Viel Bläserpower und neue Stücke
Atmosphärisches Dämmerlicht, stimmungsvolle Musik und gut gelaute Gäste – erneut konnte man sich im „Goldenen Apfel“ ein bisschen wie in einem Jazzklub fühlen.
Dass eine Stadt wie Kevelaer mit dem „Löwen“ und dem „Apfel“ mittlerweile zwei starke Locations für einen Sound dieser Art hat, erfreut nicht nur die Gastronomen und die Musiker, die sich davon was versprechen, sondern auch die Gäste, die die Chance nutzen, dafür vor die Tür zu gehen.
„Eine entspannte Abwechslung zu St. Martin – wir geben dafür am Freitag beim großen Martinszug in der Stadt alles“, genoss Jürgen Lamers vom Spielmannszug der Feuerwehr ein gutes Glas und zweieinhalb Stunden Musik.
Auch diese „Jazz im Apfel“-Ausgabe mit der „Scala Jazzband“ und den Pianisten Wolfgang Czeranka konnte für ein volles Haus sorgen. „Wir haben schon im ersten Block zwei vollkommen neue Songs gespielt – und wir mussten es so verteilen, dass alle mal dürfen“, wollten er und seine Combo erst gar nicht den Eindruck entstehen lassen, als führe man „Und ewig grüßt das Murmeltier“ mit den gleichen „musikalischen“ Zutaten auf.
Zumal er auch für diese Ausgabe wieder neue Musiker dazugeholt hatte – die Bläsersektion fiel diesmal etwas „fetter“ aus: Vom Bodensee aus war der Tenorsaxofonist Dieter Mross angereist, mit Sax und Klarinette Reinhard Schmitz vom rechten Niederrhein und Enrico Santonocito mit seiner Querflöte, der schon einige Male mittun durfte.
Dazu kam nach einigen Tagen der Abwesenheit Aart Gisolf mit seinem Saxofon, der nicht nur bei dem Swing „Nice work if you can get it“ mit seinem melodisch-reduzierten Stil als Solist brillierte. „Schöne Truppe, schönes Lokal, man ist erstaunt, wie viele Gäste hier sind – was will man mehr“, war sein Statement zum Abend.
So konnte die Stammmannschaft um Czeranka, Hanns Hübner (Bass), Stefan Janssen (Schlagzeug) und die Dortmunder Sängerin Daniela Rothenburg mit dieser fabelhaften „Ausstattung“ in die Vollen gehen.
Und so präsentierte die Combo im ersten Block eine abwechslungsreiche, spannende Melange aus Medium Swing („Oh look at me now“) , einer funky Samba mit „Morning dance“, Latin Pop („A night like this“) und Klassikern der Musikgeschichte wie „The lady is a tramp“ mit Rothenburgs prägnantem Gesang.
Flüssig-expressiv im Ton, dabei sehr cool, kam Dieter Mross bei dem „Parking lot Blues“ im zweiten Teil rüber. Reinhard Schmitz wirkte da etwas lyrischer, die Töne schön für sich sprechen lassend, bei dem Jazzrock-Stück „Winelight“ von Grover Washington.
Mit Ukulele begleitete Czeranka Rothenburg bei „It´s a good day“, Stings „Fields of gold“, das nicht mal in der Probe angespielt wurde (Rothenburg), entwickelte sich nach erstem Ruckeln dann zu einer guten Popballade.
Querflötist Enrico bot mit der Interpretation von Gloria Gaynors „I will survive“ eine weitere, bislang weniger gehörte Farbe im Programm. Gegen Ende sangen alle zu „All about that bass“ im Kollektiv mit – und auch ohne Zugabe konnte man von einer runden Sache sprechen