Wallfahrt der Tamilen brachte 10.000 Gläubige nach Kevelaer

In Zeiten der Diskussion über Zuwanderung in Deutschland kam eine Gruppe als Pilger in die Marienstadt, aus deren Volk nach einem Bürgerkrieg in seinem Heimatland alleine nach Deutschland 60 000 Menschen geflohen waren. In Europa leben heute viele von ihnen in Finnland, den Niederlanden, Italien, Belgien, Dänemark, Frankreich, England und der Schweiz, weitere große Gruppen sind nach Indien und nach Kanada ausgewandert. Sie sind in allen Ländern voll integriert. Die Rede ist von Tamilen, die in der Hauptsache Katholiken, teilweise aber auch Hindus sind und zur größten jährlichen Wallfahrt in Kevelaer die Marienstadt mit einem Farbenrausch überschütten.

Die Tamilen-Wallfahrt veranstaltet jedes Jahr das Tamilen-Seelsorgeamt in Essen, das 43 Gemeinden bundesweit unterstützt. Die sehr mariengläubigen Tamilen besuchten in ihrer Heimat Sri Lanka traditionell die Gottesmutter in Jaffna, die wie die Consolatrix Afflictorum eine Schutzmantelmadonna ist. Nach ihrer Flucht aus ihrem Heimatland etablierte sich gewissermaßen als Ersatzort für die Marienverehrung Kevelaer, und so kommen die Tamilen aus ganz Europa und auch aus Übersee alljährlich zur Anbetung hierher. In diesem Jahr waren es nach Schätzungen der Veranstalter „nur“ rund 10 000 Pilger, da viele in den Sommerferien in ihre Heimat gereist sind, um die Familien zu besuchen.

Als Repräsentant der Tamilischen Katholischen Kirche zelebrierte Generalvikar Josephas Jebaratnam aus Jaffna die Messe gemeinsam mit Domkapitular Gregor Kauling und Pfarrer Albert Koolen, und er geleitete auch die Nachbildung der Madonna aus seiner Stadt (die im vorigen Jahr von Bischof Justin Bernard Gnanapragasam mit nach Kevelaer gebracht worden war) in einer Prozession um die Gnadenkapelle. Hierbei kam es zur Begegnung der Gottesmutter, die den Tamilen aus vergangenen Tagen besonders am Herzen liegt, mit der Trösterin der Betrübten.

Bei den Gebeten wurde von den Gläubigen um Frieden in Sri Lanka gebeten. Joseph Robinson, der das Tamilen-Seelsorgeamt vertrat, berichtete, dass zwar heute eine gefahrlose Einreise für Tamilen nach Sri Lanka wieder möglich sei, sie aber im Land immer noch Repressalien ausgesetzt seien. Von einem wahren Frieden sei man immer noch weit entfernt.

Für Wallfahrtsrektor Gregor Kauling war es die erste Wallfahrt mit dieser Menge an Pilgern, die er im Forum Pax Christi begrüßte und ihnen für ihre Treue zur Mutter Gottes dankte. Er habe sich auf die erste Tamilen-Wallfahrt schon sehr gefreut, weil er erst im vergangenen Jahr im Süden von Indien gewesen sei und gesehen habe, wie die Kirche dort blühe. „Die Menschen leben dort mit dem Selbstverständnis der Ewigkeit und des Ewigen. Sie zeigen große Dankbarkeit für den, aus dem wir unser Leben schöpfen. Sie zeigen ein Bewusstsein für Natur und Heilmedizin, und es ist für sie ein Selbstverständnis mit der Schöpfung zu leben. Wir haben als Menschen alle eine einzige Mutter, die Mutter Gottes. Dies verbindet Menschen und Völker. Wenn wir dies beherzigen, dann wird es Frieden zwischen den Menschen und in der Welt geben.“

Anja Petrick, Referentin im Bistum Essen, und Markus Heeg, Referent im Erzbistum Köln, die beide für internationale katholische Seelsorge zuständig sind, waren anwesend: „Wir wollen alle zusammen ein fröhliches Fest feiern, in dem wir unseren katholischen Glauben teilen können. Auch wenn ich bei der Messe kein Wort verstehe, so kann ich mich trotzdem jederzeit orientieren, da weltweit die Liturgie im lateinischen Ritus gefeiert und so nachvollziehbar wird.“


Hier gibt es eine Fotogalerie von der Tamilen-Wallfahrt!