Wenn Feuerwerkskörper brennen

Bei klirrender Kälte versammelten sich gut 60 Feuerwehr-Führungskräfte auf dem Hof von Paul Kuhnen auf dem Tönneshof. Bevor die ganze Geschichte am Kapellener Weg ihren Lauf nehmen sollte, nutzte der stellvertretende Wehrleiter der Kevelaerer Feuerwehr, Heinz-Josef Tepest, die Gelegenheit, die Anwesenden über den Ablauf aufzuklären. „Wir beschießen jetzt gleich eine Feuerwehrmannattrappe mit Feuerwerkskörpern, damit wir sehen können, wie die Einsatzkleidung darauf reagiert“, erläuterte er den Ansatz der ersten Übung, Danach wolle man testen, ob und wie Feuerwehrskörper-Paletten in Brand geraten.

Für den Supermarkt-Ernstfall

Auf dem Weg zu der großen Freifläche, wo die Attrappe in Feuerwehr-Schutzmontur schon aufgestellt war, erkärte Tepest für die KB-Leser, was der Auslöser für die Innitiative zum Testen war: „Vor eineinhalb Jahren bei den ganzen Baugenehmigungen haben wir uns gefragt: Wenn da Pyrotechnik benötigt wird, wie sicher ist das eigentlich?“ Aufgrund dessen habe man bei den Bezirksregierungen in Düssseldorf und Münster nachgefragt, ob man das üben könne.

Pascal Verhülsdonk vom Bauamt der Stadt pflichtete dem bei. „Wenn Aldi oder Lidl gebaut werden, muss man sehen, ob andere Auflagen erfüllt werden müssen.“ Auch Vertreter des Kreises Kleve und der Bezirksregierungen Düsseldorf und Münster verfolgten den Ablauf des Geschehens.

Jörg Flossbach, Sacharbeiter für das Sprengstoffrecht in Münster und mit zuständig für die Genehmigung von Feuerwerkskörpern für den Einzelhandel, freute sich über die Initiative der Kevelaerer Feuerwehr. Die Behörde hatte über eine Firma für das notwendige Testmaterial gesorgt.

Der letzte Versuch sei etliche Jahre her, und die Produkte hätten sich verändert, so Flossbach. „Von daher ist es sinnvoll, so einen Test zu machen.“ Die Feuerwehrleute „sollen geschult werden und das sehen, damit die geimpft sind für den Einsatzfall.“ Der Kunde im Supermarkt müssen sich aber wenig Sorgen machen. „Die Sachen sind relativ sicher, und zumeist so gelagert, dass nicht viel passieren kann.“

Der Versuch mit der Attrappe dauerte dann ein paar Minuten. Funken flogen, der „Feuerwehrmann“ wurde von Rauch eingehüllt – den Feuerwehrleuten bot sich ein durchaus spektakuläres Bild. Anschließend durften sie das Ergebnis begutachten. Bis auf ein paar dunklere Stellen war der Attrappe nichts weiter anzusehen. „Die Feuerwehrschutzkleidung hat wunderbar gehalten“, durften Tepest und Co. zufrieden feststellen.

Beherrschbare Lage

Danach nahmen zwei Feuerwehrleute einen Brandbeschleuniger und betraten den alten Waggon der Feuerwehr Issum, der geschützt abseits stand. Dort standen drei Paletten mit mehreren eingepackten, fehlproduzierten alten Feuerwerksböllern, die die beiden Männer mit dem Brandbeschleuniger zu entzünden versuchten. Und das gelang.

„Die Verpackung soll ja schwer entflammbar sein, aber es brennt weiter, obwohl das nicht weiterbrennen sollte“, meinte Tepest. Das sei wohl darauf zurückzuführen, dass es sich um ältere Paletten handele und die „Verpackung nicht schwer entflammbar ist, sondern die Umverpackung halt brennbar sei.

Die entscheidende Erkenntnis dieser Demonstration fasste er so zusammen: „Wenn´s brennt, würden wir das mit einem kleinen C-Rohr unter Kontrolle kriegen – oder vielleicht auch mit einem Feuerlöscher.“ Auch Wehrführer Georg Metzelaers zeigte sich im Anschluss an die Übung entspannt. „Das ist alles für uns kein Super-GAU. Das ist eine beherrschbare Lage, wo wir Brandbekämpfung durchführen können.“

Entsprechend gelassen konnten sich beide Männer bei den Behörden und dem Hofbesitzer für die Unterstützung bedanken und wünschten allen Kameraden: „Ein frohes Weihnachtsfest und einen guten Rutsch!“