Viele junge Streicher und eine Stimme als Instrument

Zum traditionellen Frühlingskonzert hatte das Niederrheinische Jugendstreichorchester unter der Leitung von Thomas Brezinka ins Museum eingeladen. Zuvor mussten jedoch noch Stühle herbeigeschafft werden. Rund 130 Musikbegeisterte wollten die 21 Musikerinnen und zwei Musiker hören.
Der Werdegang der Mitwirkenden, der zum Niederrheinischen Jugendstreichorchester gehörenden Jungen Streicher Kevelaer, hat meist einen typischen Verlauf. Von den „Streichmäusen“ über die „Capella Piccola“ entwickeln sie sich zu Mitgliedern des Jugendstreichorchesters. In ihm spielen fortgeschrittene Jugendliche im Alter von 14 bis 19 Jahren. Sie müssen sich über ein Probespiel qualifizieren und stammen aus Kevelaer oder den umliegenden Städten von Pfalzdorf bis nach Willich.
Wöchentliche Proben, ein intensives Probewochenende und vier bis fünf Konzerte im Jahr stehen auf dem Plan  und machen so das Orchester auch zu einem Sprungbrett in überregionale Jugendorchester.
Gegenwärtig spielen vier Musiker aus seinen Reihen im Landesjugendorchester NRW und drei Musikerinnen im Märkischen Jugendsinfonieorchester. Beim Frühlingskonzert im Museum zeigten die Orchestermitglieder ihr ganzes Können.
Ottori Respighis „Antiche Danze ed Arie“ in zwei Sätzen, Frederick Delius „Two Aquarelles: Lento -Gaily“ und „Das Meisterwerk von Wolfgang Amadeus Mozart, das es immer wieder neu zu entdecken gilt“, sagte Thomas Brezinka, „Eine kleine Nachtmusik (KV 525)“ wurden erstklassig vorgetragen.
Anhand des Beispiels von Frederick Theodore Albert Delius (1862-1934) warb Thomas Brezinka darum, Kindern ihren Wunsch nach musikalischer Selbstverwirklichung schon früh nachzukommen. Delius wollte schon als Jungendlicher Musik machen, wurde aber von seinem Vater dazu gezwungen, in seinen Betrieb der alten Kaufmannsfamilie einzusteigen. Da er sich erst 1884 aus dieser Fessel befreien und den Weg als Musiker und Komponist beginnen konnte, ging viel kreative Zeit verloren.

Charlotte Langner triumphierte mit drei Arien.


Ein Beispiel, dass musikalisches Talent sich schon früh entwickeln kann, ist Charlotte Langner. Bereits mit ihren 15 Jahren zeigte sie beim Frühlingskonzert eine tolle Leistung. Brezinka freute sich, wieder traditionell eine Solistin aus den eigenen Reihen präsentieren zu können. Mit ihrem Instrument Bratsche ist sie zwar im Orchester eingebunden, wird aber als Sopranistin mit ihrem ganzen Körper zusätzlich zu einem Instrument.
Begleitet vom Orchester triumphierte sie mit drei Arien. „Pious Celinda“ von Purcell, „Vieni, Vieni“ von Vivaldi und „Voi che sapete“ vom Wolfgang Amadeus Mozart. Charlotte Langner begeisterte nicht nur mit einer vollen, warmen und weichen Stimme. In ihrer Mimik und Gestik ist ihr anzusehen, dass sie jeden Ton und jedes Wort durchlebt. Hierdurch ergreift sie die Zuhörer, spricht sie in besonderer Weise an und verschafft der Musik Authentizität. Und welchen Beruf möchte sie einmal ergreifen? „Ich möchte auf jeden Fall Gesang studieren und mein größter Wunsch wäre es, wenn ich an der Universität für Musik und darstellende Kunst in Wien angenommen würde. Aber das ist ganz schwer“, träumt die junge Sängerin.
Am Ende erhielten alle lange andauernden Applaus, mit dem die Zuhörer zum Ausdruck brachten, dass sie diesen musikalischen Kevelaerer Schatz zu schätzen wissen.