Verführung zum Durchatmen
Intensive Musik, die mit ihrer Konzentration den Raum füllte und bis in die Tiefe der Zuhörer eindrang, boten die Kölner Vokalsolisten am Sonntag in der Beichtkapelle. Das sechsstimmige A-capella-Ensemble, dessen bevorzugtes Repertoire die Kammermusik des 20. und 21. Jahrhunderts ist, sich aber auch der vokalen Kammermusik aller Epochen und Stile widmet, brillierten bei einem Chorkonzert der Extraklasse in der Marienstadt.
Das 2007 anlässlich der Aufführung von Luciano Berios „Canticum novissimi testamenti“ gegründete Ensemble besteht aus Julia Reckendrees (Sopran), Dominique Aline Bilitza und Kartharina Georg (Mezzosopran), Leonard Reso (Tenor), Fabian Walter (Bariton) und Christian Walter (Bass).
Nachdem Chordirektor Romano Giefer die Solisten und die anwesenden Gäste begrüßt hatte, boten die Sängerinnen und Sänger aus der Domstadt ein Klangerlebnis, das über die Gäste nahezu hereinbrach und sie gleichsam verführte tief durchzuatmen. Die glockenklaren, fein aufeinander abgestimmten Töne ließen keinen Raum der Hektik zu, sondern forderten das Stillewerden und Eintauchen in den raumöffnenden Klang.
„Komm, Gott Schöpfer, Heiliger Geist“, unter diesem Titel wurden Sätze von Johannes Eccard und Giovanni Pierluigi da Palestrina aus dem 16. Jahrhundert, Heinrich Schütz aus dem 17. Jahrhundert, Charles Villiers Standford, Josef Gabriel Rheinberger und Johannes Brahms aus dem 19. Jahrhundert und James MacMillan, Vytautas Miskinis, Gerald Finzi, César Geoffray, und Maurice Duruflé aus dem 20. Jahrhundert vorgetragen.
Standing ovations, die nicht enden wollten, bescherten den begeisterten Zuhörern „God so loved the world“ von Bob Chilcott als Zugabe und nach einem Kunstgenuss der Superlative verabschiedeten die Mitglieder des Kölner Vokalensembles gut 50 Kevelaerer in eine neue Woche, in der ihre Musik sicher noch lange nachklingen wird.