Weniger Gottesdienste und mehr Licht

Nach einem Gottesdienst mit Taufe und der Sinnfrage Hiobs: „Wo ist Gott?“ begrüßte Pfarrerin Karin Dembek rund 50 Gemeindemitglieder zur Jahreshauptversammlung der evangelischen Kirchengemeinde im Mehrgenerationenhaus. Zu Beginn standen zunächst die auf vier Jahre angelegten Presbyterwahlen und die Suche nach Kandidaten für den vakanten Platz von Pascall Jansen an.

„Es hat sich aus dem Kreis der Mitarbeiter keiner gemeldet und auch sonst kein Mitglied der Gemeinde“, stellte Dembek nüchtern fest, dass das Interesse für diese verantwortungsvolle Position wohl nicht sehr groß sei. So ließ sich die 44-jährige Bauzeichnerin Nicole Hinssen, die sich zuletzt schon in mehreren Ferienfreizeiten an der Gemeindearbeit beteiligt hat, mit den bisher amtierenden Presbytern auf die Liste setzen, die an den Kreissynodalvorstand geschickt werden soll.

„Wenn der Vorstand zustimmt, gelten die Personen auf der Liste als gewählt“, sagte Dembek. Die Einführung der neu „gewählten“ Presbyter soll am 29. März stattfinden. Bis dahin wird Jansen, der schon länger nicht mehr in Kevelaer lebt, sein Presbyteramt noch formal ausüben.

Im Bericht aus der Gemeinde sprach Dembek danach in Bezug auf das Kirchenjahr 2019 von einer „ereignisreichen Zeit“ mit neuen Gottesdienst-Formen. Man habe gemerkt, dass „andere Gottesdienstformate eine andere Resonanz haben, dass Menschen, auch wenn sie zur anderen Zeit in die Kirche gehen können, Gottesdienst gerne auch mal anders erleben.“

Positiv vermerkte sie das Format des Tauffestes, das bei den Eltern gut angenommen werde oder auch das Lesefest mit Christine Westermann als Gast.

Die Pfarrerin kündigte Veränderungen beim Besuchsdienst an. „Die Zahl der älteren Menschen ab 70 hat sich in den letzten 20 Jahren von knapp 300 verdoppelt“, sagte die Pfarrerin. Auch die Zahl der über 90-Jährigen sei gewachsen. „Das bedeutet aber auch mehr Besuchszeit.“

Das Presbyterium habe beschlossen, dass jeder nach wie vor eine Geburtstagskarte bekommt. Wer aber einen Besuch möchte, solle vorher anrufen, um den Besuchsdienst und sie selbst zu verständigen.

Außerdem soll es an zwei Feiertagen keinen Gottesdienst mehr geben. Beim Kreissynodalvorstand habe man beantragt, den ersten Weihnachtstag ausfallen zu lassen. Einen Gottesdienst gebe es aber in Geldern. Und es gebe den Prozess der Landessynode „Zeit fürs Wesentliche“, wo die Arbeitszeit für Pfarrer aufgrund von Burnout und psychischen Erkrankungen begrenzt werden soll. Angepeilt seien 48 Stunden die Woche, orientiert an der EU-Arbeitszeitverordnung.

Sie selbst liege da weit drüber, sei selber länger krank gewesen und müsse aufpassen, ihre freie Zeit zu nehmen. Deswegen gab es im Juli eine Klausurtagung, um zu schauen, „wie ich bis zur Pensionsgrenze arbeiten kann.“ Dembek kritisierte deutlich den Verwaltungsaufwand, den die Landeskirche den Priestern verschaffe.

Darüber hinaus wird die Gemeinde mehr mit der Kirchenregion Süd zusammenarbeiten. Da soll es Predigtreihen und Kanzeltausch geben. Und man werde auch Gottesdienste in die Region legen. Eine Neuordung gibt‘s bereits zu Weihnachten: So soll es Heiligabend um 14.30 Uhr einem Familien-Gottesdienst mit sehr kleinen Kindern als „kompakten Krabbel-Gottesdienst“ geben. Um 16 Uhr folgt ein Gottesdienst mit Krippenspiel und dem Kinderchor. Und um 17.30 Uhr wird eine Christvesper mit dem Chor und der Jugend gefeiert.

Keine Christmette

Die Christmette findet nicht mehr statt. „Vier Gottesdienste sind mir zu viel“, machte Dembek klar. Dafür ist um 18.30 Uhr ein Essen für einsame Menschen geplant, die nicht in der Lage, so Weihnachten zu feiern, wie sie es sich wünschen. „Das Ehepaar Heike und Johannes Rath hat das angeboten und übernimmt auch die Kosten“, sagte Dembek.

Im Anschluss stellte Ludger Merten von der Firma „LeaD Light“ die Planungen für die neue Beleuchtung im Inneren der Kirche vor, die das Presbyterium auf seiner letzten Sitzung abgesegnet hat. Merten machte deutlich, dass es darum gehe, die „Würde des Raumes auszuleuchten, behutsam mit dem Licht im Raum umzugehen und das Tageslicht zu ergänzen“, statt ihm mit künstlichem Licht Konkurrenz zu machen.

Er stellte vier Elemente vor: Ein blendfreies Licht, das unter den Bänken von unten für Leselicht sorgen kann, ein induktives, zuschaltbares Licht, damit der Raum nach oben hin bis in die Spitze mit Licht erhellt und so „angenehmer“ in der Wahrnehmung wird, Spots nach vorne gerichtet sind.

Außerdem soll man bei Bedarf die Wandschalen in farbiges Licht setzen können, um den Kirchenraum mehr Atmosphäre zu verleihen. Auch hinter der Orgel soll es Lichtquellen geben, die das Instrument mehr in Szene setzen. „Die Farben geben dem Raum eine andere Mystik – da hat sich sicher auch der Zeitgeist verändert“, schloss Merten seinen Vortrag. Die gesamte Struktur soll mit LED-Lichter ausgestattet und separat schaltbar sein.

Die Kosten fürs Projekt belaufen sich auf 45.000 Euro. „Jetzt wissen wir, warum wir dafür um Spenden bitten“, machte Dembek deutlich. „Weil es etwas für diese Kirche ist, für uns alle.“