Verantwortung für das „Nie wieder“ übernehmen

44 Schüler des Kardinal-von-Galen-Gymnasiums haben vor Kurzem das KZ Auschwitz besucht. Auf einem Dokumentationsabend in der Schule erhielten Besucher nun aus erster Hand Eindrücke der Schüler und viele Hintergrundinformationen. Erstmals fand die Veranstaltung im ersten Stock statt. Auch die Konzeption mit verschiedenen Räumen, in denen man sich über Aspekte der Reise informieren konnte, war so noch nicht zu sehen gewesen. „Diese Nicht-Unruhe war von den Schülern so gewünscht“, machte die langjährige Reise-Organisatorin, Stefanie Kröselberg, deutlich. Man sollte die Möglichkeit haben, alles für sich zu betrachten „und die Emotionalität zu spüren, die in vielen Schülern vorhanden war.“

Sie selbst habe einen besonderen Moment gehabt, als sie mit einer Schülerin einen „Mutter-Tochter“ – Text des Schriftstellers Elie Wesel nahe der Deportationsgleise gelesen habe. Dieser Moment war später auch in den filmischen Eindrücken vom Lager in einem der Schulräume zu sehen. Für die „Einstimmung“ auf das Thema trugen Luise Quick und Charlotte Rossmann die Titelmelodie des Filmklassikers „Schindlers Liste“ vor. Die beiden Moderatorinnen Athena Riegel und Wichard Koch führten durch den Abend.

Eva Weyl möchte das Gedenken wachhalten

„Es ist wichtig, aufeinander Acht zu geben und darauf zu achten, damit sowas nie wieder mehr passiert“, sagte Athena Riegel später auch im Film, der ein Interview mit der Überlebenden Eva Weyl und den Schülern mit den Eindrücken über ihre Reise zeigte. Weyl selbst war extra für den Abend gekommen und zeigte sich „der Schule gegenüber dankbar“, das Gedenken immer wieder wach zu halten. Und sie dankte für die Möglichkeit, mit ihrer Lebensgeschichte an die Zeit des Dritten Reiches zu erinnern und mittlerweile rund 75.000 junge Leute erreicht zu haben.

Schulleiter Karl Hagedorn dankte den Schülern für ihre Arbeit. „Das ist ein Moment der Besinnung“, meinte er später. „Weil wir halt heute wieder Strömungen haben, die Geschichte negieren und verharmlosen wollen.“ Wie betroffen die Schüler tatsächlich waren, verdeutlichte der Poetry Slam von Maria Gretkowski, der die Gefühle der Menschen damals zu beschreiben versuchte. „Jeden Tag kommen mehr Frauen, Kinder, Unschuldige. Den Nazis ist es egal. Die Nazis sehen eine Schuld in denen, die nicht in ihre Ordnung passen. In eine Ordnung, in die ich nicht passe, weil ich Jüdin bin, in die behinderte und kranke Menschen nicht passen. Und wo jeder, der nicht passt, elendige Qualen ertragen muss.“

Schüler bauten eine Stehzelle nach

Dort gab es eine ganz breite Palette an Information und Dingen: von dem Projekt „Schule ohne Rassismus“ über das Interview mit Eva Weyl und den an der Fahrt teilnehmenden Schülern, filmischen Eindrücken der Fahrt und Infos über die Konzentrationslager Theresienstadt und Auschwitz/Birkenau hin bis zu einem Raum mit Infos und betroffen machenden Zeichnungen der Kinder von Auschwitz mit Schüler-Kommentaren. Für großen Eindruck sorgte die Stehzelle, die die Schüler nachgebaut hatten, um nachvollziehbar zu machen, wie es war, wenn man in dem Lager zu dritt oder viert umgeben von Holzwänden auf engstem Raum Stunden verbringen musste.

In einem Klassenraum hatten die Schüler auch die „rechten Bewegungen“ dokumentiert, darunter Plakate der NPD und AfD, der Darstellung anti-muslimischer und rassistischer Äußerungen von Politikern wie Gauland und Höcke. „Das ist erschreckend“, fand Tobias Basten. „Als Schornsteinfeger trifft man schon Wohnungen an, wo nationalsozialistische Dinge hängen“, erzählte er. Seine 17-jährige Tochter Lisa war nach Auschwitz mitgefahren.„Das waren Eindrücke, die kein Geschichtsbuch vermitteln kann. Ich empfinde keine Schuld persönlich, aber die Verantwortung für das „Nie wieder.“