährigen und dessen Abscheu gegen den „preußischen Menschenverbrauch im Staatsmechanismus“.
Danach war die Zeit gekommen, ins Werk von Storm einzusteigen. Siebzig Minuten lang rezitierte er mit theatralischer Gestik, zurückgenommener, mal erhobener Stimme, die Zeilen des berühmten Mannes – wie „am grauen Strand, am grauen Meer“ in „Die Stadt“, der Heimat Storms, Husum.
Er zitierte Auszüge aus „Immensee“, einem Werk, dass der Dichter selbst als „Perle der Literatur“ sah, das die „Atmosphäre der Liebe“ einfangen sollte. Entsprechend trug Adler die Zeilen aus „Elisabeth“ („Meine Mutter hat‘s gewollt, Den andern ich nehmen sollt“) oder aus dem „Lied des Hafenmädchens“ („Heute, nur heute. Bin ich so schön; Morgen, ach morgen. Muß alles vergehn!“) vor.
Und in „Die Möwe und das Herz“ kam mit Zeilen wie „Hin gen Norden zieht die Möwe, Hin gen Norden zieht mein Herz“ die Sehnsucht des zurückbleibenden Wanderers zum Ausdruck.
Viele Gedichte seien nicht nur seiner ersten Liebe, sondern auch seiner ersten Frau gewidmet, führte der 81 Jahre alte Adler aus, der zwischenzeitlich zum Lesen Platz nahm, dabei aber genauso konzentriert und betont bei der Sache blieb.
Ausführlich widmete sich Adler der Novelle „Pole Poppenspäler“, um die Geschichte von Paul und Lisei, wo Lisei mit ihren Puppenspieler-Eltern in die Stadt kommt und Paul kennenlernt, und der Geschichte der jungen Erwachsenen Paul und Lisei, die sich zufällig wiederfinden und gegen alle Konventionen ihre Familie gründen.
Mit dem „Kleinen Häwelmann“ entführte er die Zuhörer überzeichnend-humorvoll vortragend in die Welt des kleinen Häwelmanns, der übertriebene Aufmerksamkeit für sich fordert. Und mit den Zeilen „Wer je gelebt in Liebesarmen, Der kann im Leben nie verarmen“ endete ein unterhaltsamer Nachmittag, den die Zuhörer mit Applaus honorierten.