„Umwege erhöhen die Ortskenntnis“

Mit Anfang 40 wagte Sandra Vloet vor drei Jahren den Weg in die Selbstständigkeit. Ein Schritt, den sie bis heute nicht bereut hat, obwohl sie nach 20 Jahren ihre sichere Stelle im öffentlichen Dienst bei einer Rentenversicherung dafür aufgab. Für sie stand jedoch fest: „Ich will nicht hinter Akten sitzen. Ich will etwas mit Menschen machen.“ Nebenbei tat sie das bereits einige Jahre. 18 Jahre lang leitete sie eine Selbsthilfegruppe – unter anderem zu Neurodermitis, Asthma, Allergien und Regulationsstörungen bei Kindern – und von 2013 bis 2017 absolvierte sie ihre Ausbildung zur Heilpraktikerin für Psychotherapie. Nun möchte sie sich darauf konzentrieren, auch andere Menschen dabei zu unterstützen, den Weg zu sich selbst und zu den eigenen Stärken zu finden.

„Ich freue mich von Herzen und bin dankbar, nun endlich meine Leidenschaft für Menschen, für ‚besondere‘ Familien, für die Psychologie und die Psychosomatik und die vielen Wahrheiten, die das Leben für jeden einzelnen bereit hält, auch beruflich leben zu können“, sagt die 42-Jährige. Bei der Kevelaererin, die inzwischen in Kervenheim wohnt, stehen neben Einzelberatungen auch Workshops und Themenabende auf dem Plan. So bietet Vloet zum Beispiel den Teilnehmern der „Auszeit-Insel“ Zeit für sich selbst, beim Themenabend für  Patchworkfamilien können Erfahrungen ausgetauscht werden und auch zum Thema „Loslassen“ gibt es Impulse und Austausch. Während der aktuellen Corona-Krise finden diese Veranstaltungen vorerst nicht statt. Trotz der verständnisvollen Auffassung der Teilnehmer kämen durchaus Reaktionen wie: „Gerade jetzt bräuchten wir es.“ Eine verstärkte Nachfrage nach Einzelberatungen aufgrund der für viele Menschen belastenden Situation gäbe es derzeit noch nicht.

Hilfe während der Krise

Psychische Schwierigkeiten, wie z.B. Ängste, Probleme in Partnerschaften und Familien oder auch der Umgang mit Krankheit, Trauer und Verlust bringe die Zeit vermutlich mit sich. Menschen, die auch vorher bereits mit Problemen zu kämpfen hatten, fiele die ganze Situation sicherlich noch schwerer, sagt die 42-Jährige. Vloet wünsche sich, dass die Menschen, sobald sie bei sich bemerken und fühlen, dass ihnen Unterstützung guttäte, sich nicht scheuen, diese auch in Anspruch zu nehmen, damit sie möglichst gut wieder aus der Krise kommen.

Eine Leidenschaft, die Sandra Vloet für sich entdeckt hat und die sie mit ihrer Arbeit verbindet, ist das Schreiben. „Ich finde es ein tolles Medium, sich auszudrücken.“ Seit fast eineinhalb Jahren hat sie ihren eigenen Blog. Dort gibt es immer wieder Neues zu lesen. Die Themen sind angelehnt an ihre Arbeit als Heilpraktikerin. So finden sich zum Beispiel Texte mit den Titeln „Ich bin gut – genau SO“, „Perspektivwechsel“ und „Wie aus dem ‚Flickwerk‘ Patchworkfamilie das ‚Kunstwerk‘ Bonusfamilie werden kann“. Vor allem in der aktuellen Zeit seien die Blog-Einträge (zu finden unter https://www.sandra-vloet.de/blog/) eine Möglichkeit, den Menschen beizustehen und positive Gedanken zu vermitteln. Die kreative Seite lebt Sandra Vloet, die ihre Praxisräume in Kervenheim hat, auch in ihrer Freizeit aus. Leidenschaftlich gerne bemalt sie Steine mit unterschiedlichen Mustern und Botschaften, liest Bücher und verbringt Zeit mit ihren Freunden, die für ihre Arbeit viel Verständnis zeigen und offen dafür sind, sagt Vloet. Ihre sportliche Aktivität findet sie beim Tennis und um sich „frei zu fühlen“, fährt sie mit ihrer Familie mit dem Wohnmobil gerne ans Meer.

Auf Augenhöhe begegnen

Eine Fokussierung ihrer Arbeit sind die Themen Patchwork, Erziehung und Familienberatung. Dabei wurde Vloet auch von ihrem eigenen Lebensweg geleitet. Sie selbst lebt in einer Patchwork-Familie mit ihrem Mann, ihrer 11-jährigen Tochter und dem 18-jährigen „Bonus-Sohn“, wie Vloet den Sohn ihres Mannes liebevoll nennt. Dass sie Erfahrungen aus ihrem eigenen Leben in die Arbeit einbringen kann, sieht die Heilpraktikerin als Vorteil: „Die Leute können es besser annehmen, wenn man es selbst erlebt hat.“ Man begegne sich auf Augenhöhe.

Bei den Begegnungen mit den Menschen ist Vloet sich dessen bewusst: „Das, was mir hilft und was mir gut tut, hilft nicht gleichzeitig den anderen.“ Sie möchte ihren Klienten Impulse geben, sie begleiten, ihren Weg zu finden – fernab von starren Dokumentationen, festgelegten Konzepten und monatelangen Wartezeiten für einen Termin. „Zu mir kommen ganz viele Menschen, die Lebensberatung brauchen.“ Vloet möchte ihnen Mut machen, sich mit sich selbst auseinanderzusetzen und und mit früheren Erfahrungen und Schicksalen Frieden zu schließen. Menschen zu zeigen, dass sie die Herausforderungen, Höhen und Tiefen im Leben mit ihren eigenen Ressourcen und Stärken und ihrer Persönlichkeit meistern könnten, sei ihr wichtig. Dies geschieht u.a. durch aktives Zuhören, wertfreie Begegnungen und einem auf die Stärken jedes Einzelnen gerichteten Blick.

Wenn die 42-Jährige über ihre Arbeit berichtet, schwingt eine gewisse Leichtigkeit mit, das Lächeln schwindet dabei fast nie aus ihrem Gesicht. Die Heilpraktikerin versucht, aus jeder Situation etwas Gutes mitzunehmen. Beruflich wie privat gab es in ihrem Leben Höhen und Tiefen, es lief nicht immer alles glatt und nach Plan. Sie blickt heute positiv auf  diese Veränderungen, denn in einem ist sich Vloet sicher: „Umwege erhöhen die Ortskenntnis. Und mit jedem Umweg, den man geht, lernt man sich selber immer besser kennen.“

Termine im Juni

Im Juni bietet Sandra Vloet aktuell drei Workshops an. Am Mittwoch, 3. Juni, findet von 18.30 Uhr bis 22 Uhr ein Workshop zum Thema „Sag Ja! zum Nein“ statt. Am Samstag, 6. Juni, folgt der Workshop zur „Auszeit-Insel“ von 10 Uhr bis 14.30 Uhr. Am Dienstag, 9. Juni gibt es dann um 19.30 Uhr noch einen Elternabend „Erziehen mit Herz und Verstand“. Informationen zu den Inhalten finden Sie online unter https://www.sandra-vloet.de/. Sofern die Termine aufgrund des Coronavirus nicht stattfinden können, informiert Sandra Vloet die Teilnehmer über den Ausfall.