Von Kevelaerern für Kevelaerer – „Seid Einig” feierte

Zahlreiche Stifter, Spender und der Vorstand der Bürgerstiftung „Seid Einig“ selbst waren in der Gastronomie des Niederrheinischen Museums zusammengekommen, um bei dem besonderen Ereignis mit dabei zu sein. „Wir haben schon mehr Stühle als erwartet nötig. Hoffentlich haben wir nachher genug Bier“, scherzte Stefan Jansen von der Bürgerstiftung, ehe der offizielle Festakt – eingeleitet durch einen klassischen Gitarrenvortrag – begann.

Anschließend durfte der Vorsitzende der Bürgerstiftung, Edmund Bercker, für den ersten Lacher des Abends sorgen, als er den stellvertretenden Vorsitzenden der Geselligen Vereine als Vertreter des Kuratoriums, Dominik Lemken, versehentlich mit „Pichler“ titulierte. „Ich hoffe, Du hast die Beförderung gut überstanden“, scherzte er. Lemken drückte später die tiefe Verbundenheit der „Geselligen“ mit der Stiftung aus. „Lasssen Sie die leuchtenden Kinderaugen weiter Ansporn für Ihr Engagement sein.“

Rücktritt vom Amt

Bercker skizzierte in kurzen Worten die Idee, die der Gründung der Stiftung zugrunde lag, als er und Gerd Plümpe zum 100-jährigen Jubiläum der Geselligen Vereine dazu „ausgeguckt“ wurden. „Von Kevelaerern für Kevelaerern“ galt von da an, insbesondere Kindern und Jugendlichen in sozialen Notlagen Zugang zum öffentlichen Leben zu ermöglichen. Insgesamt, so Bercker, stünde nach zehn Jahren eine Summe von 261.000 Euro auf der Einnahmeseite, was im Schnitt pro Spender 510 Euro ausmacht. Davon seien 57.300 Euro in den zehn Jahren an Kinder und Jugendliche geflossen. „Mit Ihnen als Netzwerk“, sei es möglich gewesen, da einzugreifen, „wo Not herrscht“, dankte er allen Anwesenden und Spendern. „Wir brauchen Sie alle für das Netzwerk ‚Kevelaerer Bürgerstiftung‘“, sagte Edmund Bercker und kündigte dann an, nach zehn Jahren sein Amt als Vorsitzender der Bürgerstiftung zum Ende des Jahres aufzugeben.

„Die Stiftung wird weitergeführt, die Leute im Vorstand dafür sind hier“, dankte er Stefan Jansen und Marcel Robens für die Zusammenarbeit, Marion Grube als Anlaufstelle im Hintergrund, seiner Tochter Brigitta für die juristische Beratung und seiner Frau dafür, dass sie ihn davon entlastet habe, „mit Zwei-Finger-System“ stundenlang vor dem Computer für die Stiftung zu sitzen. „Wir können froh sein, dass die Vereine die Verantwortung für die Bürger in der Stadt übernehmen. Das war‘s“, schloss Bercker und erhielt Beifall.

Für den Stiftungsvorstand dankte Stefan Jansen Bercker für dessen Engagement. Er habe mit vielen betroffenen Familien geredet und dabei hohe Sensibilität an den Tag gelegt. „Es ist nicht leicht, in Armut um Hilfe nachzufragen.“ Und er habe sich unermüdlich eingebracht. „Die Stadt kann stolz auf Dich sein – ein einmaliges Engagement.“ Am Morgen habe er noch einen Anruf bekommen, ob man für drei Kinder die 69 Euro für eine Fußballschule übernehmen kann. „Es gibt Familien in Kevelaer, für die das nicht darstellbar ist, das zu bezahlen“, gab er ein Beispiel dafür, warum die Stiftung einen Sinn hat.

Stark erhöhte Kurtaxen

Die Vereinsbroschüre zum Jubiläum, die die Jugendarbeit der Kevelaerer Vereine dokumentiert, soll bei allen Martins-Zügen den Tüten mit beigefügt werden und in allen Tageseinrichtungen in Kevelaer ausliegen, sagte Jansen.  Zur Würdigung der Vereinsarbeit gaben die Veranstalter dann noch Vertretern verschiedener Vereine vom DLRG über das Jugendzentrum Kompass, dem SV Union Wetten bis zu den Jungen- und Mädchenlagern Ameland die Möglichkeit, von ihren Ferienlager-Erlebnissen zu berichten – von der Lagertaufe und dem Spaß an den Vorbereitungen hin bis zu aktuellen Problemen wie stark erhöhter Kurtaxen und veraltetem Spielzeug, das man immer wieder erneuern muss.

Besonders anekdoten- und detailreich geriet dabei der Beitrag von Hubert Janssen. Der 92-jährige Pfarrer erinnerte an die Gründung des Amelandferienwerks in Kevelaer 1960, die auf die Gründung des ersten deutschen Ferienlagers auf Ameland durch den Pfarrer Edmund Janssen zurückging. Bundesweit gebe es mittlerweile 200 Entsendestellen, eine Million Kinder hätten über die Jahrzehnte auf Ameland ihre Freizeit verbracht. „Das ist sehr stark gemeinschaftsbildend“, unterstrich Janssen.

Im Anschluss an den Diskurs stießen die Beteiligten nochmal mit einem Glas auf das Jubiläum an – in der Hoffnung, dass die Arbeit dieser Stiftung noch lange andauern wird.