Wenn der Vater mit dem Sohne gemeinsam werkelt
Alles begann vor rund zwölf Jahren, als Jos van den Berg von seinem Vater Oliver ein Siku-Modellauto geschenkt bekam. Die Beiden spielten damit auf dem Boden im Kinderzimmer, so wie es Väter mit ihren Söhnen nun mal machen.
Früh zeigte sich, dass der heute 15-Jährige Gefallen an der Technik fand. Nach und nach kamen zu den Standmodellen auch Fahrzeuge hinzu, die bewegliche Teile hatten. Das genügte den van den Bergs aber bald nicht mehr. So kaufte Oliver für seinen Sohn (und auch für sich) den ersten funkgesteuerten Trecker. Damit begann ein Hobby, das beide bis heute intensiv betreiben.
„Wir haben uns über Google und Youtube über die Siku-Modell (Maßstab 1:32) informiert und sind dabei auf eine öffentliche Spielarena im Norden von Deutschland gestoßen und spontan hingefahren“, erzählt der 51-Jährige. „Wir waren total geflasht, als wir die 400 Quadratmeter große landwirtschaftliche Modellanlage mit den vielen unterschiedlichen beweglichen Modellen vor uns sahen“, erinnert sich Jos. „Das war kein Spielzeug mehr. Es sah alles so echt und real aus, nur eben viel kleiner.“ „Wir sind ab diesem Tag zweimal im Jahr hingefahren“ schwärmt sein Vater weiter.
Vom Virus des Modellbaus infiziert, machten sich Vater und Sohn daran, ihre eigene kleine Welt im Maßstab 1:32 aufzubauen, zuerst noch im Kinderzimmer. Irgendwann ließ sich aber alles nicht mehr wegräumen. Also zog man um unters Dach.
Heute befindet sich dort auf 28 Quadratmetern ein fiktives landwirtschaftliches Lohn- und Transportunternehmen. „Die Niederrheiner“ besitzen nicht nur acht LKW, 18 Traktoren, zwei Bagger, und eine, Planierraupe. Auch Lagerhallen sowie einer Kiesgrube und ein „echter“ Acker aus aufgeschichtetem gebrauchtem Kaffeemehl, über den ihre Trecker mit Egge oder Pflug fahren können, sind dort anzutreffen. Auch das eigene Wohnhaus durfte nicht fehlen. Es wurde im Februar 2015 dem Original nachempfunden.
Mittlerweile pflegen die Beiden langjährige Freundschaften zu 20 technikbegeisterten Männern und Jungen, die über die ganz Deutschland verteilt, in den Niederlande und der Schweiz wohnen. Reihum besucht man sich bis zu sechsmal im Jahr. „Jos und ich haben im vergangen Jahr sicherlich 15.000 Kilometer zurückgelegt, um uns mit den anderen auszutauschen und Tipps zu holen oder auch weiter zu geben, wie man technische Probleme löst“, sagt Oliver van den Berg.
Heute bauen sie ihre ferngesteuerten Fahrzeuge selbst zusammen, auf der Grundlage eines gekauften SiKu-Standmodells, das dann in die Einzelteile zerlegt wird. Dann überlegen die Vater und Sohn, wie die Technik, der Antrieb und Funkplatinen am besten unterzubringen sind. Dazu müssen sie auch selbst Bauteile anfertigen, die sie auf ihrer eigens dafür angeschafften Drehbank oder an der Fräsmaschine herstellen.
„Unser aufwendigstes Modell war sicherlich der Mähdrescher“, sagt Jos voller Stolz. Der verfügt über fünf unabhängig von einander laufenden Motoren, diverse Platinen, Akkus (dafür verwenden sie Handyakkus) und 25 LED-Lichter, die über haarfeine elektrische Leitungen zum Leuchten gebracht werden. „So kann ein Modell schon mal 700 bis 800 Euro kosten“, versichert sein Vater Oliver. „Insgesamt haben wir über die Jahre sicher mehr als 10.000 Euro verbaut. Aber so genau kann ich das gar nicht mehr bemessen.“
Um anderen auch die Möglichkeit zu eröffnen, sich von deren Modellwelt inspirieren zu lassen, hat Jos irgendwann damit begonnen, kleine Videos zu drehen und diese bei Youtube veröffentlicht. Hier kann man sehen und erleben, wie realitätsnah Modellbau sein kann. Sein Youtube-Kanal „Die Niederrheiner“ hat heute immerhin mehr als 1.500 Abonnenten, die 76 Videos insgesamt fast 500.000 Aufrufe. Auch bei Facebook hat er bereits eine Community von rund 800 Menschen erreicht.
Ihr aktuelles Projekt ist eine Ape
Ihr aktuelles Projekt ist eine Ape. Das dreiräderige Lieferfahrzeug aus Italien, das mittlerweile schon Kultstatus hat, befindet sich auch in ihrer Modellanlage wieder. Allerdings ist dieses Projekt jetzt im Maßstab 1:1. „Wir konnten eine gebrauchte Ape ganz günstig in der Nähe ergattern“, erzählt der 51-Jährige. „Jos und ich haben diese komplett zerlegt und ausgebessert.
Anschließend wurde alles lackiert und wieder zusammengesetzt. Jetzt fehlen nur noch wenige Teile, und die Ape kann dann wieder auf die Straße“. Bei diesen Worten kommt Jos van den Berg ein Leuchten in seine Augen. Was freut ihn denn so? „Ich werde demnächst 16 Jahre und mache zurzeit den Führerschein A1. Damit bin ich dann berechtigt, die Ape im Straßenverkehr zu fahren“. So kann er dann das Mountainbike (sein anderes Hobby), bei schlechtem Wetter hinten reinlegen und trocken zum Trainingsgelände oder auch einfach zur Schule fahren.
Hauptsächlich ist es ein Winterhobby“, sagt Oliver van den Berg. Und mit dem Blick auf seinen Sohn fügt er mit einem Lächeln hinzu: „Das ist auch gut so, denn ab und zu sind wir bei technischen Details nicht einer Meinung und dann fliegen auch mal die Fetzen. Aber ich muss dann doch feststellen, er hat Recht gehabt“.