Viele alte Geschichten in kleiner Runde

Im vorigen Jahr war der Tisch im Goldenen Schwan noch voll besetzt, als der Jahrgang 1936/1937 der St. Antoniusschule zu seinem jährlichem Klassentreffen zusammenkam. An den Tisch passen 14 Gäste. Diesmal hatten aber nur neun Herren daran Platz genommen.
Neben Richard Opwis, der das Treffen mit organisiert hatte, waren zahlreiche weitere bekannte Kevelaerer in dem Jahrgang. Hans Plönes, Willi Rommen, Willi Scholten, Heinz und Willi Quartier, Joseph Plümpe und Walter Kaenders.
„Als wir 1952 aus der Marktschule entlassen wurden da waren wir 66 Jungen. 40 davon sind schon verstorben und viele können aus Alters- und Krankheitsgründen oder weil die Anreise zu schwierig ist, nicht mehr kommen“, sagte Richard Opwis. „Deshalb hatten wir in der Einladung geschrieben, dass es vielleicht die letzte Gelegenheit ist, sich hier zu treffen.“ Neben Opwis waren Felix Passens, Walter Kaenders, Willi Quartier, Jakob Terlinden, Joseph Plümpe, Josef Daniels, Rudi Maliani und Otto Hüllekens gekommen.
Aber auch die kleine verbliebene „Truppe“ freute sich an dem Wiedersehen. Es wurden neben aktuellen Lebensgeschichten Erinnerungen ausgetauscht. Natürlich war Lehrer Franz Jaschke (* 1901, † 1985), bei dem man Lesen, Schreiben und Rechnen gelernt hatte, ein Thema: „Wer bei dem gut singen konnte, der hatte gute Karten. Jaschke hatte einen Knabenchor. Das war etwas ganz besonderes in dieser Zeit. Weil er aus Schlesien stammte, mussten wir oft `Und in dem Schneegebirge´ singen“, erinnerte sich einer der ehemaligen Schüler. „Wir sind noch Zeitzeugen vom Krieg, den wir erleben mussten. Panzer rollten über den Marktplatz direkt an unserer Schule vorbei, am Bahnhof gingen welche in Stellung und hier gegenüber im ehemaligen ‚König von Spanien‘, da war das Rote Kreuz einquartiert.“
Von den Anwesenden ist nur noch Richard Opwis berufstätig,  mit seinem Herrenbekleidung-Geschäft in der Bahnstraße („Im Geburtshaus von Richard Opwis“, wie es dort angeschlagen ist). Die weiteren Teilnehmer kommentierten dies lachend: „Der will Prince Philip, den Prinzgemahl der britischen Königin Elisabeth II noch übertreffen, der geht jetzt mit 96 in Rente.“
So saß man noch lange zusammen und machte sich zum Abschied gegenseitig Mut, dass man es vielleicht doch schaffen würde, sich nächstes Jahr am dritten Samstag nach Ostern wiederzusehen.