„Vor Geldausgabe erst eine Nacht schlafen“

Die Welt des Geldes ist heute komplexer als jemals zuvor. Durch Kartenzahlung, Online-Käufe und durch den Abschluss von Mobilfunk- oder anderen langfristigen Verträgen ist die Kontrolle von Ausgaben zunehmend erschwert. Dies bekommen besonders auch junge Menschen zu spüren, wenn sie bei Volljährigkeit in die Selbstständigkeit und Eigenverantwortung entlassen werden. Nicht nur Jugendliche, auch junge Erwachsene laufen Gefahr, Schulden anzuhäufen. Aktuell liegt der Anteil junger Menschen, die sich verschulden, bei ca. 70 %. Dem Statistischen Bundesamt zufolge belaufen sich die durchschnittlichen Schulden 20-25-Jähriger auf 7.500 Euro. Und laut einer Umfrage der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) hatten bereits 69 % der 14- bis 24-Jährigen schon einmal Schulden.
Um diesem Trend entgegenzuwirken und Schülerinnen und Schüler fit im Umgang mit Geld zu machen, führte die Schuldnerberatung der Caritasgesellschaft Geldern-Kevelaer e.V. in Zusammenarbeit mit der Volksbank an der Niers an der Gemeinschaftshauptschule Kevelaer das Projekt „Money Check“ durch. 127 Schülerinnen und Schüler der 9. und 10. Klassen erhielten im Rahmen einer kleinen Feierstunde ihre Abschlusszertifikate im Beisein der Schirmherrin des Projektes, der Landtagsabgeordneten Margret Voßeler. Sie sprach sich in einem Grußwort dafür aus, die wirtschaftliche Kompetenz von jungen Menschen zu fördern: „Wirtschaft ist wichtiger Bestandteil des Lebens und auf diese Herausforderungen des Lebens müssen wir die Schüler stärker vorbereiten. Es muss nicht immer der Vertrag im Fitness-Studio sein, es macht auch viel Spaß, mit Freunden in der freien Natur zu laufen.“
Johannes Janhsen, Vorstandsvorsitzender der Volksbank an der Niers, ermutigte: „Jeder sollte wissen, wie er verantwortungsvoll mit seinem Geld umgeht. Denn das ist eine Grundvoraussetzung dafür, bequem durch das Leben zu kommen. Im Projekt `Money Check´ habt Ihr das nötige Rüstzeug erhalten.“
Andreas Becker, Vorstand des Caritasverbandes Geldern-Kevelaer e.V., griff in seinem Grußwort auf, was die Verschuldung von Menschen heute erleichtert: „Früher reichte ein Blick ins Portemonnaie um zu sehen, wie viel Geld man ausgeben kann. In Zeiten von Onlinebanking und Amazon ist es nicht mehr so leicht, noch den Überblick über die eigenen Finanzen zu behalten. In dieser Situation lassen wir die Schüler nicht allein und haben deshalb dieses Projekt initiiert.“ Becker gab auch noch einen Tipp: „Bevor Sie den Button drücken, mit dem Sie etwas kaufen und bezahlen wollen, schlafen Sie noch einmal eine Nacht darüber (das sollten Sie auch bei anderen Entscheidungen machen, ich bin damit immer gut gefahren).“ Außerdem lud er die Anwesenden ein, sich beim Caritasverband auf eine der fast 100 Lehrstellen zu bewerben und dort eine Ausbildung zu machen.
Vier Tage lang waren Mitarbeiter der Caritas und der Volksbank in den Klassen gewesen. Dabei ging es beispielsweise um Haushalts- und Budgetplanung, um Verträge, insbesondere um Kreditverträge und um Onlinebanking. Andrea Verhoeven beschrieb in einem Gespräch, wie sehr die Schüler bei Fallstudien beeindruckt waren. „Dass eine nicht bezahlte Handy-Rechnung zu Mahnungen, Zahlungsbefehlen, Gehaltspfändungen, Arbeitsplatz-Verlust, Trennung vom Partner, Wohnungs-Verlust und Obdachlosigkeit in nur einem Jahr führen kann, fanden viele schon sehr erschreckend.“ Sie wies darauf hin, dass es wichtig ist, bei Zahlungsproblemen sofort zu reagieren und ein Gespräch mit dem Gläubiger zu suchen. „Viele öffnen erst gar keine Briefe und meinen, dann sei das Problem vom Tisch, aber dann fangen die Probleme erst richtig an.“ Wenn man nicht weiter weiß, sollte man sich umgehend an eine der Schuldnerberatungsstellen des Caritasverbandes in Straelen, Geldern und Kevelaer wenden.
Zum Thema Hauptschule
Zum Schluss bedankte sich Schulleiterin Renate Timmermann bei allen Beteiligten von Volksbank und Caritasverband für die wertvolle Unterstützung und den Schülerinnen und Schülern für die gute Mitarbeit und ließ Bernd Druyen das letzte Wort. Er hatte für die Schule das Projekt geplant und begleitet. Er verwies auf die erfolgreiche Durchführung des Projektes und beanstandete in Richtung Landesregierung die Abschaffung der Schulform Hauptschule, die gerade in solchen praktischen Hilfen Vorreiter sei. „Solche Projekte und solche Informationen kann man den Schülerinnen und Schülern gar nicht genug mit ins Berufs- und Erwachsenenleben geben.“
Das Projekt „Money Check“ wird in vielen Schulen in Kevelaer, Straelen und Geldern auch in Zukunft fortgeführt werden.