Erste Rückmeldungen nach den Ergebnisse einer Studie zum sexuellen Missbrauch im Bistum Münster

Weitere Meldungen Betroffener eingegangen

Das Bistum Münster nimmt per Hotline Hinweise zum sexuellen Missbrauch entgegen. Foto: Pixabay

In einer wissenschaftlichen Studie, die am 13. Juni veröffentlicht worden war, hat ein Team der Westfälischen Wilhelms-Universität (WWU) Münster Fälle des sexuellen Missbrauchs im Bistum Münster sowie ihre Ursachen und Rahmenbedingungen untersucht und dargestellt (das KB berichtete). Das Bistum Münster informiert jetzt über die auf die Vorstellung der Studie erfolgten Reaktionen und Maßnahmen.

37 Anrufe bei Hotline

„Bei einer eigens eingerichteten Telefonhotline, an der Fachleute in den Tagen nach der Vorstellung der Studie Hinweise zu Fällen entgegennahmen, gingen 37 Anrufe ein. 13 davon waren anonym und enthielten keine Hinweise auf konkrete Taten oder Beschuldigte. Vielmehr handelte es sich um Unmutsäußerungen und teilweise Beschimpfungen. Des Weiteren nahm die Hotline 24 namentliche Meldungen auf und leitete sie alle an die Interventionsstelle des Bistums Münster weiter“, heißt es aus dem Bistum. Deren Mitarbeitende nahmen mit allen Anrufenden, die korrekte Daten hinterlassen hatten, Kontakt auf – über Telefon oder E-Mail. Einige der Anrufenden leben in anderen (Erz-)Bistümern und wurden mit den dort zuständigen Stellen in Verbindung gebracht.

In einem Fall schaltete die Interventionsstelle um den Interventionsbeauftragten Peter Frings die Staatsanwaltschaft ein, erklären die Verantwortlichen des Bistums. Dabei habe die anrufende Person allerdings keine Person namentlich beschuldigt, sondern lediglich eine Ortsangabe genannt. Alle anderen Meldungen über die Hotline betrafen bereits bekannte Sachverhalte oder erfolgten, weil den Anrufenden eine Kontaktaufnahme durch das Bistum wichtig war.

Zusätzlich zur Hotline hatte das Bistum ein anonymes Meldeportal im Internet eingerichtet. Dieses ist unter www.anonym-missbrauch-melden.de nach wie vor erreichbar. Darüber seien elf Meldungen eingegangen, die die Interventionsstelle ausnahmslos alle an die Staatsanwaltschaft Münster weitergeleitet habe. Sechs Meldungen seien konkreten Personen zugeordnet worden. Die Übrigen seien nur schwer auswertbar hinsichtlich Ort und beschuldigter Person. Das Bistum warte hier die Rückmeldung der Staatsanwaltschaft ab.

Treffen mit Betroffenen

Wie angekündigt, hat sich außerdem nach Veröffentlichung der Studie Bischof Dr. Felix Genn mit etwa 50 Betroffenen sexuellen Missbrauchs zu einem persönlichen und vertraulichen Gespräch getroffen. Ob es weitere solcher Treffen geben wird, ist zurzeit in Überlegung. Das entscheiden vor allem die Betroffenen.

Insgesamt habe die Zahl der Meldungen im Vergleich zum Zeitraum vor der Vorstellung der Studie nicht zugenommen, heißt es in einer Mitteilung des Bistums. „Nach wie vor melden sich immer wieder Menschen, die von ihrem Missbrauch teilweise erstmals sprechen wollen.“ Sie werden durch die Interventionsstelle oder durch eine der drei unabhängigen Ansprechpersonen bei Fällen sexuellen Missbrauchs begleitet. Wenn die Betroffenen dies wünschen, wird anwaltliche Beratung oder Begleitung bereitgestellt und die Kosten dafür übernommen.

Zur Frage, wie mit den Gräbern verstorbener Amtsträger, die nachweislich für Vertuschung von Missbrauchsfällen verantwortlich waren, im Dom und auf dem Domherrenfriedhof umgegangen wird, gibt es erste Vorschläge aus den Reihen der Betroffenen. Dazu bittet Bischof Genn ausdrücklich um weitere Ideen von Betroffenen.

„Die Studie war ein wichtiger Schritt auf dem Weg der Aufarbeitung, dem viele weitere folgen werden und müssen“, sagt der Interventionsbeauftragte Peter Frings. Maßgeblich würden für das Bistum dabei weiterhin Wünsche und Bedürfnisse der Betroffenen sein.