„Die Vorstellung von ‚Woyzeck Reloaded‘ war ein voller Erfolg“, sind sich die Akteure auf und hinter der Bühne einig. Der Literaturkurs der Q1 (Qualifikationsphase 1) des Kardinal-von-Galen-Gymnasiums (KvGG) beeindruckte das Publikum im Konzert- und Bühnenhaus mit seiner modernen Version von Büchners Klassiker.

Büchners Woyzeck ist ein unvollendetes Fragment über Armut, Ausbeutung, Gier und Wahnsinn. Die Hauptfigur, Franz Woyzeck, überzeugend gespielt von Janne Stevens, ist in der Version des KvGG jedoch kein Soldat, sondern ein Tellerwäscher, der von seinem Chef schikaniert und ausgelacht wird. Woyzeck, von Armut und Verfolgungswahn geplagt, gleitet immer weiter in eine persönliche Abwärtsspirale. Er muss seinen Körper für medizinische Experimente an ein skrupelloses Ärzteehepaar verkaufen und erfahren, dass seine Freundin Marie, mit der er ein gemeinsames Kind hat, und die von einem besseren Leben träumt, ihn mit dem neuen Chefkoch des Restaurants betrügt. Nur sein Freund, der Kellner Andreas, hält trotz seines immer merkwürdiger werdenden Verhaltens zu ihm.

Dabei stellten die Schüler und Schülerinnen des Literaturkurses die Handlung nicht einfach nur dar und transportierten sie in die heutige Zeit, sondern interpretierten und kommentierten diese auch. So traten die beiden Conférenciers Sandy Kiala und Benedikt Schatten immer wieder vor den Vorhang und bewerteten das Gesehene. Sie stellten grundlegende Fragen nach dem Wesen des Menschen, nach dem Wesen der Liebe und nach dem, wozu der Mensch eigentlich fähig ist. Zum Schluss, nachdem Woyzeck seine Freundin Marie auf der Tanzfläche im Restaurant erstochen hat, appellierten sie auch an das Publikum, die Welt besser und gerechter zu machen.

Büchners Woyzeck ist zur Zeit verpflichtende Lektüre des Deutschunterrichts in der Oberstufe und ein Thema im Zentralabitur.