Weihnachten – Was ist das eigentlich?

Die Werbespots in Radio und Fernsehen, die Reklamesendungen und Angebote wissen genau, wie Weihnachten geht und was geschieht! Das Geheimnis, der Zauber der Weihnacht – so las ich in der Werbung eines Weinkontors – ist: mit lieben Menschen zusammensitzen, feiern, fröhlich sein, Geschenke austauschen, das Leben genießen und gemeinsam auf Gegenwart und Zukunft anstoßen.

Das ist sicherlich schön, das tue ich gerne, aber eigentlich mache ich das auch an meinem Geburtstag oder wenn Freunde zu Besuch sind oder an Silvester – aber Weihnachten?! ist das das „Geheimnis von Weihnachten“?

So mache ich mich auf den Weg, um dem Geheimnis der Weihnacht auf die Spur zu kommen, dem Geheimnis des Glaubens.

Und ich finde Maria und Josef auf dem mühsamen Weg von Nazareth im Norden des Landes nach Bethlehem im Süden – es geht durch Wüste und Gebirge. Maria – hochschwanger – fällt das Gehen schwer. Schließlich erreichen sie Bethlehem, finden aber keine Unterkunft, keine Herberge. Endlich kommen sie in einem kalten Stall unter und dort gebiert Maria ihren ersten Sohn – ohne Hebamme, ohne ärztliche Hilfe. Die Geburt glückt; das schrumpelige Neugeborene wird von Ochs und Esel beäugt und von Josef vorsichtig in eine Futterkrippe gelegt.

Die jungen Eltern genießen müde und erleichtert einen Moment der Ruhe in dem unwirtlichen Stall. Doch dann knarrt die Stalltür und einige zerlumpte, wenig wohlriechende Gestalten – Hirten – kommen herein. Auch sie haben eine aufregende Nacht hinter sich. Mitten in der Dunkelheit sind ihnen die himmlischen Heerscharen begegnet und haben die rohen Gesellen nach Bethlehem in den Stall geschickt, um den Retter der Welt zu begrüßen.

Eigentlich wissen die Hirten gar nicht so genau, warum sie sich auf den Weg gemacht haben. Aber jetzt sind sie da und begegnen dort im Stall einem neugeborenen Kind und spüren, wie sich ihr Leben schlagartig verändert. Und diese Veränderung muss ich genauer betrachten, wenn ich das Geheimnis der Weihnacht erkunden will.

Was verändert sich? Was verändert diese Menschen?

Die Hirten begreifen in der Begegnung mit dem Kind in der Krippe, was sie „wert“ sind. Sie erfahren, dass sie Gott etwas wert sind. Sie, die zerlumpten, stinkenden, armseligen Hirten sind Gott wertvoll. Und das verändert ihr Selbst-Bewusstsein, mit dem sie in dieser Welt leben und ihren Alltag bewältigen.

Mit den Hirten können wir begreifen, dass das Kind in der Krippe uns Menschenwürde und Menschenwert schenkt. Und das verändert das Selbst-Bewusstsein. Das gilt besonders für Menschen am Rande der Gesellschaft, aber letztlich für alle, die bedürftig sind. Und wer von uns ist eigentlich nicht bedürftig? Weiß jeder, was er wert ist?

Die Frage nach dem eigenen Wert stellt Weichen für ein Menschenleben. Wir spiegeln uns in den Augen unserer Mitmenschen, im Verhalten unserer Mitmenschen und nehmen das als Gradmesser für unseren Wert. Erfolg, Wohlstand, Jugend, Schönheit entscheiden in unserer Gesellschaft über den Wert eines Menschen, sind ausschlaggebend für das, was Menschen von sich halten. Und in all dem bleibt die Sehnsucht, sich wertvoll zu fühlen, etwas wert zu sein, angenommen zu werden.

Die Hirten erleben im Stall nicht, dass sich ihre Lebensumstände verändert. Aber ihre Haltung sich selbst gegenüber und damit auch, wie sie ihr Leben gestalten, ändert sich. Weil sie einem Kind begegnen, dem sie etwas wert sind. Einem Gott, dem jeder Mensch etwas wert ist.

Darum beten die Hirten an der Krippe und loben Gott.

Beim Geheimnis der Weihnacht geht es eben nicht einfach darum, einmal im Jahr einen gelungenen Abend mit der Familie oder mit Freunden zu verbringen – so schön und wichtig das auch sein mag.

Wenn wir erkennen können, dass die Krippe im Stall der Ort ist, an dem unsere Sehnsucht Erfüllung findet, dann können wir uns öffnen für das „Geheimnis des Glaubens“ und miteinander diese Botschaft teilen, wie es im ersten Brief an Timotheus heißt, dem Predigttext für die Christmette:

„Und groß ist, wie jedermann bekennen muss, das Geheimnis des Glaubens:

Er (Jesus) ist offenbart im Fleisch, gerechtfertigt im Geist, erschienen den Engeln, gepredigt den Heiden, geglaubt in der Welt, aufgenommen in die Herrlichkeit.“ (1 Tim 3, 16).

Ich wünsche Ihnen allen frohe und gesegnete Weihnachten!