„Wenn es läuft, dann lass es so!“

Am Wochenende nimmt Hendrik Wenning Abschied von Kevelaer. Drei Jahre lang wirkte er an St. Marien als Kaplan. Ab September wird er Pfarrer in Gescher. Im Gespräch mit dem KB ließ Wenning seine Erlebnisse in der Marienstadt Revue passieren.
Kevelaerer Blatt: Herr Wenning, sind Sie mental schon in Ihrer neuen Pfarrei?
Hendrik Wenning: Ich musste bereits die ersten neuen Herausforderungen dort bewältigen, Dinge, die ich bislang nicht machen musste: Den Arbeitsvertrag mit der Haushälterin abschließen, die Möbel fürs Büro aussuchen…
Ich freue mich aber auf die neue Gemeinde. Was ich bislang gehört habe, ist sehr schön. Es gibt dort nur eine Kirche und mit 11- bis 12000 Katholiken eine angenehme Zahl Gemeindemitglieder – keine Kleinigkeit, aber auch keine Gewaltigkeit. Außerdem bin ich dort nicht alleine. Es gibt in Gescher zwei aktive Priester und zwei Priester im Ruhestand sowie zwei Pastoralreferenten.
Eine Wallfahrt gibt es dort aber nicht.
Die Wallfahrt wird mir sicher fehlen. Jetzt gerade sind die Eindrücke von der Tamilenwallfahrt noch sehr stark, ich war von acht bis 18 Uhr auf dem Kapellenplatz. Ich habe das immer schön gefunden: Die Gruppen, an die man sich gewöhnt, das Wiedersehen jedes Jahr…
Kevelaer war Ihre dritte Station als Kaplan. Konnten Sie hier noch etwas Neues lernen?
Ich habe hier vor allem gelernt, wie unser Pastor die Gemeinde führt. St. Marien ist ein großes System mit doppelten Anforderungen. Ich habe erlebt, wie man das in Gelassenheit und trotzdem in Entschlossenheit tun kann.
Ich war hier auch stärker in den Kirchenvorstand eingebunden als es in anderen Gemeinden üblich ist. Und dadurch, dass mit Gottfried Mülders der Rendant immer direkt ansprechbar ist, habe ich einen guten Einblick in alle Abläufe bekommen.
Als Kaplan war ich hier auch echter Stellvertreter des Pastors, dafür bin ich dankbar. Wenn der Pastor nicht da ist, läuft alles weiter, nur der Kaplan macht das. Das war eine gute Übung, weil das Team in Gescher auch nicht so klein ist.
Was ist Ihnen von Ihrer Zeit hier in Kevelaer besonders in Erinnerung geblieben?
Das Jubiläum 150 Jahre Basilika bleibt mir am besten in Erinnerung – die vielen großen Feiern, Pfarrer Lohmanns Priesterjubiläum, aber auch viele Kleinigkeiten. Es war immer schön, nach dem großen Amt mit den Bischöfen zusammenzusitzen und sie „ganz normal“ zu erleben.
Viel Freude hatte ich auch an den Radtouren mit den Jugendlichen in den Herbstferien.
Ich kann rundweg sagen: Etwas machen zu müssen, das ich gar nicht wollte, das hat es hier nicht gegeben.
Dafür haben Sie St. Marien ein paar neue Dinge gegeben.
Die wöchentlichen Pfarrnachrichten und die Internetseite habe ich neu gemacht. Wir haben auch den Jugend­treff wiederbelebt und ich bin sehr froh, dass wir dort ein gutes Team haben. Und auch die Jugendwallfahrt im September ist etwas Neues.
Haben Sie auch für sich persönlich etwas Neues in Kevelaer entdeckt?
Ich bin ein paar Mal von Weeze nach England geflogen, weil mich die Geschichte des Landes interessiert.
Außerdem war die Gemeinschaft im Priesterhaus ein großes Plus: Pfarrer Lohmann, die anderen Priester, die Ordensbrüder und -schwestern – das ist schon ein wenig wie eine Familie.
Was nehmen Sie von hier mit in Ihre neue Gemeinde?
Ich habe gelernt, Dinge erst einmal so stehen zu lassen, wie sie sind. Natürlich sehe ich Dinge – auch hier – und frage mich: Ist das glücklich gelöst, wie es ist? Aber wenn es läuft und sonst niemanden stört, dann lass‘ es so!
Und im Reisegepäck?
Da habe ich ein kleines Bild von unserer Consolatrix afflictorum.
Werden Sie Kevelaer auch in Ihrer neuen Heimat verbunden bleiben?
Die Mutter Gottes wird auch in Gescher ihren Platz in meinem Leben behalten. Und sicher werde ich zum großen Jubiläum 2017 in Kevelaer sein. Ich habe auch einige Freunde hier gewonnen, mit denen ich in Kontakt bleiben möchte. So weit ist Gescher ja nicht weg. Aber es gehört sich, sich im ersten Jahr etwas rar zu machen, damit andere sich entwickeln können.
Sonntag wird der Umzugswagen gepackt. Montag schwingen Sie sich dann aufs Rad und fahren hinterher?
Ich habe tatsächlich überlegt, mit einigen Leuten zusammen mit dem Rad nach Gescher zu fahren. Aber dann kommt man so verschwitzt an… [lacht]. Aber im Ernst: Wichtiger als der Umzug ist jetzt erst mal die Verabschiedung. Ich hoffe, mich am Samstag nach der Abendmesse von vielen persönlich verabschieden zu können. Schließlich war ich gern in Kevelaer!
Das Interview führte Björn Lohmann.


Der Abschiedsgottesdienst für Kaplan Wenning ist am Samstag um 18.30 Uhr in der Basilika. Anschließend findet im Petrus-Canisius-Haus eine Abschiedsfeier statt. Die Einführung in St. Pankratius Gescher ist am 4. September.