Wahl fiel auf Dr. Andreas Lassmann

Der gesellschaftliche Frieden und die Rolle der Kirchen waren Themen einer Podiumsdiskussion. Die Synode des Ev. Kirchenkreises Kleve hatte im Uedemer Bürgerhaus dazu drei Fachleute eingeladen. Moderiert wurde die Runde von Wolfgang Thielmann, Autor, Journalist und ev. Pastor.

Einer der Fachleute war Ulrich Hamacher, Vorsitzender der Fachgruppe Sozialethik in der Ev. Kirche im Rheinland und Geschäftsführer der Diakonie in Bonn. Er sagte, dass Spaltung vermehrt entstehe, wenn Menschen Gewissheiten, stabile Lebenssituationen verlören. Dazu gehöre auch ein sicherer Job, der bezahlbaren Wohnraum garantiere.

Dr. Alexander Schmidt, Politologe am Rhein-Ruhr-Institut für Sozialforschung und Politikberatung kritisierte die Fragmentierung als treibende Kraft. „Wir konsumieren häufig Informationen, die unseren eigenen Meinungen entsprechen. Wir bewegen uns in einem meinungshomogenen Umfeld, im Freundeskreis oder in facebook-Gruppen“. Das erschwere eine objektive sowie kritische Meinungsbildung und führe dazu, die eigene Meinung als Mehrheitsmeinung zu empfinden.

Wie kann eine Gesellschaft mit Menschen umgehen, die spalten, in dem sie den Rahmen des „Sagbaren“ ständig erweitern? Die Synodalen fragten, ob extreme Parteien nicht nur ein Symptom einer Gesellschaft sind, in der auch die Leistung politischer und wirtschaftlicher Eliten zu hinterfragen ist. Medien, die sich zu sehr auf die Berichterstattung negativer Ereignisse konzentrierten, trügen zu einer negativen Grundstimmung in der Gesellschaft bei.

Die Spaltung der Gesellschaft und das Ventil, extreme Parteien zu wählen, habe viele Ursachen, so das Podium. Die Reduzierung auf die finanzielle Not der Menschen oder auf das Empfinden sozialer Ungleichheit greife zu kurz, so Schmidt.

Den Zulauf rechtsgerichteter Ideologien erklärte der Politologe mit psychosozialen Ursachen. Darunter „Selbsterhöhung“, weil man exklusiver Mitwisser einer Verschwörungstheorie sei, welche die Gesellschaft kurz vor dem Zusammenbruch, „5 vor 12“ sieht.

Den Dialog suchen

„Die Kirche soll den Dialog mit potentiell extremen Wählern suchen“, war die Empfehlung von Marat Trusov, Mitarbeiter der „Wuppertaler Initiative für Demokratie und Toleranz“. Man müsse zudem die Denkmuster dieser Gruppen kennen, um aus dem eigenen Glauben heraus Gegennarrative zu entwickeln. Kirchengemeinden müssten extremen Parteien jedoch kein Podium bieten. Wichtig sei es aber, offen zu sein, Menschen auch außerhalb der Kirche in ihren Sorgen und Ängsten wahr- und ernst zu nehmen. Die Kirche könne einen Raum schaffen, der klar mache, dass es andere Meinungen gibt.

Superintendenten Hans-Joachim Wefers positionierte sich zu weiteren Themen: Missbrauch und seine Folgen für die Gesamtkirche, kirchliches Arbeitsrecht contra Gleichbehandlungs- und Antidiskriminierungsgesetz und staatliche Kirchendotationen. Bei letzteren plädierte Wefers dafür, nicht allzu beharrlich auf alte, wahrscheinlich bereits abgegoltene Rechte zu pochen. Sie würden heutzutage von einem Teil der Bevölkerung nicht mehr getragen und ebenso wenig eingesehen.

Auch die Notwendigkeit des Kirchenasyls stehe politisch regelmäßig in der Kritik. Wefers dazu: „Fehlentscheidungen von Behörden sind nicht auszuschließen, aber ein abzuwartendes Urteil schiebt die Abschiebung nicht auf. Da ist das Kirchenasyl der Zwischenraum, um behördliche Entscheidungen von der Justiz überprüfen zu lassen.“

Zwei Synodale bewarben sich um eine vakante Position im kreiskirchlichen Leitungsgremium, dem Kreissynodalvorstand. Lehrerin Barbara Grepel (61), Presbyterin aus Kleve stellte sich den Synodalen vor, ebenso Rechtsanwalt Dr. Andreas Lassmann (46), Presbyter aus Kevelaer.

Denkbar knapp lautete das Ergebnis der ersten beiden Wahlgänge jeweils 36 zu 36 Stimmen, bei zwei Enthaltungen. Im dritten Wahlgang enthielten sich vier Synodale und Dr. Lassmann gewann damit die Wahl als Stellvertretung des 2. Synodalältesten mit 36 zu 34 Stimmen. Da es sich um eine Nachwahl handelte, dauert die Amtszeit zunächst nur bis 2020.