Unternehmer und Wirtschaftsförderer warben für starkes Bündnis

UVK-Sprecher Rudi Beerden begrüßte zur Jahreshauptversammlung im „Gelder Dyck“ nur 20 Kollegen plus vortragende Gäste – und das, obwohl mit der „Diskussion über die Zukunft der UVK“ und „geplante Veränderungen in der Unternehmerschaft in Kevelaer“ zwei brisante Punkte auf der Tagesordnung standen.

Zuvor aber referierten Michael Lepper und Toni Steegmann vom Wettener IT-Unternehmen Andris über die Einführung der neuen EU-Datenschutzgrundverordnung in Unternehmen. Sie schilderten, welche Informationen intern und extern in Unternehmen weitergegeben, welche Vorgänge dokumentiert werden müssen und dass man eine Auskunftspflicht über personenbezogene Datenspeicherung gegenüber Bürgern hat. Beide betonten, wie wichtig die Einführung eines eigenen oder externen Datenschutzbeauftragten sei, die ab einer Beschäftigtenanzahl von zehn Personen verpflichtend ist. „Entscheidend ist, dass die Behörden sehen, dass Sie angefangen haben, was zu tun.“

In einem weiteren Vortrag legte die Achtsamkeitstrainerin Ruth Plege dar, wie man im Alltag und Beruf durch mehr Achtsamkeit den Stress senken und sein Wohlbefinden steigern kann.
Auch die neue Klimaschutzmanagerin Dr. Nina Jordan bekam die Gelegenheit, sich und ihre Ideen vorzustellen. Sie referierte über die Grundzüge des Klimaschutzkonzepts und ihre Aktivitäten und rief die Unternehmerschaft dazu auf, an der Verbesserung des Klimaschutzes mitzuwirken. Sie steht darüberhinaus als Ansprechpartnerin zur Verfügung, wenn es z.B. um Fördermittel für energetische Sanierung oder erneuerbare Energien geht.

Zusammenarbeit zwischen der Politik, der Stadtverwaltung und den anderen Unternehmerorganisationen

Danach ging es um das Kernthema des Abends: die Zukunft der Unternehmerschaft in Kevelaer und die Grundzüge einer Zusammenarbeit zwischen der Politik, der Stadtverwaltung und den anderen Unternehmerorganisationen Kevelaers.

Dazu war der Kevelaerer Wirtschaftsförderer Hans-Josef Bruns eingeladen, der in den vergangenen zwei Jahren mit allen Beteiligten aus Wirtschaft, Kirche und Politik dazu Gespräche geführt hatte. Er stellte zunächst den Ist-Zustand dar, machte deutlich, dass die Stadt für die zukünftige grundsätzliche Ausrichtung die fünf Handlungsfelder Einzelhandel/Innenstadt, Gewerbeflächen, Standortvermarktung, Bestandskunden sowie Politik und Verwaltung identifiziert habe. Dafür gäbe es ein Gesamtkonzept.

Die aktuelle Situation des Wirtschaftsstandortes Kevelaer sei positiv: „Bis auf 5.000 Quadratmeter eigene städtische Flächen sind alle Gewerbegebiete voll.“ Daneben gebe es sicherlich noch weitere Flächen, die sich im Eigentum von privaten Dritten befinden und deren Verfügbarkeit geprüft werde. Zudem haben die Unternehmen so viel Gewerbesteuer wie noch nie in Kevelaer erwirtschaftet. Und es gab 2017 rund 400 neue Jobs mit jetzt insgesamt über 7.500 sozialversicherungspflichtig Beschäftigten. „Ein Top-Ergebnis – darauf können Sie stolz sein“, wandte er sich an die Anwesenden. Perspektivisch gebe es aber auch Optimierungsbedarf.

Aus dieser Gemengelage mit vielen Gesprächen und Abstimmungen mit den Beteiligten sei der Gedanke entstanden, dass eine zusammengeführte Unternehmervertretung in Kevelaer deutlich mehr Sinn machen kann, um gemeinschaftlich abgestimmte Initiativen und Projekte voranzutreiben, so der Wirtschaftsförderer. Der erste Entwurf einer Satzung werde bereits geprüft. Abstimmungsgespräche mit den Beteiligten seien geführt worden und eine Empfehlung für eine Geschäftsordnung bereits in Arbeit.

Diese neue Formation könne sich dann auch mit einem neu zu gründenden Beirat aktiv engagieren und dort ihr Gewicht einbringen. In diesem Gremium sollen vierzehn Mitglieder – davon sieben aus der Unternehmerschaft, die fünf Fraktionsvorsitzenden der Parteien, der Bürgermeister und der Wallfahrtsrektor – zusammenkommen. Dort sollen Vorschläge für Aktivitäten und gemeinsame Aktionen/Projekte in Kevelaer entstehen, die in den politischen Entscheidungsprozess eingespeist werden.

Dabei gehe es aber nicht um einen „Rat neben dem Rat“, sondern um ein impulsgebendes Gremium, wo Prozesse im Dialog ausschließlich mit empfehlendem Charakter vorabgestimmt werden. Die Politik bleibe weiter der Akteur für die eingebrachten Vorschläge, der schlussendlich entscheide, wenn es dabei um Haushaltsmittel oder städtische Ressourcen gehe. Aber mit der Abstimmung der Beteiligten im Vorfeld komme die Stadt so als Ganzes vorwärts. „Wir müssen dringend die Vermarktung der Stadt insgesamt und auch der Innenstadt bündeln“, so Bruns.

UVK-Sprecher Beerden machte deutlich, dass eine schlagkräftige Unternehmervertretung für sich und ihre Anliegen mehr herausholen kann: „So wie wir jetzt nebeneinander herumkrebsen, geht es nicht mehr“, war seine klare Meinung. Die Debatte hier sei der erste Aufschlag dafür.

Demokratisierung des Entscheidungsprozesses

Es müsse eine Veränderung her, ergänzte Optiker Benedikt Mayer. In einem gemeinsamen Pool könne man auch mit professionelleren Werkzeugen Dienstleistungen abrufen und Sachen organisieren. „Keine Innovation ist tödlich“, lobte Markus Kaenders die angedachte „Demokratisierung des Entscheidungsprozesses“ in der Stadt und warnte vor einer möglichen Verödung der Innenstadt, falls man sich nicht bewege. Und die Konfrontation mit der Meinung anderer Unternehmer und anderer Beteiligter sei produktiv, mahnte Hostienbäcker Thomas Held die Fähigkeit zur Selbstkritik an.

Aber es gab in der Debatte auch skeptische Stimmen, die hinterfragten, welche Schlagkraft so eine Unternehmervertretung haben wird. Einzelne, wie der Unternehmensberater Werner Broeckmann, kritisierten den zu starken Akzent auf den Einzelhandel und die Innenstadtvermarktung. Und Stefan Eich von der Sparkasse fragte, ob Institutionen wie Stadtmarketing oder Citymanagement die Entscheidungen des Beirats dann mitgehen würden. „Der Bürgermeister ist direktions- und weisungsbefugt“, machte Bruns klar.