Viel Liebe und ein tolles Spiel
Am Ende des Abends standen alle Gäste des Bühnenhauses auf, um dem Ensemble ein Ständchen des Dankes darzubieten. „Dass jemand für uns gesungen hat, das hatten wir noch nie“, meinte Schauspielerin Steffi Heald, die in dem Stück „Viel Lärm um nichts“ die Margarete verkörpert. Der Grund für die Begeisterung der Zuschauer war eine vollkommen eigene, choreographisch, von den Kostümen und der Unmittelbarkeit der Akteure her umwerfende
Insgesamt hatten 26 Beschäftigte des Hauses Freudenberg plus 42 andere Akteure unter der Regie von Anna Zimmermann-Hacks seit September letzten Jahres daran gearbeitet umd gefeilt. „Alle zwei Jahre eben Shakespeare, das ist unser Rhythmus“, machte die Regisseurin deutlich, warum man sich für diesen Stoff entschieden hatte.
Vor 15 Jahren habe man „mit einem ganz kleinen Stück“ das Theaterspielen begonnen, seit fünf Jahren gehe man damit offensiv in die Öffentlichkeit. „Das ist total cool, das ist Leidenschaft – und wenn das dann mit so einem Feedback ausgestattet wird“, zeigte sie sich stolz. „Und das sind keine unterschiedlichen Gruppen, sondern nur Menschen, die Lust haben, Theater zu spielen.“
Davon konnte man sich im Verlaufe der Darbietung ein überzeugendes Bild machen. Regieassistent Eugen Furch hatte den Text des Originals mit einer eigenen, sprachlich sehr frisch-fetzigen Übersetzung versehen, Felix Pickers mehrere Popsongs als musikalische Brücken zwischen den Szenen arrangiert. Und mit Daniel Görtz (Piano, Gesang, Gitarre), Vivian Zastrow (Gesang, Glockenspiel, Percussion) und Marie Flaß (Querflöte , Harmonium) brachte der Bassspieler dann die Musik zu Gehör.
Im Mittelpunkt stand die fein gesponnene Geschichte um Liebe, Macht und Intrigen – und die Hauptdarsteller Claudio (Sebastian Schminke) und Hero (Mirjam Reykers), die am Hof von Messina heiraten sollen. Und da sind noch Benedikt (Olaf Böcker), der von Liebe gar nichts hält, und die auf Männern herumhackende Beatrice (Jenny Schindler), die sich Wortgefechte liefern.
Der Fürst Don Pedro (Christian Wagener) will auch, dass Benedikt und Beatrice ein Paar werden, und so wird beiden die Liebe eingeflüstert, werden Gespräche inszeniert, in denen beiden die Sehnsucht des anderen unterstellt wird – und sie nähern sich an.
Der Bruder von Don Pedro, Don John – als Zwilling von Heinz-Walter Schweers und Lutz Mecklenburg synchron sprechend verkörpert – will die Hochzeit von Hero und Claudio mit Hilfe seiner Getreuen Borachio (Laura Sakowitz), Cornelia (Joanna Bailey) und Ramazotti (Ramona Deppe) verhindern.
Er inszeniert eine Liebesszene zwischen seinem Gefolgsmann Borachio und Heros Zofe Margarethe, die Heros Kleidung trägt. Daraufhin beschuldigt Claudio Hero der Untreue, die fällt daraufhin in Ohnmacht.
Alle glauben, sie sei gestorben, der Liebende macht sich ernsthafte Vorwürfe, für ihren Tod verantwortlich zu sein, während ihr Vater den Glauben an den Tod der Tochter aufrechterhält, damit die Wahrheit über die Intrige ans Licht kommt. Nach vielen Wendungen steht das Happy End für beide Paare.
Die Inszenierung hatte viele unfreiwillig-humorvolle Momente, bot viel schauspielerisches Herz und Spannung. In seiner Rolle als Antonio überzeugte auch der Kevelaerer Bürgermeister Dominik Pichler. Hervorzuheben sind die wunderbar originalen Kostüme von Carina Sachmann und Bärbel Sommer, die wirklich sensationellen Bühnenbauten von Klaus Mecklenburg sowie Christoph Gerhardts und die Inszenierung großartiger Szenen.
Dazu zählten der Auftritt der Wachen (Ingo Tebart, Daniela Ströter, Florian Stumpf, Hendrik Wolters, Markus Eckhart und Markus van de Kamp), die das Intrigantentrio festnahmen, zu stampfenden Rhythmen und Nebelgebläse.
Schrei nach Liebe
Vor allem aber blieb die düstere Spiegelszene haften, als zwölf Damen der Hofgesellschaft vor überdimensionalen Schminktischen mit Hohlspiegeln sitzen, ihre Gedanken hörbar werden und der Song „Schrei nach Liebe“ im kollektiven „Arschloch“ endet. „Das war sowas von geil – so surreal und kraftvoll“, war der Kevelaerer Georg Fedke wie viele im Publikum einfach nur begeistert.