Wenn nur das Verkehrschaos nicht wäre…

Der Kevelaerer Johannes Bergmann ist für zehn Wochen in Thailand unterwegs. Für das KB führt der 60-Jährige ein Tagebuch, in dem er seine Erlebnisse festhält:
Bei all den Touren und Ausflügen ist es dann auch ganz angenehm, ein paar Tage in Bangkok „entspannen“ zu können. Am Anfang war ich sehr skeptisch, was man so alles über Bangkok hört und liest, aber wenn man sich erst einmal mit dieser Metropole auseinandergesetzt hat, dann beginnt man, Bangkok zu lieben. Es sei denn, man steht im nicht enden wollenden Verkehrsstau und benötigt fürs Abendessen mit der Familie meiner Lebensgefährtin mal kurz 2,5 Stunden für sieben Kilometer Anfahrt. Dafür wird man allerdings mit einer grandiosen Aussicht und einem köstlichen Abendessen entschädigt.
Ein weiteres Highlight ist die kleine Insel Koh Kret im Chao Phrao River, knapp 25 Kilometer von Bangkok entfernt. Mit einer Fähre setzt man auf die Insel. Die Insel kann zu Fuß bzw. mit dem Fahrrad erkundet werden, da sie insgesamt nur drei km breit und lang ist. Neben den üblichen Tempelanlagen gibt es dort wunderbare Töpferkunst in kleinen Ateliers zu besichtigen. Man kann den Menschen bei der Arbeit über die Schulter schauen und die handgefertigten Waren können hier für wenige Baht erworben werden, während sie später in den Geschäften von Bangkok als teuere Souvenirs verkauft werden.
Nächstes Ziel war die Provinz Ratchaburi. Erster Halt auf dem Weg dorthin war die Geburtsstadt meiner Lebensgefährtin Lek. Dort steht das mit 127 Metern weltweit höchste budd­histische Bauwerk der Welt: Phra Pathom Chedi. Ein Chedi ist Teil einer buddhistischen Tempelanlage(Wat), von denen es ca. 25.000 in Thailand gibt. Somit gehören Tempelanlagen zum alltäglichen Leben der Thailänder, von denen sich 94% zum Buddhismus bekennen. In den folgenden Tagen haben wir dann eine der zahlreichen Tropfsteinhöhlen besucht. Eine dieser Höhlen ist Khao-Bin-Cave (fliegende Schwalbe). Diese Höhle geht 300 Meter in die Tiefe und war die erste Höhle in Thailand, die mit einer elektrischen Lichtanlage ausgestattet wurde. Diese Höhle wird von den Einheimischen sehr verehrt. Ein weiterer Höhepunkt waren die Hot Springs in der Nähe von Suang Phueng (Bienen Garten). Dort fließt 56 Grad heisses Wasser direkt aus den Bergen in einen Pool. Das Wasser ist mit vielen natürlichen Mineralien angereichert und es ist eine Wohltat, dort zu entspannen. Wir sind dann auch den Weg zur Quelle entlanggelaufen, bis der Dschungel fast undurchdringlich wurde. Ein Paar aus Köln ist über 2 Stunden durch den Dschungel geirrt und ist dann Hals über Kopf umgekehrt, als sie in der Nähe einige Elefanten gehört haben. Die Natur und die Berge in der Nähe zu Myanmar sind wirklich atemberaubend und wir haben uns dort in unserem kleinen Resort sehr wohlgefühlt.
Ziel unserer nächsten Reise war die Insel Koh Samed. Schon die Überfahrt war bereits ein Abenteuer für sich. Angesichts bekannter Fähren hier in Europa wurde mir bei unsere „Fähre“, einem alten Fischerkahn, doch ein wenig mulmig zumute und ich zog es vor, mir eine Schwimmweste anzuziehen. Es gibt zwar einen Abfahrtsplan, aber so genau nehmen es die Thais doch nicht und so mussten wir noch ca. 90 Minuten auf eine Gruppe Jugendlicher aus Bangkok warten. Die Überfahrt verlief dann doch relativ ruhig und so strandeten wir dann ca. 50 Minuten später am Pier von Ao Cho, einer kleinen naturbelassenen Bucht und nur zwei Minuten Fußweg von unserem Resort entfernt, welches direkt am Strand lag. Irgendwann gingen auch die Tage der Entspannung dort zu Ende und wir machten uns auf den Rückweg Richtung Bangkok, wobei mir ein Abstecher nach Pattaya nicht erspart blieb. Bei all den Farangs (Ausländern) kam ich mir ein wenig wie auf Mallorca vor und ich war froh, als wir diesen Ort schnellstens wieder verließen.
Es gehört vielleicht nicht zum klassischen Urlaubsbericht, aber einen Hinweis möchte ich doch allen mitgeben, die in Thailand Urlaub machen wollen. Thailand liegt auf Rang zwei der Länder mit den meisten Verkehrstoten auf 100.000 Einwohnern (36 Tote). Im Vergleich zu Deutschland (4,3 Tote). Jedes Jahr sterben ca. 25.000 Menschen bei Verkehrsunfällen. Ja, es gibt Verkehrsregeln und nein, kein Mensch hält sich daran. Als Fußgänger lebst du lebensgefährlich. Es gibt einen Zebrastreifen, aber es interessiert keinen Autofahrer. Es gibt rote Ampeln, aber wenn kein Auto kommt, dann wird gefahren. Auf den Standstreifen der Motorways kommen dir Motorräder oder Autos entgegen. Bei Dunkelheit fahren hier Autos, Busse und Motorräder ohne Licht durch die Gegend. Motorräder mit vier bis fünf Personen sind keine Seltenheit. Ausserhalb von Bangkok bevorzugt ohne Helm bzw. Vater/Mutter mit Helm und Kinder meistens ohne Helm oder der/die Kleine zwischen Steuer und Sitz geklemmt. Alkohol am Steuer ist überhaupt kein Problem. Irgendwie haben Thailänder ein anderes Verhältnis zum Tod. Anders kann ich es mir nicht erklären. Dank meiner umsichtigen Freundin habe ich bisher überlebt.