Dem Heiligen – hier auch „Ferke(l)s Tön“ genannt – widmet das Kevelaerer Museum eine Ausstellung
Vom Hl. Antonius zum Niederrheiner ,Tön‘
Im Niederrheinischen Museum gibt’s eine Ausstellung zu „Ferke(l)s Tön“ zu sehen. Foto: NMK
Für ein ländliches Heidedorf wie Kevelaer, das im 15. Jahrhundert schätzungsweise gerade mal 150 Kommunikant*innen besaß, war der Schutzheilige der Bauern und Haustiere als Patron geradezu prädestiniert. Bis heute wird der Hl. Antonius am Niederrhein, wo er vielen Pfarreien und Vereinen zur Seite steht, liebevoll „Ferke(l)s Tön“ genannt. Die damalige Kapelle in Kevelaer beschützte er schon, bevor sie 1472 zur Pfarrkirche erhoben wurde. Dies geschah auf inständigen Wunsch der Dorfbewohner*innen, für die der Weg zur Mutterpfarrei in Weeze zu beschwerlich war, wenn sie sich nach dringlicher Seelsorge sehnten oder einen Gottesdienst besuchen wollten. Ganz selbstverständlich übernahm der Hl. Antonius nun auch das Patrozinium der neuen Pfarrei in Kevelaer.
Ehrenvoller Platz für Tön
550 Jahre ist dies nun her und damit ein feierlicher Anlass für das Niederrheinische Museum Kevelaer, der Pfarrei St. Antonius, zu der seit ihrer Neugründung 2014 auch Kervenheim, Twisteden, Wetten und Winnekendonk gehören, eine Sonderausstellung zu widmen, in der diese Geschichte erzählt wird. „Niederknien bei Ferkels Tön“, so der außergewöhnliche Titel der Ausstellung, berichtet von der Pfarrerhebung, den neuen Aufgaben mit dem Beginn der Wallfahrt in Kevelaer 1642, von wichtigen Verbänden und Vereinen, der Zerstörung der Antonius-Kirche durch den Krieg und den Brand von 1982, von Wiederaufbau und Neugründung. Wertvolle Leihgaben der Pfarrgemeinde und besondere Zeugnisse aus dem eigenen Bestand des Museums begleiten die Besucher*innen bei ihrem Rundgang, wobei dem Hl. Antonius ein ehrenvoller Platz gebührt, der hier zugleich den Ausstellungstitel beherzigt.

Der Hl. Antonius. Oder am Niederrhein auch gern ,Ferke(l)s Tön‘ genannt. Foto: NMK
Doch wie kam „Ferke(l)s Tön“ zu seinem liebevoll gemeinten Spitznamen? Schreiten Pilger*innen, Einheimische oder Besucher*innen in Kevelaer auf die erste Pfarrkirche der Stadt zu, erblicken sie sogleich auf einer hohen Stele die erhabene Gestalt des Hl. Antonius, zu dessen Füßen sich eines der wichtigsten Haus- und Hoftiere des Menschen gesellt. Mit dem T-Stab in der einen und einem Buch in der anderen Hand überwacht der Heilige würdevoll den Vorplatz „seiner“ Kirche und die hier anwesenden Schützlinge.
Behütet kann man sich bei dem weisen Mann fühlen, der bis zu seinem Tode im Jahr 356 ein ehrbares Alter von 105 Jahren erreichen sollte, und als „Vater des Mönchtums“ ebenso verehrt wird – auch wenn dies wohl nie die Absicht des Eremiten gewesen ist. Als Sohn einer wohlhabenden Bauernfamilie in Ägypten hatte er schon früh all seinen Besitz an die Armen verteilt, um sich in die Wüste zurückzuziehen und ein asketisches Leben in radikaler Armut zu führen. Doch blieb er auf Dauer nicht allein, er war zu einer verehrungswürdigen Person geworden, der eine Jüngerschaft folgte. 312 entfloh er zu dem Berg Kolzim am Roten Meer. Auch dorthin kamen die Menschen, suchten seine Nähe, Rat, Heilung und Lehre, sogar Einsiedeleien entstanden.
Berühmt wurde Antonius durch die Versuchungen von Dämon*innen, denen er geduldig widerstand. 1059 gründete sich sogar der Antoniterorden, der sich im Besonderen der Krankenpflege widmete. Der Orden durfte dazu seine Schweine im Dorf frei laufen lassen, die zudem auch von den Bewohner*innen gefüttert wurden.