Voller Optimismus, dass die Mannschaft in dem Turnier weit kommen kann

Ein Stehtisch, ein paar Flaschen Bier und zwei Deutsch-land-Flaggen, im Wohnzimmer von Heiner Ingenpaß herrschte WM-Stimmung. Mit einigen Spielern aus dem Seniorenteam verfolgte der Handball-Obmann des Kevelaerer SV die Partie zwischen der deutschen Nationalmannschaft und den Weltmeistern aus Frankreich bei der Handball-Weltmeisterschaft.
„Schön, jawohl“, war es mehrfach aus den Kehlen der Enthusiasten zu hören. „Den kannste trotzdem runterschicken“, hieß es nach einem Foul.
„Das Halbfinale ist mindestens drin“, gab sich Ingenpaß vor dem Anwurf grundsätzlich optimistisch. „Wenn die richtig zu sich finden, und mit etwas Glück ist noch mehr drin.“ Er erinnerte sich nur zu gut noch an die faszinierende Atmosphäre des Olympia-Turniers von Rio.
„Es ist sehr spannend, abwechs­lungreich und ausgeglichen. Nach der Leistung in den letzten Spielen hatte ich damit gerechnet“, holte auch Jugendobmann Michael Hieckmann angesichts der engen Partie kurz Luft. „Gegen Russland waren zwei, drei dumme Fehler dabei“, äußerte der 41-Jährige die Hoffnung, dass sich das an diesem Abend nicht wiederholt. „Für das Turnier wäre es ein Sieg wichtig, aber ich glaube eher an ein Unentschieden.“
Hieckmann zeigte sich überzeugt: „Ein WM-Sieg wäre wichtig, weil der Handball dann wieder populärer wird und dann mehr in die Öffentlichkeit kommt.“ Beim KSV sehe die Situation in Sachen Nachwuchs aber ganz gut aus, ergänzte Jugendtrainer Sven Croon: „Ein Titel ist wichtig und zieht immer, auch wenn wir hier auf einem guten Weg sind.“
Nachdem er vor gut fünf Jahren wieder aktiv Jugendarbeit betrieben habe, gebe es schon wieder sieben Jugendmannschaften mit jeweils bis zu 25 Jugendlichen pro Mannschaft in Kevelaer, meinte Hieckmann. Aktuelle Erfolge seien die Qualifikation der E-Jugend für die Kreisliga und die mögliche Kreismeisterschaft der D-Jugend in der Kreisklasse.
Das Interesse an dieser Sportart wachse also, aber nicht die Infrastruktur dazu vor Ort. „Wir sind langsam an einem Punkt, wo wir niemanden mehr annehmen können, weil uns die ehrenamtlichen Trainer und die Hallenzeiten fehlen“, wurde der Wunsch nach einer zweiten Dreifachturnhalle deutlich.
Auch Hannes Lipka, seit fast 20 Jahre selber als Handballspieler aktiv, fieberte mit der Deutschen Mannschaft mit. „Zuhause mit den Kindern müsste man ruhiger sein, aber hier kannste jubeln“, fand er das deutsche Spiel „supergut, sehr konzentriert. Das ist auf jeden Fall sehr emotional. Ich bin überzeugt, dass wir es schaffen.“
Beim Stand von 21:20 nach knapp 50 Minuten zeigte sich Thomas Canders-Knell trotzdem noch entspannt, „weil so ein Turnier dauert ja ein bisschen länger.“ Der 36-Jährige spielt seit drei Jahrzehnten Handball. „Ich bin damit groß geworden und habe das keine Minute bereut.“
Natürlich „wäre es optimal, Frankreich und Serbien zu schlagen, um dann mit vier Punkten in die Zwischenrunde zu gehen“, jubelte er nach einem erneuten Treffer des deutschen Teams.
Chance aufs Finale
„Ich denke schon, dass die Chance fürs Finale da ist.“ Als Deutschland bei Unterzahl und einem Tor Vorsprung den Torhüter rausnahm, zeigte sich KSV-Jugendtrainer Sven Croon skeptisch: „Ich bin kein Freund davon, das kann ein Mittel sein. Wenn wir ein Tor werfen, ist alles richtig.“ Der 42-Jährige durfte ein paar Sekuden später über einen erfolgreichen Abschluss jubeln.
Finale Spannung herrschte bei allen, als es drei Sekunden vor Spielende zum letzten Wurf für Frankreich kam und der Ball tatsächlich noch im Winkel landete.
Den Optimismus wollte sich aber niemand nehmen lassen, auch nicht Jens Bechhaus (19). „Das hätte keiner gedacht, dass die Mannschaft sich so zusammenfindet“, das „Küken“ der Mannschaftsetzt jetzt auf einen Sieg gegen Serbien am Donnerstag (Anwurf 18 Uhr). „Dann schauen wir mal, wer noch weiter kommt und mit wieviel Punkten Deutschland in die Zwischenrunde geht.“
Und Hannes Lipka ergänzte: „Wenn das Publikum die Jungs mitnimmt, dann geht in dem Turnier alles.“