Umgang mit dem eigenen Leben

Rund 30 Zuhörer hatten den Weg in die Jesus-Christus-Kirche gefunden, um die Lesung des auf Bornholm lebenden Autors und Seminarleiters Udo Schroeter zu erleben. „Das Buch ‚Meer als alles‘ wurde mir empfohlen. Ich habe es gelesen und fand es spannend“, betonte Andreas Lassmann vom Presbyterium der Herz-Jesu-Kirche, dass ihn vor allem das Thema angesprochen hatte.
„Das Leben, wie es im Hamsterrad ist, auf sich hören und aus dem Hamsterrad, das in uns steckt, hinauszukommen“, nannte er bei der Begrüßung das eigene Beispiel, eine Woche zu Fuß mit dem Zelt in der Eifel unterwegs gewesen zu sein. „Bei mir ist es das Wandern, bei ihm ist es das Meer.“
Es entwickelte sich keine Lesung im „klassischen Sinn“, sondern mehr die Vermittlung eines philosophischen Lebens-Grundgerüstes, das sinnbildend für den Zuhörer angelegt war. Dabei trug Schroeter Auszüge aus der Geschichte des alten Angelführers Leif vor, der fünf Tage mit dem Sinnsucher Daniel am Meer verbringt. Der Autor schlüsselte begleitend seine Idee von der Verwirklichung des Menschen in seinem eigenen Leben auf.
Einen seiner zentralen Kernsätze nannte er gleich zu Beginn: „Viel mehr auf das eigene Herz hören und dem zu folgen.“ Schroeter skizzierte anhand einer Zeichnung den Lebensverlauf von Geburt über Pubertät und Älter werden bis zum Sterben. Äußere und innere Reisen zögen sich durch das gesamte Leben. Beim Älterwerden stellten sich neue Sinnfragen wie „Was will ich von der Zeit? Was sind meine Gaben und Talente?“
Dabei gehe es auf die Reise „zurück zu dem, der man im Grunde ist.“ Die meisten Männer, die zu seinen Angel-Seminaren kämen, nähmen die „Einladung auf der Suche nach dem eigenen Wert“ für sich an.
Als zentral erwies sich ein Buchauszug, wo Leif und Daniel im Meer im Wasser stehen und Leif ihn fragt, wieweit er die Rute werfen kann? Dieser Entfernungskreis spiegele „in unser alltäglichen Welt das Hier und Jetzt“ wider. „Der Augenblick, in dem sich ein Fisch deinen Köder packt, ist niemals in der Vergangenheit oder in der Zukunft. Er finde immer und ausschließlich im Hier und Jetzt statt.“
Anhand zweier Plastikflaschen zur Linken und Rechten des Tisches und Steinen in der Mitte versinnbildlichte Schroeter, dass es im Leben nicht darauf ankommt, in die Vergangenheit zurückzublicken oder große Blicke auf die Zukunft zu richten, sondern im Hier und Jetzt zu leben.
So finde man mehr zu sich selbst, mit Herz und Verstand. „Zurück in die Mitte seines Kreises zurückkommen, ein Feuer entfachen“, nannte das Schroeter und stellte den Bezug zu dem christlichen Grundgedanken „Fürchte Dich nicht“ her. „Sicherheit ist aus dem Lexikon der kleinen Jungen“, machte er im Zusammenhang mit der Geschichte deutlich. Man solle für sich ein Wort finden, das auf der Visitenkarte des eigenen Lebens steht. Er zitierte Leif, dessen Wort von einer Navajo-Frau stammt: „Bird­triber“ ist der, der das Feuer wieder anmacht.“
Im Buch ist Daniel der Diplom-Ingenieur, der seinen Job gekündigt habe, um als „Fummler“ mit Holz und allem Möglichen zu werkeln. „Den gibt es wirklich. Der fährt heute mit einem Wagen herum, bastelt mit Kindern und ist der glücklichste Mensch der Welt“, versichert der Autor.
Tatsächlich fand sich im Publikum mit dem Schwalmtaler Stefan Vogt ein Gast, der für sich bei Schroeter vor einem Jahr das Identitätswort „Kaffee“ gefunden hatte. „Jetzt bringe ich mit einer kleinen Rösterei eine eigene Kaffeekreation heraus.“