Vertrauen auf ein gutes Jahr

Entspannt und sehr kommunikativ gestaltete sich der Neujahrsempfang der evangelischen Kirche, der traditionell im Mehrgenerationenhaus der Kirchengemeinde ausgerichtet wurde.

Viele der Kirche verbundene Institutionen wie die Tafel oder „Imole-Lichtstärke“, aber auch Leute aus dem Chor, einzelne Parteivertreter und viele Gemeindemitglieder nutzten die Gelegenheit, sich das Jahr nochmal zu vergegenwärtigen und einen Ausblick auf das kommende Jahr zu werfen.

Zuvor hatte Karin Dembek im Advents-Gottesdienstes in ihrer Predigt die Vorweihnachtszeit eingeleitet. „Ein kleines Licht ist uns heute gegeben. Der Anfang ist gemacht“, wies die Pfarrerin darauf hin, wie wichtig und wertvoll es sei, sich nach und nach dem Heiligen Abend zu nähern und das „Warten und Sehnen als eigene Zeit anzuerkenn“, die zur Vergegenwärtigung wichtig sei.

Im Anschluss konnte Dembek die zahlreichen Gäste im Mehrgenerationenhaus begrüßen. Auch Karl Hagedorn war gekommen. Ihm war die Bedeutung des Empfangs durchaus bewusst war. „Das ist mein letzter Durchgang als Schulleiter“, blickte er auf das kommenden Jahr. In seinem Grußwort sprach der Katholik von der Bedeutung der „Werteorientierung“ durch die Kirchen.

Pastor Gregor Kauling fehlte aus privaten Gründen. So durfte Bürgermeister Dominik Pichler der Grußworte an die Besucher richten. „Geld macht nicht glücklich“, betonte er die Bedeutung von Gesundheit und einer intakten Familie. Man solle sich darüber klar werden, „dass es uns recht gut geht“. Es gebe genug Gründe, glücklich zu sein. „Ich habe viele Gründe dafür“, sprach das Stadtoberhaupt von seiner Familie, die ihn glücklich mache, wenn er abends durch die Tür komme. „Ich bin nicht steinreich, aber kinderreich. Beides geht nicht“, scherzte er und empfahl allen, „ein bisschen weniger zu nölen.“

Bürgermeister Dominik Pichler erinnerte daran, dass Geld alleine nicht glücklich macht.

Beate Classen sprach von dem „Vertrauen, dass wir ein gutes Jahr haben und alles gut hinkriegen.“ Die Wettener Ortsvorsteherin betonte das Gemeinsame der beiden christlichen Konfessionen: „Das ist nicht soweit auseinander, miteinander Probleme zu lösen oder gar nicht erst aufkommen zu lassen.“ Daniel Hahnen als stellvertretende Leiter der evangelisch-freiheitlichen Kirchengemeinde sprach davon, „die Kirchen zu öffnen und das Licht weiterzugeben.“ Der Gelderner Nachbarpastor Ralf Schreppel warf den Blick auf die zukünftig engere Kooperation beider Gemeinden.

Und Rainer Morawietz, Vorsitzender der Kevelaerer Tafel, bezeichnete das soziale Engagement der evangelischen Kirchengemeinde mit Blick auf die von den Konfirmanden gepackten Weihnachtspräsente für die Tafel und das bevorstehende Weihnachtsessen für die bedürftigen Menschen als „beispielgebend.“

Er erinnerte daran, dass pro Jahr in Deutschland pro Kopf 85 Kilogramm Lebensmittel auf dem Müll landen: „Das sind in Kevelaer 2.300 Tonnen. Das entspricht einem Güterzug mit 42 Waggons.“ Für 2020 wünschte er sich, dass die Menschen mit Lebensmitteln sensibler umgehen.

Der frühere Arzt Dr. Abiodun Ogundare verriet am Rand der Veranstaltung, was mit dem Geld aus den Benefizkonzerten des Uedemer „Voices“-Chores für seine „Lichtstärke“-Stiftung geschehen soll. Immerhin kamen dabei ja 5.000 Euro zusammen. „Wir werden damit ein Gerät kaufen, wo man ab den 15. Lebensmonat erkennen kann, wie gut die Augen der Kinder tatsächlich sind.“

Und eine ganz persönlichen Wunsch formulierte die 90-jährige Alice Kiendziel für sich, als sie sich beim Bürgermeister für die Glückwünsche zum runden Geburtstag bedankt hatte. „Dass man fit bleibt und nicht leidet, wenn man gehen muss“, dachte sie an ihre Polyneurotapie und die vor einem Jahr verstorbene Zwillingsschwester.